Trotz Verlusten konnte die SPÖ bei der Landtagswahl in Kärnten Platz 1 verteidigen. Alle anderen Parteien freuen sich über ein Plus bei den Wählerstimmen. Für eine Überraschung sorgte die ÖVP, die den negativen Umfragen im Vorfeld der Kärnten-Wahl trotzte.
Die hat am Sonntag ein überraschendes Ergebnis gebracht. Die SPÖ verlor fast zehn Prozentpunkte, konnte aber klar ihre Position als Nummer eins behalten. Alle anderen Parteien legten zu, was vor allem bei der ÖVP unerwartet war. Sie konnte das Team Kärnten klar hinter sich lassen, obwohl dieses sich annähernd verdoppelte. Grüne und NEOS scheiterten klar.
Kärnten-Wahl: SPÖ-Niederlage trotz Platz eins
Was die künftige Landesregierung angeht, könnte diese die SPÖ in einer Zweier-Variante mit allen anderen Landtagsparteien bilden. Allerdings könnten sich auch diese zusammentun und ein Dreier-Bündnis gegen die aktuelle Landeshauptmann-Partei bilden.
Konkret kreist die SPÖ in den aktuellen Hochrechnungen von SORA und ARGE um die 39 Prozent - nach 48 Prozent vor fünf Jahren. Die FPÖ folgt mit kleinen Zugewinnen mit rund 25 Prozent. Platz drei geht an die Volkspartei, die etwa 17 Prozent auf sich vereinen kann und so rund zwei Punkte zulegt. Das Team Kärnten steigert sich von 5,6 auf etwa zehn Prozent. Grüne und NEOS schaffen gerade einmal gut drei bzw. zwei Prozent.
Kaiser übernahm Verantwortung für schlechtes Abschneiden der SPÖ
Für die SPÖ setzt sich mit der in diesem Ausmaß unerwarteten Niederlage ihr Negativ-Lauf fort. Landeshauptmann Peter Kaiser übernahm persönlich die Verantwortung und wollte sich nicht an der Performance der Bundespartei abputzen. Darauf wies auch die extra nach Klagenfurt gereiste Bundesparteichefin Pamela Rendi-Wagner hin. Sie betonte freilich auch, dass die internen Diskussionen nicht der SPÖ, sondern den politischen Gegnern genützt hätten.
In der Rendi-Wagner-kritischen burgenländischen Partei hielt man sich am Sonntag zurück. "Kein Kommentar" lautete die Antwort auf Fragen zu den Auswirkungen auf den Bund. Salzburgs Landeschef David Egger, der die nächste Wahl zu schlagen hat, beklagte hingegen den "Schlingerkurs" der SPÖ in der Asyldebatte, wollte aber keine Personaldiskussion.
Kaiser meinte am Sonntag sinngemäß, dass er am heutigen Abend andere Sorgen habe - nämlich ein Ergebnis, das "sehr schmerzt". Immerhin sah er angesichts von 15 Prozent Vorsprung auf die FPÖ einen klaren Auftrag für die SPÖ. Kaiser kündigte Gespräche mit allen Parteien "auf Augenhöhe" an. Er werde nichts präjudizieren, ließ er deren Ausgang offen.
ÖVP jubelt über Gewinne bei Landtagswahl in Kärnten
Die Volkspartei hielt sich vorerst noch zurück, sah aber die bisherige Regierungsarbeit als Juniorpartner bestätigt. Spitzenkandidat Martin Gruber will weiter in der Landesregierung "Verantwortung tragen". Er schließe niemanden von Gesprächen aus, auch wenn die vergangenen fünf Jahre für Kärnten nicht die schlechtesten gewesen seien, deutete Gruber eine Präferenz für Rot-Schwarz an. Geleistet hat die Landespartei auch etwas für den Bund. Schwarz-Grün hat nämlich wieder die Mehrheit im Bundesrat.
Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) war wohl nicht nur deshalb hoch zufrieden. Angesichts des schwierigen Umfelds sei das Ergebnis seiner Kärntner Parteikollegen "sensationell".
Auch FPÖ und Team Kärnten über Wahlerfolge erfreut
Obwohl es für die FPÖ diesmal nur etwas nach oben ging, war Spitzenkandidat Erwin Angerer "sehr zufrieden" angesichts des "schönen Plus". Er verwies auf die Konkurrenz durch das Team Kärnten, trotz dem der man zulegen habe können. Zu einer möglichen Koalition wollte sich auch Angerer nicht festlegen. Landeshauptmann will er noch immer werden. Bundesparteichef Herbert Kickl sah den "Steigflug" seiner Partei fortgesetzt.
Jubelstimmung gab es bei Team Kärnten-Frontmann Gerhard Köfer. Er sah die Parteibuchwirtschaft mit dem heutigen Sonntag abgewählt. Koalieren würde er, selbst mit seiner ehemaligen Partei, der SPÖ. Wer Landeshauptmann werde, stehe nicht im Vordergrund.
Grüne und NEOS verpassten Einzug in Kärntner Landtag
Bei
den Grünen gelang zum zweiten Mal in Folge der Einzug in den Landtag
nicht. Dennoch wollte Klubobfrau Sigrid Maurer keine Niederlage sehen.
Die Grünen hätten "das Ziel erreicht, dazuzugewinnen". Vizekanzler
Werner Kogler fand es schade, dass es nicht gelungen sei, ausreichend
Wähler zu überzeugen. Spitzenkandidatin Olga Voglauer meinte, man habe
"tapfer gekämpft". Oft sei es Glück und Zufall, ob eine Ernte gelinge:
"Ich bin sicher, die nächste wird eine gute sein."
Seitens der NEOS bilanzierte die als Unterstützerin nach Kärnten
gereiste Europa-Abgeordnete Claudia Gamon das Ergebnis für ihre Partei
als "sehr enttäuschend und bitter". Spitzenkandidat Janos Juvan meinte,
das Ergebnis sei "nicht das gewünschte". Er will sich wieder verstärkt
der Klagenfurter Stadtpolitik widmen.