Im Laufe des Jahres 2023 erwartet der frühere Bundeswehr- und NATO-General Hans-Lothar Domröse einen Waffenstillstand im Ukraine-Krieg.
"Ich rechne im Frühsommer mit einem Stillstand, an dem beide Seiten sagen: Jetzt bringt es nichts mehr", sagte der Deutsche den Zeitungen der in Essen ansässigen Funke Mediengruppe. "Wir werden im Verlauf des Jahres 2023 einen Waffenstillstand haben."
Am wahrscheinlichsten trete zwischen Februar und Mai eine Situation ein, "in der beide Seiten erkennen, dass sie nicht weiterkommen", meint der ehemalige General. "Das wäre der Moment für Waffenstillstandsverhandlungen." Dies bedeute aber noch lange keinen Frieden. "Waffenstillstand heißt: Wir beenden das Schießen. Die Verhandlungen dürften lange dauern, man benötigt einen Vermittler: vielleicht UNO-Generalsekretär Guterres, der türkische Präsident Erdogan oder der indische Präsident Modi - wobei sich niemand wirklich aufdrängt."
Es bleibe nur eine Verhandlungslösung, die für beide
Seiten akzeptabel sei, sagte Domröse - "auch wenn Putin eigentlich gern
die gesamte Ukraine hätte und Selenskyj die gesamte Ukraine wieder
befreien möchte". Als mögliche Lösung nannte der Ex-General, "dass
Selenskyj auf die Forderung verzichtet, Gebiete wie die Krim sofort
wieder in die Ukraine einzugliedern - man könnte einen Übergang
vereinbaren".
Auch der Russland- und Sicherheitsexperte András
Rácz von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik sagte den
Funke-Zeitungen, im Sommer könnte es Verhandlungen zwischen der Ukraine
und Russland geben. "Ich bin ziemlich sicher, dass wir zum Jahresende
eine Art Waffenstillstand haben werden: mit hoffentlich gar keinen
Kämpfen mehr, aber jedenfalls sehr viel geringeren Kämpfen."
Es
sei unwahrscheinlich, dass Russland einen intensiven Krieg auch vor oder
während der 2024 anstehenden Präsidentschaftswahl führen möchte. Er
erwarte, dass Russland deshalb im Lauf des Jahres die Intensität der
Kämpfe verringern wolle. "Auch, weil sich im Sommer die
Nachschubprobleme der russischen Armee verstärken dürften."
Der CDU-Europapolitiker David McAllister betonte, der Kreml könne und dürfe der Ukraine keinen Diktatfrieden aufzwingen. "Ob und wann die Bedingungen für Waffenstillstandsverhandlungen gegeben sind, das entscheidet allein die ukrainische Regierung", sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im EU-Parlament den Funke-Zeitungen.