Russland hat die Ukraine kurz vor den Neujahrsfeierlichkeiten erneut mit Dutzenden von Marschflugkörpern und Raketen angegriffen.
In Kiew waren am Samstag rund ein halbes Dutzend Explosionen - mutmaßlich ausgelöst von der Flugabwehr - zu hören, wie ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur aus dem Zentrum der Hauptstadt berichtete. Bürgermeister Vitali Klitschko sprach von Zerstörungen. Einsatzkräfte und medizinisches Personal seien unterwegs.
Erst am Donnerstag hatte Russland die Ukraine mit Drohnen- und Raketenangriffen überzogen. Erneut gab es nun auch am letzten Tag des Jahres überall Luftalarm. Die Behörden riefen die Menschen auf, Schutz in Bunkern zu suchen.
Von Explosionen wurde
ebenfalls aus den westukrainischen Gebieten Winnyzja, Schytomyr und aus
dem südukrainischen Gebiet Mykolajiw berichtet. Dem Vizechef des
Präsidentenbüros, Kyrylo Tymoschenko, zufolge ist das westukrainische
Gebiet Chmelnyzkyj mit Drohnen angegriffen worden. Zwei Verletzte habe
es dort gegeben. Als Vorsichtsmaßnahme wurde in mehreren Gebiete der
Strom abgeschaltet, um Schäden bei Treffern der Energieversorgung zu
verringern.
Britischer Militärexperten hatten bereits am
Samstagmorgen vor neuen Luftschlägen auf die ukrainische Infrastruktur
zur Jahreswende gewarnt. Laut dem täglichen Geheimdienst-Update aus
London erfolgten die Schläge bisher in Abständen von sieben bis zehn
Tagen. "Russland wird dieses Muster beinahe sicher fortsetzen, um die
ukrainische Luftverteidigung zu überfordern", so die Mitteilung. Aber es
gebe "eine realistische Möglichkeit", dass Russland in den kommenden
Tagen zusätzlich noch einmal zuschlage, "um die Moral der ukrainischen
Bevölkerung über die Neujahrsperiode zu brechen", hieß es weiter.
Seit
Mitte Oktober hat Russland in nunmehr elf Großangriffen vor allem
Objekte des ukrainischen Energiesystems angegriffen. Wegen der massiven
Zerstörungen der Infrastruktur gibt es vielerorts Stromausfälle, von
denen Millionen Menschen betroffen sind. Die ukrainische Regierung wirft
Russland "Terror" vor - mit dem Ziel, das Land in Dunkelheit und Kälte
zu stürzen. Kiew beschuldigt Kremlchef Wladimir Putin, die Menschen so
in die Flucht treiben zu wollen, um die Lage in der EU durch
Masseneinwanderung zu destabilisieren.