Tief besorgt ist die Weltgesundheitsorganisation (WHO) über die zunehmende Resistenz von Bakterien gegen Antibiotika.
"Die Antibiotika-Resistenz ist eine globale Bedrohung, sowohl für die öffentliche Gesundheit als auch die Wirtschaft", sagte WHO-Expertin Catharina van Weezenbeek. Die WHO schätzt, dass jedes Jahr 1,3 Millionen Menschen sterben, weil Antibiotika bei ihren Infektionen nicht anschlagen. Sie legte am Freitag in Genf ihren neuen Bericht vor.
WHO zeigt sich äußerst besorgt über Antibiotika-Resistenzen
Erst kürzlich hatte die EU-Gesundheitsbehörde ECDC berichtet, dass im Europäischen Wirtschaftsraum jährlich mehr als 35 000 Menschen aufgrund von Antibiotika-Resistenzen sterben. Die gesundheitlichen Folgen seien vergleichbar mit denen von Grippe, Tuberkulose und HIV/Aids zusammen, teilte die Behörde mit.
Zahl der Blutbahn-Infektionen durch resistente Keime gestiegen
Von 2017 bis 2021 sei die Zahl der
Blutbahn-Infektionen durch resistente Escherichia-coli- und
Salmonella-spp.- sowie resistente Gonorrhoe-Bakterien weltweit um
mindestens 15 Prozent gestiegen, heißt es im aktuellen WHO-Bericht.
Möglich sei, dass dies auch auf den häufigen Einsatz von Antibiotika im
Rahmen der Corona-Pandemie zurückzuführen sei.
Teils hohe Resistenzwerte von etwa 50 Prozent bei Bakterien
Bei Bakterien wie
Klebsiella pneumoniae und Acinetobacter spp., die häufig
Blutbahn-Infektionen in Krankenhäusern verursachen, würden inzwischen
teils hohe Resistenzwerte von etwa 50 Prozent gegen üblicherweise
verwendete Mittel gemeldet, berichtete die WHO. Sie müssten mit den
stärksten Antibiotika behandelt werden, aber auch dagegen seien nach den
Meldungen der Länder schon acht Prozent der
Klebsiella-pneumoniae-Bakterien resistent.
Die WHO betont auch,
dass bessere Daten nötig sind. In manchen Ländern kämen Meldungen nur
aus wenigen hoch spezialisierten Kliniken, in denen naturgemäß nur die
schwersten Fälle behandelt würden. Deshalb könne das Bild verzerrt sein.
WHO-Datenbank bekommt von 127 Ländern Berichte
127
Länder berichteten an die WHO-Datenbank. China gehört bisher nicht
dazu. Man sei mit Peking im Gespräch, hieß es. In vielen ärmeren Ländern
fehlten Labore und Diagnosemittel, so die WHO. So entstehe Druck auf
Ärzte und Kliniken, ohne klare Diagnose die neuesten und stärksten
Mittel einzusetzen, selbst, wenn das womöglich gar nicht nötig sei,
sagte van Weezenbeek. Auch in ihrer Heimat, den Niederlanden, verlangten
Patienten oft nach neuesten Antibiotika, ohne dass es eine Indikation
für den Einsatz gebe.
WHO sieht einen Schimmer Hoffnung bei schnellem Handeln
Die WHO sieht einen Hoffnungsschimmer, wenn
schnell gehandelt wird, wie WHO-Expertin Carmem Pessoa-Silva sagte: Die
Resistenzen von Bakterien gegen Mittel, die zur Zeit noch als "letzte
Rettung" eingesetzt werden, seien noch gering. Wenn unnötige und falsche
Anwendungen unterbunden würden, könnten sie länger wirksam bleiben.
Dafür müsse aber jetzt, nicht in fünf Jahren gehandelt werden. Nötig sei
es auch, neue Klassen von Antibiotika zu entwickeln.
Bakterien zirkulieren oftmals in Krankenhäusern
Gerade in
Krankenhäusern zirkulieren oft Bakterien, gegen die kaum ein Mittel mehr
wirkt. Von Antibiotika-Resistenz sprechen Experten, wenn Patienten
darauf nicht reagieren, das heißt, wenn die krankmachenden Bakterien
dadurch nicht vernichtet werden. Multiresistent werden Erreger genannt,
gegen die gleich mehrere oder alle verfügbaren Antibiotika nicht mehr
wirken.