Von Jänner bis Juli 2022 war der durchschnittliche EU-Gasverbrauch bereits um sechs Prozent niedriger als zum jeweiligen Vergleichszeitraum in den Jahren 2017 bis 2021.
Die EU-Länder befinden sich auf Sparflamme: Um die Abhängigkeit von russischem Gas zu reduzieren und den steigenden Energiekosten entgegenzuwirken, hat die EU-Kommission ein - derzeit noch unverbindliches - Einsparziel von 15 Prozent vorgegeben. Von Jänner bis Juli 2022 war der durchschnittliche EU-Gasverbrauch bereits um 6 Prozent niedriger als in den jeweiligen Zeiträumen von 2017 bis 2021, zeigt eine aktuelle Auswertung der Agenda Austria.
Finnland reduzierte seinen Gasverbrauch heuer in der ersten Jahreshälfte um kräftige 45,4 Prozent und sparte damit relativ betrachtet so viel Gas wie kein anderes EU-Mitglied. Die österreichischen Nachbarländer Deutschland und Tschechien drosselten ihren Verbrauch um 7,5 bzw. 6,3 Prozent. Österreich hingegen lag mit Gas-Einsparungen von gut 5 Prozent nur im hinteren Mittelfeld und damit unter dem EU-Schnitt. Portugal reduzierte seinen Gasverbrauch um 4,1 Prozent. Ungarn und Italien taten sich mit Einsparungen von nur 0,4 Prozent bzw. 0,1 Prozent deutlich schwerer dabei, ihren Verbrauch zu reduzieren.
Einen höheren Gasverbrauch als in den Vorjahren
verzeichnete unter anderem Spanien: Hier stieg der Verbrauch um 6,8
Prozent. Noch mehr zusätzliches Gas benötigte Griechenland, das hier ein
Plus von 11,7 Prozent verbuchte. Die Auswertung basiert auf Daten von
Eurostat und Berechnungen der Agenda Austria.
Die Gründe für den
reduzierten Verbrauch sind der Agenda Austria zufolge vielfältig. Der
warme Frühling habe die Heizsaison vielerorts früher als sonst beendet.
In vielen EU-Ländern hätte aber vor allem die Industrie signifikant
weniger Gas benötigt als in den Vorjahren. In Skandinavien spiele Gas
praktisch keine Rolle in der Stromerzeugung und auch geheizt werde dort
kaum mit Gas. "Die Unterschiede in der EU sind diesbezüglich aber noch
groß", so Agenda-Austria-Ökonom Jan Kluge. Während etwa Schweden seine
wirtschaftliche Entwicklung bereits weitgehend vom Gas entkoppelt habe,
täten sich andere Länder, wie zum Beispiel Ungarn, deutlich schwerer
dabei.
Die EU-Staaten wollen zwischen August bis März nächsten
Jahres mindestens 15 Prozent weniger fossiles Gas verbrauchen als im
Durchschnitt der vergangenen fünf Winter. Darauf einigten sich die
EU-Energieministerinnen und -minister im Juli. Dieses Einsparungsziel
ist vorerst unverbindlich. Nur für den Fall, dass die EU-Länder einen
"Unionsalarm" für Gasknappheit ausrufen, wird das Ziel verpflichtend.