Gastkommentar von Johannes Huber. Das SPÖ-Debakel in Kärnten ist vor allem auf den katastrophalen Zustand der Bundespartei zurückzuführen.
Das Debakel der
SPÖ in Kärnten ist für die Partei insgesamt größer als jenes der ÖVP in
Niederösterreich für die gesamte Volkspartei. Dort, im Falle von Johanna
Mikl-Leitner und Co., war die Sache erwartbar. 2018 hatten sie noch vom
Sebastian-Kurz-Hype profitiert. Diesmal, Ende Jänner 2023, wirkte eher
Enttäuschung über das, was aus den Türkisen geworden ist: Die blau-gelbe
Volkspartei erhielt die Rechnung dafür.
Aber im Falle der
SPÖ in Kärnten? Ihr Vorsitzender, Peter Kaiser, ging als unbestrittener Landeshauptmann
in die Landtagswahl. Mit einem Minus wurde aufgrund des guten Ergebnisses vor
fünf Jahren zwar gerechnet, mit einer solchen Klatsche aber nicht.
Schwacher Trost
für die Genossen: Die Freiheitlichen sind als zweitstärkste Partei klar auf
Distanz geblieben und konnten nicht groß zulegen. Ihnen hat das Team Kärnten zu
schaffen gemacht, das unter Führung von Gerhard Köfer mit einem anderen Stil
die gleiche Politik macht wie sie: Er habe als Bürgermeister verhindert, dass
Syrer und Afghanen „bei uns“ untergebracht werden - das aber ohne Hetze, so
Köfer laut oe24 in einer Elefantenrunde.
Das war’s dann
aber auch schon mit den guten Nachrichten für die SPÖ von Peter Kaiser: Während
sie stark verloren hat, hat ihr bisheriger Koalitionspartner ÖVP überraschend
zugelegt. Soll die Zusammenarbeit fortgesetzt werden, muss Kaiser erhebliche
Zugeständnisse machen. Wobei er ein Stück weit erpressbar ist: Eine Alternative
zur Partnerschaft mit der Volkspartei hat er nicht. Kommt keine Fortsetzung
zustande, erhält er im Landtag keine Mehrheit für die Wiederwahl zum
Landeshauptmann. Dann steht der 64-Jährige vor der Politpension.
Die Verantwortung
für die SPÖ-Verluste hat nur bedingt er zu tragen. „Schuld“ ist in erster Linie
der Zustand der Bundespartei: Pamela Rendi-Wagner hat als Chefin versagt, wie
jetzt so deutlich wie noch nie geworden ist; und all jene, die ihre Qualitäten
nur in Frage stellen, aber keine Konsequenzen ziehen, haben den Schlamassel
verschärft.
Rendi-Wagner hat
es nicht zusammengebracht, sich und die Partei zur Alternative zur ÖVP
aufzubauen, die nach dem Abgang von Kurz in den Seilen hängt. Sie hat sich mit
für die Impfpflicht ausgesprochen und zeigt im Unterschied zu Bundeskanzler
Karl Nehammer kein Bedauern dafür. Sie hat all jenen, die von Kurz enttäuscht
sind, kein überzeugendes Programm vorgelegt, das die SPÖ zu einer attraktiven
Partei macht.
Dass sie so nicht
Kanzlerin werden kann, merken auch mehr und mehr Genossen. Sie beginnen an ihr
zu zweifeln und sagen das zum Teil sogar offen. Seit Monaten ist sie selbst
daher meist damit beschäftigt, diesen Zweifeln entgegenzutreten und – unter
anderem mit Unterstützung des Wiener Bürgermeisters Michael Ludwig – zu
betonen, dass sie Vorsitzende sei und bleibe, während sich der burgenländische
Landeshauptmann Hans Peter Doskozil immer stärker als potenzieller Nachfolger
in Stellung bringt.
Das ist kein
Zustand. Mit Rendi-Wagner kann die SPÖ keine Wahl mehr gewinnen. Die 51-Jährige
kann einem leidtun, weil einige von den Genossen, die sie zur Vorsitzenden
gemacht haben, ihr seit dem ersten Tag in diesem Amt das Leben schwermachen.
Sie bringt der Partei aber eben auch nicht das, worauf es ankommt: Erfolg. Im
Gegenteil.
Johannes Huber betreibt den Blog – Analysen und Hintergründe zur Politik