Finanzminister Magnus Brunner hat am Mittwoch in seiner ersten Budgetrede den Österreichern zugesichert, ihnen durch die Krise zu helfen: "Lieber verteilen wir ein paar Feuerlöscher zu viel als einen Flächenbrand zu riskieren", hieß es unter anderem in der 81-minütigen Rede.
"Dieses Budget hat als oberste Priorität, das zu tun, was notwendig ist, um das Leben der Menschen leistbar zu machen und das Überleben von Betrieben und Arbeitsplätzen zu sichern", erklärte der Ressortchef im Nationalrat vor voller Regierungsbank, von der Galerie aus beobachtet von Bundespräsident Alexander Van der Bellen.
Erste Budgetrede Brunners dauerte 81 Minuten
Schwierige
Zeiten verdienen lange Budgetreden, schien sich Brunner bei der
Vorbereitung gedacht zu haben. Gleich 81 Minuten nahm sich der
Finanzminister Zeit und damit so viel wie zuletzt Maria Fekter (ÖVP),
die dereinst (2011) sogar über eineinhalb Stunden referiert hatte. Zum
Vergleich: Brunners Vorgänger Gernot Blümel hatte bei seinen beiden
Budgetreden nur jeweils rund eine halbe Stunde benötigt.
Brunner machte gleich zu Beginn klar, dass die harten Zeiten wohl noch einige Zeit bleiben: "Die Aufgaben, die wir zu bewältigen haben, sind historisch." Die Krise sei scheinbar ein ständiger Begleiter unseres Alltags geworden. So werde etwa die hohe Inflation die Österreicher "natürlich noch länger begleiten".
Österreich will sich aus der Krise herausinvestieren
Die gute Nachricht aus Sicht
des Ministers: "Wir stemmen uns nicht nur gegen die Krise, wir
investieren aus ihr heraus." Anspruch der Regierung sei, "dass
Österreich nicht nur gut durch diese schwierigen Zeiten kommt, sondern
dass Österreich daran wächst".
Immerhin hat man nach Einschätzung Brunners schon die Corona-Pandemie gut bewältigt, wie das Wirtschaftswachstum im heurigen Jahr beweise: "Diese Zahlen zeigen, dass wir in der Pandemie vielleicht nicht alles, aber doch sehr vieles richtig gemacht haben."
"Lieber ein paar Feuerlöscher zu viel"
Überhaupt verteidigte der Finanzminister die staatlichen Hilfen. Vielleicht gehe man bei der einen oder anderen Maßnahme zu sehr in die Breite, jedoch sei die Krise mittlerweile auch im Mittelstand angekommen: "Lieber verteilen wir ein paar Feuerlöscher zu viel als einen Flächenbrand zu riskieren."
Brunner erteilte Strompreis-Deckel eine Abfuhr
Doch nicht jeder
Vorschlag zur Krisenbewältigung sei sinnvoll. "Nicht alles, was populär
ist, ist auch vernünftig", meinte Brunner zu Forderungen der Opposition
etwa nach einem Strompreis-Deckel. Durch den liberalisierten
europäischen Strommarkt würde man so nämlich mit österreichischem
Steuergeld auch den Strom in Bayern, Italien, Tschechien oder Ungarn
vergünstigen.
Die Russland-Sanktionen verteidigte der
Finanzminister als alternativlos: "Europa kann und darf nicht zulassen,
dass sich Staaten über das Völkerrecht hinwegsetzen und ein einzelner
Politiker entscheidet, ob ein Staat eine Existenzberechtigung hat oder
nicht." Der Ruf nach einem Ende der Sanktionen sei zwar "emotional
durchaus verständlich". Aber niemand habe eine Garantie, dass Russland
dann seine Verpflichtungen einhalte.
Umfassend beworben wurden vom
Finanzminister bereits gesetzte Maßnahmen wie die ökosoziale
Steuerreform aber auch jene Bereiche, die durch das Budget besonders
profitierten. Das ging vom Bildungssektor über den öffentlichen Verkehr
bis hin zu Bundesheer und Forschung.
Die Oppositionsparteien ersuchte Brunner, angesichts der Krise wieder mehr an das Gemeinsame zu denken. Den Schulterschluss zu Beginn der Corona-Zeit gebe es nun nicht mehr, bedauerte der Minister. Dabei seien Wohlstand und Wachstumskurs vergangener Jahre plötzlich massiv gefährdet. Aufgabe aller politischen Gestalterinnen und Gestalter auf allen Ebenen sei es, dieser Entwicklung entgegenzuwirken.