Die Europäische Zentralbank (EZB) hat mit einer erneuten Anhebung der Zinsen auf die ausufernde Inflation reagiert. Die Erhöhung fällt jedoch nicht mehr ganz so stark an wie zuletzt.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat mit einer erneuten Anhebung der Zinsen auf die ausufernde Inflation reagiert. Die Erhöhung fällt jedoch nicht mehr ganz so stark an wie zuletzt.
Die Währungshüter um Notenbank-Chefin Christine Lagarde beschlossen am Donnerstag wie von Börsianern erwartet, den Leitzins um 0,50 Punkte auf nunmehr 2,50 Prozent anzuheben. Der an den Finanzmärkten maßgebliche Einlagensatz wurde im selben Umfang auf 2,00 Prozent nach oben gesetzt.

Dies ist bereits die vierte Zinserhöhung in Folge. Noch im September und im Oktober hatte die EZB die Zinsen in Riesenschritten um jeweils 0,75 Prozentpunkte erhöht.
Die Währungshüter signalisierten zudem ihre Bereitschaft zu weiteren Zinsanhebungen. "Die Leitzinsbeschlüsse des EZB-Rats werden auch in Zukunft von der Datenlage abhängen und von Sitzung zu Sitzung festgelegt", hieß es dazu ergänzend.
Zugleich will die Notenbank den Umfang der in den vergangenen Jahren von den Euro-Notenbanken aufgekauften, milliardenschweren Anleihenbestände verringern. Von März 2023 sollen Gelder aus auslaufenden Wertpapieren des billionenschweren allgemeinen Kaufprogramms APP nicht mehr in vollem Umfang in den Kauf neuer Anleihen gesteckt werden. Bis zum Ende des zweiten Quartals 2023 sollen die Bestände monatlich im Durchschnitt um 15 Mrd. Euro verringert werden.
Den Erwerb frischer Wertpapiere hatte die EZB bereits mit 1. Juli 2022 eingestellt. Insgesamt steckte die Notenbank im Rahmen des seit März 2015 genutzten Programms bis Ende November des laufenden Jahres mehr als 3,4 Billionen Euro in Staatsanleihen und Unternehmenspapiere. Mit der nun beschlossenen Eindämmung der Geldflut sendet die EZB ein weiteres Signal in Richtung Inflationsbekämpfung.
Die Notenbank strebt für den Euroraum mittelfristig stabile Preise bei einer Inflationsrate von zwei Prozent an. Von diesem Ziel sind die Währungshüter derzeit weit entfernt. Im November lag die Teuerung im gemeinsamen Währungsraum der 19 Länder bei 10 Prozent. Im Oktober hatte die Inflation mit 10,6 Prozent einen Höchststand erreicht.
Höhere Zinsen verteuern Kredite, dies bremst die Nachfrage und kann hohen Teuerungsraten entgegenwirken. Dies kann aber zugleich die Wirtschaftsentwicklung im Währungsraum dämpfen, der seit Monaten mit den Folgen des Ukraine-Kriegs und einem massiven Anstieg der Energiepreise zu schaffen hat. Nach jüngsten Ausführungen von EZB-Chefvolkswirt Philip R. Lane gehen die Euro-Währungshüter allerdings davon aus, dass eine mögliche Rezession "mild und von kurzer Dauer sein wird".
Der sogenannte Einlagensatz, den Kreditinstitute erhalten, wenn sie Geld bei der EZB parken, steigt nach der Entscheidung vom Donnerstag auf 2,00 Prozent. Sparer profitieren inzwischen von steigenden Zinsen für Tages- und Festgeld. Allerdings mindert die hohe Inflation die Erträge. "Die hohe Inflation gleichen auch die besten Festgeldkonten nicht aus. Sie dienen aber immerhin als Schadensbegrenzung", heißt es in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift "Finanztest".
Nach längerem Zögern hatte der EZB-Rat bei seiner Sitzung am 21. Juli erstmals seit elf Jahren die Zinsen im Euroraum wieder angehoben. Es folgten zwei weitere historische Erhöhungen um jeweils 0,75 Prozentpunkte. Die Währungshüter hatten die hohe Inflation lange als vorübergehend interpretiert und leiteten den Kurswechsel daher erst später ein als beispielsweise die US-Notenbank Fed.
Die US-Notenbank hatte am Mittwoch ihren Leitzins um 0,5 Prozentpunkte erhöht. Die Fed leitete damit einen etwas moderateren Kurs ein, signalisierte aber weitere Anhebungen. Der Leitzins in den USA liegt nun in eine Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent.
(APA/Red)
