Im EU-Korruptionsskandal haben die Behörden bereits 1,5 Millionen Euro Bargeld sichergestellt. Unterdessen beteuerte der Anwalt der abgesetzten Vizepräsidentin Kailis ihre Unschuld.
Bei Hausdurchsuchungen im EU-Korruptionsskandal in der Region Brüssel hat die Polizei in Belgien bisher fast 1,5 Millionen Euro beschlagnahmt. Das teilte die belgische Bundespolizei am Mittwoch auf Twitter mit. Dazu postete sie mehrere Fotos, auf denen unter anderem ein Rollkoffer und mehrere Aktenkoffer voller Geldscheine sowie etliche Stapel mit Geldnoten zu sehen sind.
Vier Haftbefehle in EU-Korruptionsskandal
In dem EU-Korruptionsskandal um mutmaßliche Einflussnahme aus dem Golfemirat Katar auf politische Entscheidungen im Europaparlament hat die belgische Justiz bisher gegen vier Personen Haftbefehl erlassen. Unter ihnen sind unter anderem die Griechin Eva Kaili, die mittlerweile vom Europaparlament als Vizepräsidentin abgesetzt wurde, ihr Freund, der als Assistent eines Abgeordneten im Parlament arbeitet, sowie der ehemalige sozialdemokratische Europaabgeordnete Antonio Panzeri.
Anwalt betont Unschuld von Kaili in EU-Korruptionsskandal
Kaili hat nach Angaben ihres Anwalts nichts mit dem bei ihr sichergestellten Bargeld zu tun. Sie habe "von der Existenz dieses Geldes nichts gewusst", sagte ihr Anwalt Michalis Dimitrakopoulos am Dienstag AFP. Die 44-Jährige sei "unschuldig". Nur ihr Lebensgefährte, der ebenfalls wegen Korruptionsvorwürfen festgenommene Italiener Francesco Giorgi, könne "Antworten auf die Existenz dieses Geldes" geben.
Kaili wegen EU-Korruptionsskandal als Vizepräsidentin abgesetzt
Das
Europäische Parlament wird seit der Festnahme Kailis und weiterer
Beschuldigter am vergangenen Freitag von dem massiven Korruptionsskandal
erschüttert. Am Dienstag setzte das EU-Parlament die griechische
Abgeordnete mit überwältigender Mehrheit als Vizepräsidentin ab. Kaili
steht im Verdacht, von Katar dafür bezahlt worden zu sein, sich für
seine Interessen einzusetzen. Allein in ihrer Wohnung in Brüssel sollen
laut belgischen Justizkreisen 150.000 Euro gefunden worden sein.
Kaili sowie drei weitere Verdächtige wurden am Sonntag von den belgischen Behörden in Untersuchungshaft genommen. Ihnen wird "Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, Geldwäsche und Korruption" vorgeworfen. Am Mittwoch soll bei einer Anhörung vor Gericht entschieden werden, ob sie bis zum Beginn ihres Prozesses in Haft bleiben.
Auch Marokko soll in EU-Korruptionsskandal verwickelt sein
Einem Bericht
zufolge ist neben Katar offenbar auch Marokko in die Korruptionsaffäre
verwickelt. Dem festgenommenen Ex-EU-Abgeordneten Panzeri werde
vorgeworfen, auch von Marokko Geld angenommen zu haben, berichtete der
"Spiegel" unter Berufung auf interne Dokumente der belgischen Ermittler.
Demnach sollen zwei Familienmitglieder Panzeris geholfen haben,
"Geschenke" zu transportieren, die ihnen der Botschafter Marokkos in
einem östlichem EU-Staat übergeben habe.
Offizielle Verbindungen zu Marokko hatte Panzeri den Angaben zufolge in seiner Zeit als Europaabgeordneter, als er Vorsitzender der Delegation für Beziehungen mit den nordafrikanischen Maghreb-Staaten war.