Im ÖVP-Korruptionsuntersuchungsausschuss hat sich am Mittwoch mit den Themen Coronafinanzierungsagentur (COFAG) und der ABBAG befasst.
Die Befragung kreiste um Mehrfachtätigkeiten, Doppelgleisigkeiten und Boni. Während die Opposition einen "Selbstbedienungsladen" bzw. Intransparenz ortete, verteidigte der ehemalige Geschäftsführer der COFAG, Bernhard Perner, deren Einrichtung. Zu den ABBAG-Boni nahm Aufsichtsratschef Wolfgang Nolz Stellung.
Opposition kritisierte Kontruktion der COFAG
Die Opposition kritisiert die Konstruktion der COFAG als "intransparent" und sieht in ihrer Muttergesellschaft ABBAG einen "Selbstbedienungsladen". Die COFAG-Struktur sei aus zwei Gründen geschaffen worden, nämlich um die parlamentarische Kontrolle auszuschalten und dafür zu sorgen, dass die Betriebe weniger Rechtssicherheit haben, hieß es. In der ABBAG wiederum habe es "absurde Gehaltskonstruktionen und Bonuszahlungen" gegeben, kritisierten auch die Grünen. Und auch der Rechnungshof hatte in seinem Bericht kein gutes Haar an der COFAG gelassen. In puncto Corona-Hilfen sprachen die Prüfer von einem "beträchtlichen Überförderungspotenzial". Tadel gab es auch für die Errichtung und Besetzung der Leitungs- und Kontrollorgane.
Perner wurde im U-Ausschuss befragt
Perner
verteidigte am Mittwoch die damalige Vorgehensweise. Der Grund, warum
die ABBAG zunächst ins Spiel kam, waren die Erfahrungen aus der
Finanzkrise. Da aber die Durchführung durch die ABBAG selbst nicht
gesetzlich gedeckt gewesen sei, habe es eine Neuregelung gebraucht -
nämlich die COFAG. Man habe dabei auf die Finanzverwaltung und die
Expertise im Finanzministerium zurückgegriffen, sich aber auch externer
Dienstleister wie Wirtschaftsprüfer und Steuerberater bedient,
schließlich galt es, "sehr rasch Know-how und Ressourcen aufzubauen".
Die Beraterkosten machten in dem vom Rechnungshof betrachteten Zeitpunkt
knapp 21 Mio. Euro aus.
Perner verteidigte zudem seine Mehrfachfunktionen. Dass er etwa Alleingeschäftsführer der COFAG-Mutter ABBAG und gleichzeitig im Kabinett des Finanzministers tätig war, "war möglich und synergiemäßig gut, weil sich meine Aufgabenbereiche weitgehend gedeckt haben". Dass er zwischenzeitlich auch noch ÖBAG-Prokurist war, sei möglich gewesen, weil die Arbeit bei der ABBAG sehr projektbezogen war und zwischen ABBAG und ÖBAG Synergien genutzt wurden.
Auch nachträglich gewährte Boni als Thema
Thematisiert wurden auch nachträglich gewährte Boni an den
damals bereits aus seiner Funktion ausgeschiedenen
ABBAG-Geschäftsführer Michael Mendel sowie an Perner selbst. Mendel
hatte im Jahr 2016 die für die Banken-Abwicklungen zuständige ABBAG
verlassen, über acht Monate später wurde die Bonusvereinbarung
geschlossen, durch die er im Jahr 2020 1,5 Mio. erhielt.
Die Boni seien für Tätigkeiten im Zuge des Abbaus der ehemaligen Hypo Alpe Adria vereinbart worden, so Perner. Die Leistung habe darin bestanden, das Risiko der Republik zu reduzieren, aktiv Verhandlungen zu führen und Transaktionen umzusetzen. Dass der Bonus für Mendel erst schlagend geworden sei, als dieser schon ausgeschieden war, begründete Perner damit, dass die Parameter erst im Nachhinein feststanden. "Dass es grundsätzlich einen geben soll, war schon vorher vereinbart", so Perner.
ABBAG-Aufsichtsratschef Nolz wurde befragt
ABBAG-Aufsichtsratschef
Nolz, langjähriger Sektionschef im Finanzministerium, betonte bei
seiner Befragung am Nachmittag, dass die Bonuszahlung ein Wunsch des
damaligen Finanzministers Hans Jörg Schelling (ÖVP) gewesen sei. Er
könne sich aber nicht mehr erinnern, ob Schelling direkt oder Perner ihm
das gesagt habe. Der Minister als Gesellschaftsvertreter könne eine
Weisung erteilen, und das sei offenbar geschehen, erklärte Nolz: "Die
hätte vielleicht verschriftlicht werden sollen." Aber wenn Schelling
eine mündliche Weisung erteile, dann sei das so zu machen.
Ihm sei
dazu heuer im Februar eine Erklärung vorgelegt worden, die er
unterzeichnet habe - zu einem Zeitpunkt, wo das Geld schon längst
ausbezahlt war. Auf die Frage, ob der Bonus für Mendel schon in dessen
Vertrag vereinbart war, sagte Nolz, im ursprünglichen Vertrag sei nur
gestanden, dass ein Bonus vereinbart werden kann. "Mehr stand da nicht
drinnen".
Die Befragung der dritten Auskunftsperson, ein für die Bankenabwicklung zuständiger Bereichsleiter in der Finanzmarktaufsicht (FMA), ging sich am Mittwoch wegen der fortgeschrittenen Zeit nicht mehr aus.