GASTKOMMENTAR VON JOHANNES HUBER. Die beiden Kleinparteien kommen in Niederösterreich nicht vom Fleck: Bei all dem türkisen, roten und blauen Populismus tun sie sich schwer.
Türkise, rote und blaue Programme
für die niederösterreichische Landtagswahl lassen sich mit zwei Worten
zusammenfassen: „Teuerung stoppen“, ist angesagt. Mehr nicht. Es ist zu billig:
Die Inflation ist kein regionales, sondern ein internationales Problem, das
nicht erst infolge des Ukraine-Krieges entstand, sondern aufgrund einer
verbreiteten „Koste es, was es wolle“-Politik schon davor losging. Aber das
hält Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), Franz Schnabl (SPÖ) und Udo Landbauer (FPÖ)
nicht davon ab, so zu tun, also könnten sie von St Pölten aus alles checken.
Das können sie natürlich nicht. Auch wenn ihre Parteien zum Beispiel bei den
Strompreisen versuchen, den Leuten so hohe Förderungen zu gewähren, dass die
Teuerung an ihnen vorbeigeht.
Im Grunde genommen läuft hier eine
Bankrotterklärung: ÖVP und SPÖ sind es traditionell gewohnt, einen
Vollkaskostaat zu praktizieren. Wenn die eigene Klientel finanzielle Hilfe
benötigt, dann wird sie gewährt. Vor Corona ist sich das irgendwie ausgegangen.
Seit Corona wird das schwer bis unmöglich. Daher müssen die beiden Parteien mit
Verlusten rechnen.
Und die FPÖ? Ihr Markenzeichen
sind einfache Lösungen. Ein Teil ihrer Wähler lässt sich gerne belügen,
einreden, dass man eine Festung Österreich schaffen könne, die der Illusion von
einer Insel der Seligen gerecht wird. Oder dass es Geld ohne Ende gibt, dass
man angeblich nur einem „Establishment“ etwas wegnehmen müsse, um alle
Herausforderungen bewältigen zu können. Ein anderer Teil wählt die FPÖ, weil er
von Türkisen oder Roten enttäuscht ist, sie abstrafen möchte und sonst keine
Alternative dafür sieht.
Für Grüne und Pinke wird’s unter
diesen Umständen eng: Laut einer Umfrage des Meinungsforschers Peter Hajek für
ATV und Heute, die qualitativ hochwertig ist, droht ihnen nun in
Niederösterreich das gleiche Schicksal wie in Tirol: Die Grünen liegen derzeit
mit sechs Prozent leicht unter, die Neos mit ebenfalls sechs Prozent leicht
über ihrem Landtagswahlergebnis im Jahr 2018. Schaut man sich die Schwankungsbreiten
an, fällt auf, dass sie auch vier Prozent halten könnten. Damit würde es
verdammt knapp werden mit dem Verbleib im Landtag. Das ist alarmierend für sie.
Bei den Grünen mag mitschwingen,
dass sie sich in der Bundeskoalition mit der ÖVP laufend verbiegen und mit
mageren Kompromissen begnügen, sofern überhaupt welche zustande kommen; bzw.
dass sie dadurch ihre Anhänger enttäuschen. Bei den Neos kann man allenfalls
feststellen, dass sie in der Wiener Stadtregierung nur Schwierigkeiten mit der
Einwanderungsbehörde und Kindergärten zu meistern haben und daher nicht
aufzeigen können, was sie vielleicht draufhätten. Aber das wird eher nur von
Insidern wahrgenommen.
Zu schaffen macht den
Kleinparteien eher, dass sie bei all dem türkisen, roten und blauen Populismus
keine Hoffnungen auf eine bessere Politik mehr machen können. Gegen diese
Übermacht, die alles in allem gut 80 Prozent der Wählerschaft repräsentiert, ist
eine Mehrheit für entschlossenere Korruptionsbekämpfung, die den beiden wichtig
ist, genauso aussichtslos wie für eine engagiertere Klimaschutzmaßnahmen, die
den Grünen ein Anliegen ist oder eine Pensionsreform, den von den Neos
gefordert wird.
Johannes Huber betreibt den
Blog – Analysen und
Hintergründe zur Politik