Am 24. Februar 2023 jährt sich der Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine.
Als Russlands Präsident Wladimir Putin am 24. Februar 2022 den Angriff auf die Ukraine befahl, begann er einen Krieg, der zur Tötung von zehntausenden Menschen, der Zerstörung ganzer ukrainischer Städte und schwersten wirtschaftlichem Schäden führte.
Ein Jahr Krieg in der Ukraine: Eine Bilanz zum Jahrestag am 24. Februar
Verluste bei den Streitkräften
Nach
jüngsten Schätzungen aus Norwegen sind bei den Kämpfen 180.000
russische Soldaten getötet oder verletzt worden und 100.000 Soldaten auf
Seiten der ukrainischen Armee. Andere westliche Schätzungen gehen von
150.000 Opfern auf jeder Seite aus. Im Vergleich dazu hat der
Afghanistan-Krieg der Sowjetunion von 1979 bis 1989 rund 15.000
sowjetische Soldaten das Leben gekostet.
Verluste in der Zivilbevölkerung
Insgesamt sind westlichen Quellen zufolge zwischen 30.000 und 40.000 Zivilisten in der Ukraine
umgekommen. Ende Jänner schätzte die UNO, dass mindestens 18.000
Zivilisten getötet oder verwundet wurden, aber im Endeffekt
wahrscheinlich sehr viel mehr. Die meisten seien durch russische
Bombardierungen getötet worden.
Russia Ukraine War Biden
© AP/Reuters
Die ukrainischen Behörden geben
an, dass mindestens 400 Kinder ihr Leben verloren haben. Nach Angaben
von Kiew sind inzwischen 30 Prozent des Gebiets der Ukraine
von Minen verseucht. Human Rights Watch beschuldigt ukrainische
Truppen, Anti-Personen-Minen in der östlichen Region Isjum gelegt zu
haben. Die Beseitigung der Landminen könnte Experten zufolge Jahrzehnte
dauern.
EU-Justiz-Kommissar Didier Reynders
spricht von bisher rund 65.000 registrierten mutmaßlichen
Kriegsverbrechen. Experten der UNO haben Russland vorgeworfen, in der Ukraine Kriegsverbrechen "in massivem Umfang" begangen zu haben, darunter Exekutionen, Folter und sexuelle Gewalt.
Kiew
gibt an, dass Moskau mehr als 16.000 Kinder nach Russland oder in
Regionen deportiert hat, die von prorussischen Separatisten kontrolliert
werden. Mehrere regierungsunabhängige Organisationen haben die Ukraine beschuldigt, die Rechte von russischen Kriegsgefangenen zu verletzen.
Die
"aktive" Front verlaufe von Nord nach Süd auf etwa 1.500 Kilometern,
sagt der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Walerij
Saluschnyj. Nach Angaben des Instituts für Kriegsstudien (ISW) in
Washington kontrollieren russische Truppen derzeit etwa ein Fünftel der Ukraine.
Nach Angaben Saluschnyjs hat die ukrainische Armee rund 40 Prozent des
von Russland zu Anfang der Invasion besetzten Gebiets zurückerobert.
Russland hat in den Wintermonaten gezielt Militärschläge auf das Stromnetz der Ukraine
verübt, was zu massiven Ausfällen bei Stromversorgung und Heizung
führte. Die Weltbank schätzte im Oktober, dass die Wirtschaft des Landes
2022 um 35 Prozent geschrumpft ist.
Die Kyiv School of Economics
KSE erklärte im Jänner, es könnte 138 Milliarden Dollar kosten, die im
Krieg zerstörte Infrastruktur wieder aufzubauen. In der Landwirtschaft
liegen die wirtschaftlichen Verluste der Ukraine,
einer der Kornkammern der Welt, laut KSE-Schätzungen vom November bei
34 Milliarden Dollar. Die Kosten für den gesamten Wiederaufbau der Ukraine schätzen EU und Weltbank auf etwa 350 Milliarden Dollar.
Mehr als acht Millionen Ukrainer
sind nach Angaben des UNHCR seit Kriegsbeginn geflüchtet, die meisten
von ihnen nach Polen, wo 1,5 Millionen untergekommen sind. Mehr als fünf
Millionen Ukrainer
wurden innerhalb des Landes vertrieben. Nach Angaben aus Moskau flohen
fünf Millionen Menschen nach Russland. Die ukrainische Führung
beschuldigt Russland, Zwangsevakuierungen vorgenommen zu haben.
Als Russland die Ukraine
angriff, verfügte die ukrainische Armee über weitgehend veraltetes
Gerät aus den Zeiten der Sowjetunion. Mittlerweile haben die USA HIMARS
Präzisions-Raketenwerfer mit einer Reichweite von 80 Kilometern
geliefert, die denen der russischen Seite überlegen sein sollen.
Im November schätzte das Kieler Institut für Weltwirtschaft, dass die westlichen Verbündeten der Ukraine
bis zu diesem Zeitpunkt Militärhilfe im Umfang von fast 38 Milliarden
Euro zugesagt haben. Darin sind die im Jänner angekündigten
Panzerlieferungen Deutschlands, weiterer europäischer Staaten und der
USA noch nicht enthalten.