Am Mittwoch verbat ein russisches Gericht die älteste Menschenrechtsorganisation Russlands.
Es habe "die Bitte des russischen Justizministeriums erfüllt" und die "Auflösung" dieser Nichtregierungsorganisation und ihre Löschung aus dem Register juristischer Personen angeordnet, erklärte das Moskauer Gericht im Online-Dienst Telegram. Damit wurde eine weitere Kreml-kritische Institution zum Schweigen gebracht.
Ende Dezember
hatte die Moskau-Abteilung des Justizministeriums einen Antrag gestellt
und die "Auflösung der Moskauer Helsinki-Gruppe und ein Verbot ihrer
Aktivitäten auf russischem Gebiet" gefordert. Der
Nichtregierungsorganisation wurde vorgeworfen, ihren regionalen Status
verletzt zu haben, indem sie außerhalb von Moskau agierte. So habe die
NGO Prozesse beobachtet und an Veranstaltungen regionaler Partner
teilgenommen. Die Anwälte der Moskauer Helsinki-Gruppe kündigten
umgehend an, in Berufung zu gehen.
Die Moskauer Helsinki-Gruppe
wurde 1976 zu Sowjetzeiten gegründet und war bisher die älteste noch
aktive Menschenrechtsorganisation in Russland. Über Jahrzehnte wurde sie
von der Dissidentin Ljudmilla Alexejewa geleitet, die zu einem Symbol
der Widerstands im modernen Russland wurde. Sie starb 2018.
Der
aktuelle Vorgang erinnert an die Auflösung der Organisation Memorial im
Dezember 2021. Memorial setzte sich für die Aufarbeitung der politischen
Verfolgung und des stalinistischen Terrors in der Sowjetunion, aber
auch für die Wahrung der Menschen- und Bürgerrechte im heutigen Russland
ein.
Die russische Regierung geht seit dem Beginn der Militäroffensive gegen die Ukraine
verstärkt gegen ihre Kritiker vor. Die Behörden nutzen eine Reihe von
Gesetzen, die Kritik unterdrücken sollen und bis zu 15 Jahre Haft für
die Verbreitung "falscher Informationen" über das Militär vorsehen. Der
Großteil der russischen Opposition ist inzwischen entweder im Gefängnis
oder im Exil.