Dmytro Lubinez, der Menschenrechtsbeauftrage des ukrainischen Parlaments, hat den russischen Besatzern in der Süd- und Ostukraine die Folter von Minderjährigen vorgeworfen.
"Im (Gebiet) Cherson haben wir zehn Folterkammern entdeckt, darunter vier in der Stadt selbst", sagte der 41-Jährige am Mittwoch in Kiew. In einer der Folterkammern habe es einen getrennten Raum gegeben, in dem Minderjährige festgehalten worden seien. Die Besatzer hätten sie "Kinderzelle" genannt.
Zum Schlafen habe es lediglich einige Isomatten auf dem Boden des feuchten Raums gegeben. "Wir haben nicht nur Folter dokumentiert. Es ist dokumentiert, dass den Kindern jeden zweiten Tag Wasser gegeben wurde, sie bekamen praktisch kein Essen", sagte Lubinez. "Sie haben psychologischen Druck angewandt: Sie sagten, dass die Eltern sie aufgegeben hätten, dass sie nicht mehr zurückkämen."
Den Minderjährigen
sei vorgeworfen worden, die ukrainische Armee zu unterstützen. Unter
den Festgehaltenen sei ein 14-Jähriger gewesen, der zerstörte russische
Technik fotografiert habe. Derartige Vorfälle habe es auch in Balaklija
im ostukrainischen Gebiet Charkiw gegeben. Im ukrainischen
Sprachgebrauch werden alle Minderjährigen unter 18 Jahren als "Kinder" bezeichnet.
Lubinez warf Moskau zudem erneut die Deportation von Kindern vor. "Wir haben mehr als 12.000 Kinder festgestellt, von
denen etwa 8.600 zwangsweise auf das Territorium der Russischen
Föderation deportiert wurden", sagte der Menschenrechtsbeauftragte. Das
seien lediglich die verifizierten Fälle. Die ukrainischen Behörden
hätten dabei noch keine Bestätigung für Adoptionen dieser Kinder in
Russland.
Russland startete den Angriffskrieg gegen die Ukraine Ende Februar. Die südukrainische Großstadt Cherson war von März bis Anfang November von russischen Truppen besetzt, Balaklija von März bis Anfang September.