Die Demokraten von US-Präsident Biden und die Republikaner von Ex-Präsident Trump liefern sich bei den Zwischenwahlen in den USA ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen. In Pennsylvania konnten die Demokraten einen wichtigen Senatssitz von den Republikanern erobern.
Die von den Politikern der oppositionellen Republikanern erwartete "rote Welle" ist bei den Zwischenwahlen in den USA ausgeblieben. Statt einem Denkzettel für US-Präsident Joe Biden, könnten die Demokraten ihre hauchdünne Mehrheit im US-Senat sogar noch ausbauen. Für Ex-Präsident Donald Trump ist das Ergebnis ein Dämpfer.
Niederlagen für Trumps-Kandidaten bei Zwischenwahlen in USA
Üblicherweise wird die
Partei des Präsidenten bei den Zwischenwahlen massiv bestraft.
Angesichts miserabler Beliebtheitswerte und der hohen Inflation galt
dies auch in diesem Fall als ausgemachte Sache. Bidens Demokraten
stilisierten den Urnengang jedoch zum Votum für die Verteidigung der
Demokratie gegen die autoritären Tendenzen innerhalb der Republikaner
hoch, und dürften damit einen Nerv bei vielen Wählern getroffen haben.
Mehrere
von Trump unterstützte Kandidaten zogen nämlich in umkämpften Staaten
den kürzeren, etwa der TV-Arzt Mehmet Oz bei der Senatswahl in
Pennsylvania. Dort konnte der demokratische Vizegouverneur John
Fetterman den bisher vom gemäßigten Republikaner Pat Toomey gehaltenen
Senatssitz erobern. Toomey hatte auch aus Frust über den Rechtskurs
seiner Partei auf ein neuerliches Antreten verzichtet. Das Votum für
Fetterman war vorentscheidend für die Kontrolle des Senats. Die
Republikaner müssten nämlich zwei der drei umkämpften Senatsrennen in
Arizona, Nevada und Georgia für sich entscheiden und ihren wackelnden
Sitz in Wisconsin halten, um den Demokraten noch die Mehrheit in der wichtigeren US-Parlamentskammer abzujagen.
Republikaner gewinnen bei Zwischenwahlen nur wenige Sitze in Abgeordnetenhaus
Im Abgeordnetenhaus wurden alle 435 Sitze neu gewählt. Unter anderem durch die Änderung von Wahlkreisgrenzen gingen die oppositionellen Republikaner mit einem Vorteil ins Rennen. Prognosen sagten ihnen einen Zugewinne von zehn bis 20 Sitzen vorher, auch ein Erdrutschsieg schien möglich. Einer Prognose des US-Senders ABC zufolge waren die Republikaner mit 207 zu 187 Sitzen in Führung, während 41 Wahlkreise noch auszuzählen waren. Die Wahl 2020 hatten die Demokraten mit 222 zu 213 Sitzen gewonnen. Der republikanische Minderheitsführer Kevin McCarthy erklärte seine Partei noch Vorliegen entsprechender Prognosen zum Sieger. "Es ist klar, dass wir uns das Abgeordnetenhaus zurückholen werden", sagte er in der Nacht auf Mittwoch bei einem kurzen Auftritt in Washington.
Noch keine Entscheidung bei Zwischenwahlen im US-Senat
Im Senat wurden nur 35 der 100 Sitze neu
gewählt, wobei die Republikaner mehr Sitze zu verteidigen hatten. Neben
Pennsylvania war dies auch in Wisconsin der Fall. Dort lag der
republikanische Amtsinhaber Ron Johnson mit 50,7 zu 49,1 Prozent vor dem
demokratischen Herausforderer Mandela Barnes, doch hoffte dieser auf
noch auszuzählende demokratische Hochburgen. In Georgia, wo der erst vor
zwei Jahren in einer Sonderwahl gewählte Demokrat
Raphael Warnock seinen Sitz zu verteidigen hatte, sah es aber nach
einer Stichwahl aus, da weder er noch sein republikanischer
Herausforderer Hershel Walker die nötige absolute Mehrheit erreichen
dürften. Teilergebnisse zeigten Warnock mit 49,1 zu 48,8 Prozent vor
Walker. In Arizona war der demokratische Amtsinhaber Mark Kelly mit 56,3
zu 41,4 Prozent deutlich vor seinem republikanischen Herausforderer
Blake Masters, doch waren dort noch konservative Hochburgen auszuzählen.
