Am Sonntag ist die Spannung beim Fußball-WM-Finale in Katar zu einem wahren Drama kulmiert. Lionel Messi sagte über den WM-Sieg: "Habe alles erreicht".
Im finalen Akt war es Argentiniens Altmeister Lionel Messi, der beim Triumph über Titelverteidiger Frankreich seinem ohnehin überlebensgroßem Denkmal den Feinschliff verlieh. Im fünften und letzten Anlauf hielt der 35-Jährige dem Druck stand und stemmte erstmals die in die Höhe. Er steht nun endgültig auf einer Stufe mit Argentiniens Legende Diego Maradona.
Messi jubelte nach WM-Sieg in Katar
"Das ist der Kindheitstraum eines jeden. Ich kann mich
glücklich schätzen, in meiner Karriere alles erreicht zu haben", jubelte
Messi im Moment seines vielleicht schönsten Erfolgs. "Das was fehlte,
ist nun da. Das wollte ich zum Ende meiner Karriere, es gibt nichts
mehr, was ich noch will. Danke Gott, er hat mir alles gegeben." Messi
meinte mit dieser Aussage offenbar nicht das sofortige Aus in der
Nationalmannschaft - das stellte er danach klar: "Ich möchte noch ein
paar Spiele als Weltmeister erleben. Ich liebe den Fußball, was ich tue.
Ich genieße es, in der Nationalmannschaft zu sein."
Die
Erleichterung war aber spürbar. Im Club-Fußball hat Messi mit dem FC
Barcelona ohnehin schon längst alles abgeräumt. Dass er seit seinem
Wechsel zu Paris Saint-Germain 2021 international ohne Titel blieb,
spielt da keine Rolle. Bei großen Turnieren mit seinem Heimatland blieb
ihm der Erfolg lange aber verwehrt. 2006 und 2010 scheiterte Argentinien
im WM-Viertelfinale an Deutschland, 2014 behielt die DFB-Auswahl im
Finale mit 1:0 nach Verlängerung die Oberhand. Und 2018 war im
Achtelfinale gegen den späteren Triumphator Frankreich Endstation. Es
schien, als bleibe das eher als schmückendes Beiwerk verstandene
Olympia-Gold 2008 Messis einziger Titel mit der "Albiceleste".
Spürbare Erleichterung: Argentinien wurde Erwartungen gerecht
Immerhin
kündigte sich 2021 mit dem erstmaligen Gewinn der Copa America seit
1993 Großes an. Und die Truppe von Trainer Lionel Scaloni, bei der WM
2006 Mitspieler des damals jungen Messi, konnte den Erwartungen
tatsächlich gerecht werden. Der siebenfache Weltfußballer Messi kam im
Laufe des Turniers immer besser in Form, geigte in der K.o.-Runde auf,
als sei er noch einmal 25, und führte sein Team so abgeklärt und
zugleich gut gelaunt wie selten zuvor zum Triumph. Ein Triumph, der
vielen nach dem blamablen 1:2 gegen Saudi-Arabien zum Auftakt noch als
Fata Morgana erschienen war.
Und auch wenn "La Pulga" in der
Torschützenliste trotz seiner 7 Treffer das Nachsehen gegenüber
Frankreichs um 12 Jahre jüngeren Superstar Kylian Mbappe (8) hatte,
brach er auf dem Weg dorthin mehrere Rekorde. Mit seinem 26. WM-Einsatz
zog er im Finale am bisherigen Rekordhalter Lothar Matthäus vorbei. Mit
insgesamt 2.314 Minuten hat er auch die meisten WM-Minuten in den
Beinen. Am Sonntag löste er den Italiener Paolo Maldini ab, der bei
2.217 hält. Zudem führt er mit drei Assists die diesbezügliche
Katar-Hitparade gemeinsam mit Harry Kane (England), Antoine Griezmann
(Frankreich) und Bruno Fernandes (Portugal) an.
Fußball-WM in Katar: Argentinien wurde Weltmeister
Dank seiner nun
insgesamt 13 WM-Tore ließ er auf nationaler Ebene den bisherigen Topmann
Gabriel Batistuta (10) hinter sich. Er ist der einzige Spieler der
Historie, der zumindest einen Assist bei fünf WM-Endrunden vorzuweisen
hat. 19 Mal führte er Argentinien bei der WM als Kapitän aufs Feld, auch
das ist Bestmarke vor dem Mexikaner Rafa Marquez (17) und Maradona
(16).
Immer wieder hatten die argentinischen Spieler und Betreuer versichert, sie spielten auch für den 2020 verstorbenen Diego Maradona, die andere fast übermenschliche Gestalt im argentinischen Fußball. Der "Goldjunge" führte seine Nation 1986 zum WM-Titel - dem bis Sonntag letzten - und stand deshalb trotz aller Eskapaden für viele Landsleute noch immer über Messi. Diese Debatte wurde in Lusail wohl endgültig beendet.