Der EU-Gipfel hat den Antrag von Bosnien-Herzegowina gebilligt und das Land damit offiziell zum EU-Beitrittskandidaten gemacht.
Bosnien-Herzegowina ist am Donnerstag offiziell von der Europäischen Union in den Kreis der EU-Beitrittskandidaten aufgenommen worden. Eine entsprechende Entscheidung trafen Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) und die anderen Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten am Donnerstag bei einem Gipfeltreffen in Brüssel, wie ein EU-Beamter und mehrere Diplomaten bestätigten.
Europaminister hatten Bosnien-Herzegowina als EU-Beitrittskandidat empfohlen
Eine entsprechende Empfehlung hatten am Dienstag bereits die Europaminister der EU-Staaten abgegeben. Grund war auch die Sorge, dass Bosnien-Herzegowina sich ansonsten verstärkt in Richtung Russland oder China orientieren könnte.
Bereits im Juni hatten die EU-Staaten nach einer Empfehlung der Kommission die Ukraine und Moldau offiziell zu Kandidaten für den EU-Beitritt ernannt. Beitrittsverhandlungen sollen aber erst nach der Erfüllung von Reformauflagen beginnen. Dieses Vorgehen soll es nun auch für das rund 3,3 Millionen Einwohner zählende Balkanland Bosnien-Herzegowina geben.
Österreich machte Stimmung für Status als EU-Beitrittskandidat für Bosnien-Herzegowina
Vor allem Österreich hatte im Zuge der Entscheidung für die Ukraine und Moldau darauf gedrungen, bei Bosnien-Herzegowina ebenfalls diesen Weg zu gehen. Dem Land wurde bereits 2003 der EU-Beitritt in Aussicht gestellt, 2016 reichte es offiziell einen Aufnahmeantrag ein. 2019 wurde dann allerdings entschieden, dass das Land erst dann den Beitrittskandidatenstatus bekommen soll, wenn es 14 Reformauflagen erfüllt hat. Die EU-Kommission betonte zuletzt, für die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen sei weiter entscheidend, dass die Auflagen erfüllt werden.
Kosovo noch ohne Status als EU-Beitrittskandidat
Von den sechs Westbalkanstaaten ist damit
ab sofort nur noch die Republik Kosovo nicht Beitrittskandidat. Das
Land hat allerdings in dieser Woche offiziell einen Antrag auf
Mitgliedschaft in der Europäischen Union gestellt. Für den jüngsten
Staat Europas war es ein eher symbolischer Akt: Die EU-Mitgliedschaft
ist für das seit 2008 unabhängige Land derzeit nicht in Reichweite.
Haupthindernis bei der EU-Annäherung ist, dass fünf EU-Länder - Spanien,
Rumänien, die Slowakei, Griechenland und Zypern - das Kosovo nicht
anerkennen.
Das heute fast ausschließlich von Albanern bewohnte
Land hatte früher zu Jugoslawien beziehungsweise Serbien gehört. Nach
Repressionen der serbischen Sicherheitskräfte gegen die albanische
Zivilbevölkerung bombardierte die NATO im Frühjahr 1999 Ziele im
damaligen Rest-Jugoslawien (Serbien und Montenegro). Die serbischen
Sicherheitskräfte und Staatsorgane verließen das Kosovo. Die Verwaltung
und die Schaffung kosovarischer Institutionen übernahm die UN-Mission
UNMIK.
Im Februar 2008 erklärte das kosovarische Parlament die Unabhängigkeit. Mehr als 100 Länder, darunter Deutschland, nicht aber Russland, China, Serbien und die fünf EU-Länder, erkannten den neuen Staat an. Serbien verzichtet bis heute nicht auf seinen Anspruch auf das Territorium des Kosovos. Dabei schürt es immer wieder Spannungen in dem mehrheitlich von ethnischen Serben bewohnen Nordteil des Landes.