In Nevada führte die demokratische Amtsinhaberin Catherine Cortez Masto
mit 50,9 zu 46,3 Prozent vor dem Republikaner Adam Laxalt.
Niederlagen für Trump-Kandidaten auch bei Gouverneurswahlen
Dämpfer für das Trump-Lager gab es auch bei den Gouverneurswahlen. In den Schlüsselstaaten Pennsylvania, Wisconsin und Michigan setzten sich jeweils demokratische Kandidaten gegen Republikaner durch, die Trumps Lügen über den angeblich gestohlene Wahl 2020 weiterverbreitet hatten. In Arizona sah es für die republikanische Kandidatin Kari Lake ebenfalls schlecht aus, doch nährte sich am Wahlabend in einer ersten Stellungnahme bereits Zweifel am Wahlausgang. In den Ostküstenstaaten Massachussetts und Maryland gelang es den Demokraten die Gouverneursämter von den Republikanern zurückzuerobern.
Klarer Sieg für Trump-Rivale DeSantis in Florida
Dagegen setzte sich in Florida der republikanische Gouverneur Ron DeSantis klar gegen seinen demokratischen Kontrahenten Charlie Crist durch. DeSantis wird nachgesagt, ebenfalls für die Republikaner als Kandidat antreten zu wollen. Trump drohte DeSantis am Wahltag mit unangenehmen Enthüllungen, falls dieser 2024 ins Rennen ums Weiße Haus gehen sollte. Er könne über DeSantis "Dinge erzählen, die nicht besonders schmeichelhaft sind", sagte er im US-Fernsehen. Trump hatte am Montag für den 15. November eine "sehr große Mitteilung" angekündigt. Es ist davon auszugehen, dass er seine schon seit langem angedeutete Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl 2024 ankündigen will.
Frühere Trump-Sprecherin wird bei Zwischenwahlen Gouverneurin
Allerdings brachte Trump mehrere Kandidaten in republikanischen Hochburgen durch. So wurde der republikanische Bestseller-Autor J.D. Vance für den Staat Ohio in den US-Senat gewählt. Politikexperten wiesen aber darauf hin, dass sein Sieg wesentlich weniger überzeugend ausfiel als im Vorfeld erwartet. Im Südstaat Arkansas wird eine frühere Sprecherin des Weißen Hauses unter Trump, Sarah Huckabee Sanders, neue Gouverneurin. Auch in Texas konnte mit Greg Abbott ein Trump-Anhänger das Gouverneursamt verteidigen.
Abstimmungen über Verfassungsänderungen bei Zwischenwahlen in USA
In mehreren Bundesstaaten wurde im Zuge der Midterms auch über das Recht auf Abtreibung abgestimmt. Auch dabei gab es einen Dämpfer für die Konservativen. In Vermont, Michigan und Kalifornien wurden mit teils großen Mehrheiten Verfassungsänderungen angenommen, um das im Sommer durch ein Urteil des US-Höchstgerichts infrage gestellte Recht auf Abtreibung zu schützen. In der Republikanerhochburg Kentucky sah es so als, als würde eine Verfassungsänderung für ein Abtreibungsverbot knapp abgelehnt werden.
Zwischenwahlen in USA weitgehend störungsfrei
Die Wahlbehörden in den USA berichten bisher nur von vereinzelten Vorfällen. In Louisiana ging demnach eine Bombendrohung ein, in einem Kreis in Pennsylvania ging das Papier aus. Nach Problemen mit den Wahlmaschinen im Kreis Maricopa County in Arizona fordern die Republikaner, die Wahllokale länger offenzuhalten. Ein Richter lehnte diesen Antrag ab.