Während einer Veranstaltung der Zeugen Jehovas in Hamburg sind am Donnerstagabend mehrere Menschen bei einem Amoklauf getötet oder verletzt worden.
Medienberichten zufolge starben am Donnerstagabend sechs oder sieben Menschen, mindestens acht weitere seien verletzt worden. Der Täter ist möglicherweise tot, seine Tat stuft die Hamburger Polizei nach Informationen aus Sicherheitskreisen als Amoklauf ein.
Amoklauf in Hamburg: Polizei äußerte sich zunächst nicht zu Zahl der Toten
Zur Zahl
der Toten äußerte sich zunächst weder die Polizei noch die Hamburger
Innenbehörde. "Es ist nach ersten Erkenntnissen so, dass mehrere Tote
unter den Opfern zu beklagen sind", sagte ein Polizeisprecher dazu. "Die
Toten haben alle Schussverletzungen", hieß es. Unter den Toten soll
möglicherweise auch der Täter sein: "Es gibt Hinweise darauf, dass es
der Täter sein könnte. Aber ob es wirklich der Täter gewesen ist, das
ist noch unklar."
Eine Nachbarin berichtete von mehreren Schüssen
bei der Veranstaltung der Zeugen Jehovas. "Es waren ungefähr vier
Schussperioden. In diesen Perioden fielen immer mehrere Schüsse, etwa im
Abstand von 20 Sekunden bis einer Minute", berichtete Studentin Lara
Bauch am späten Donnerstagabend. "Ich habe dann weiter aus dem Fenster
geschaut und bei den Zeugen Jehovas eine Person ganz hektisch vom
Erdgeschoss ins erste Geschoss laufen sehen." Später seien Menschen von
Polizisten an Händen und Füßen auf die Straße getragen worden. Vier
Stunden nach den tödlichen Schüssen betrat schließlich die
Spurensicherung in der Nacht den Tatort.
GERMANY-CRIME-SHOOTING
© APA/AFP/DANIEL REINHARDT
Tote und Verletzte: Hintergründe der Tat in Hamburg zunächst unklar
Die Hintergründe der
Schüsse im Stadtteil Alsterdorf waren nach Angaben der Ermittler
zunächst unklar. Es gebe keinen Hinweis auf einen anderen oder einen
flüchtigen Täter: "Im Moment ist die Lage soweit beruhigt", sagte ein
Polizeisprecher am späten Abend.
Streifenwagen mit Blaulicht
hatten den Tatort am Abend weiträumig abgesperrt. Beamte mit
Maschinenpistolen sicherten den Bereich zusätzlich ab. Unmittelbar nach
den Schüssen waren alle Fenster des Gebäudes hell erleuchtet, ein
Hubschrauber war in der Luft, zahlreiche Rettungswagen standen in den
Straßen.
Amoklauf: Amtliche Gefahrendurchsage in Hamburg
Über eine amtliche Gefahrendurchsage der Behörde für
Inneres in Hamburg war die Rede von einer "extremen Gefahr". "Am
heutigen Tage gegen 21.00 Uhr schoss(en) ein oder mehrere unbekannte
Täter auf Personen in einer Kirche", hieß es in dem Text. Die Polizei
sei gegen 21.15 Uhr telefonisch über die Schüsse informiert worden.
Hamburgs
Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) zeigte sich bestürzt über die
Schüsse während einer Veranstaltung der Zeugen Jehovas. "Die Meldungen
aus Alsterdorf / Groß Borstel sind erschütternd", schrieb Tschentscher
bei Twitter. "Den Angehörigen der Opfer gilt mein tiefes Mitgefühl. Die
Einsatzkräfte arbeiten mit Hochdruck an der Verfolgung der Täter und der
Aufklärung der Hintergründe." Tschentscher rief die Bürgerinnen und
Bürger auf, die Hinweise der Polizei zu beachten.
"Es sind mehrere Personen in dem Gebäude gewesen während der Veranstaltung"
Welche Art von
Veranstaltung in der Kirchengemeinde der Zeugen Jehovas abgehalten
wurde, war zunächst unklar. Auf der Internetseite der Zeugen Jehovas war
für den Donnerstagabend eine von zwei wöchentlichen Zusammenkünften
angekündigt. Dazu ist den Informationen zufolge auch die Öffentlichkeit
eingeladen. Bei den Zusammenkünften befasst man sich demzufolge mit der
Bibel und damit, wie ihre Lehre im Leben berücksichtigt werden kann.
Polizeiangaben zufolge hatten mehrere Menschen die Veranstaltung
besucht: "Es sind mehrere Personen in dem Gebäude gewesen während der
Veranstaltung", so ein Sprecher.
Tödlicher Amoklauf in Hamburg
Die Zeugen Jehovas sind eine
christliche Gemeinschaft mit eigener Bibel-Auslegung. Die Anhänger
glauben an Jehova als "allmächtigen Gott und Schöpfer" und sollen sich
strengen Vorschriften unterwerfen. Sie sind davon überzeugt, dass eine
neue Welt bevorsteht und sie als auserwählte Gemeinde gerettet werden.
Weltweit haben die Zeugen Jehovas etwa acht Millionen Mitglieder. Die
"Weltzentrale" ist in New York. Die deutsche Gemeinschaft mit weniger
als 200.000 Mitgliedern gehört zu den größten in Europa.
Bei dem Tatort handelt es sich um ein dreistöckiges Gewerbegebäude, das an einer breiten Straße und neben einem Malerbetrieb sowie einer Baustelle mit drei großen Kränen liegt. In Hamburg-Alsterdorf leben rund 15.000 Menschen, der Stadtteil im Bezirk Hamburg-Nord ist etwa drei Quadratkilometer groß. Neben Alsterdorf gibt es zwölf weitere Stadtteile in dem Bezirk. In Hamburg-Alsterdorf sind zahlreiche Unternehmen angesiedelt. Durch den Stadtteil verläuft der Fluss Alster.