Gastkommentar von Johannes Huber. Ja, bei den Wiener Linien schon. Sie wird aber halt immer mehr ignoriert. Also: Streng kontrollieren oder abschaffen.
Vielleicht trägt etwas anderes viel mehr noch zum massiven
Vertrauensverlust der Politik bei als die Korruptionsaffären, die
Bundespräsident Alexander Van der Bellen dazu veranlasst haben, von einem
Wasserschaden für die Demokratie zu sprechen: Gesetze, die nicht ernst genommen
werden. Bekanntestes Beispiel: die Impfpflicht.
Sie ist gegen größere Widerstände eingeführt worden, hat bei
vielen Menschen dazu geführt, dass sie sich erst recht nicht impfen ließen. Das
hat die Bundesregierung offenbar so sehr verschreckt, dass sie die Pflicht
letztlich wieder abgeschafft hat. Bestraft worden ist niemand, geblieben ist
jedoch dies: Ein geschwächter Staat. Er schafft Regeln, man kann sich aber
nicht mehr so sicher wie bisher sein, dass man sich darauf verlassen kann, dass
sie wirklich gelten; dass man etwa dann, wenn man darauf pfeift, riskiert,
zahlen zu müssen.
Ähnliches droht nun auch in Wien: Bürgermeister Michael
Ludwig (SPÖ) ist stolz drauf, auf einem eigenen, „konsequenten und vorsichtigen
Weg“ durch die Pandemie zu gehen. Jetzt droht ihm aber, die Luft auszugehen.
Problem: Einerseits dauert die Pandemie schon sehr, sehr
lange, andererseits breitet sich mehr und mehr ein Gefühl aus, dass sie fast
schon harmlos geworden sei. In der Stadt gilt die Maskenpflicht in öffentlichen
Verkehrsmitteln jedoch weiterhin. Zumindest auf dem Papier: Die Zahl der
Fahrgäste, die keine Maske tragen und den Eindruck erwecken, dass das das
Selbstverständlichste der Welt sei, steigt. Das ist gefährlich.
Wien muss sich entscheiden: Entweder gilt die Maskenpflicht
noch; dann muss sie so streng kontrolliert werden, dass sie von möglichst allen
eingehalten wird. Oder sie gilt nur noch augenzwinkernd; dann wäre es besser,
sie sofort abzuschaffen. Sonst bekommt die Stadt eine Autoritätsproblem.
Handelt es sich um eine Einladung, in welchem Zusammenhang auch immer, ohne
Rücksicht auf Mitmenschen zu tun und zu lassen, was man möchte.
Eine solche Entscheidung ist gerade auch im Hinblick darauf
fällig, wovor Ludwig zurecht warnt; vor weiteren Corona-Wellen im Winter, neben
denen es auch noch eine Influenza-Welle geben könnte. Dann laufen nicht nur die
Spitäler voll, es gibt auch zehntausende Erwerbstätige, die krank im Bett
liegen oder zu Hause bleiben müssen, um ein Kind zu betreuen: Lehrer, Ärztinnen
und viele andere mehr. Das könnte dann kritisch werden.
Es gibt daher gute Gründe, gerade in dicht besetzen
Straßenbahnen oder U-Bahnen bei einer Maskenpflicht zu bleiben. Dadurch könnten
Ansteckungen verhindert werden, ob es sich um Corona oder Influenza handelt.
Entscheidend ist jedoch, dass man diese Pflicht nicht einfach verschlampt,
sondern dass sie wieder durchgesetzt wird.
Johannes Huber betreibt den Blog – Analysen und Hintergründe zur Politik