Am Dienstag ist in den von Moskau besetzten Gebieten in der Ukraine der letzte Tag der Scheinreferenden angelaufen. Diese finden in Luhansk, Donezk, Cherson und Saporischschja statt.
Der letzte Tag der russischen Scheinreferenden in der Ukraine ist am Dienstag angebrochen. Die Menschen in den von russischen Truppen besetzten Teilen der Regionen Luhansk, Donezk, Cherson und Saporischschja haben noch bis 15.00 Uhr MESZ (16.00 Uhr Ortszeit) Zeit, über einen Beitritt zur Russischen Föderation ihre Stimme abzugeben. Diese Scheinreferenden werden als Bruch des internationalen Völkerrechts kritisiert.
Letzter Tag russischer Scheinreferenden in der Ukraine
Sie
werden weltweit nicht anerkannt, weil sie unter Verletzung ukrainischer
und internationaler Gesetze und ohne demokratische Mindeststandards
abgehalten werden. In der Region Luhansk meldeten die Behörden erneut
den Beschuss durch Mehrfachraketenwerfer auf den Ort Altschewsk.
Trotzdem seien alle Wahllokale geöffnet, hieß es. Das russische
Staatsfernsehen zeigt bereits seit Tagen Menschen in den besetzten
Gebieten, die sich glücklich zeigen, bald zu Russland zu gehören.
Dagegen kritisieren unabhängige Medien, die Menschen würden unter Druck
und vorgehaltenen Gewehrläufen ihre Stimme abgeben.
Besatzungsbehörden informieren über Ausgang der Referenden
Es wird
erwartet, dass die Besatzungsbehörden über den Ausgang der
Scheinreferenden noch am Dienstagabend informieren. Es wird damit
gerechnet, dass die Zustimmung für einen Beitritt zur Russischen
Föderation mit 80 bis 90 Prozent angegeben wird. Danach wollen die
Separatistenführungen offiziell beim russischen Machthaber Wladimir
Putin die Aufnahme in russisches Staatsgebiet beantragen. Der Kreml
hatte mitgeteilt, dass dies schnell geschehen könnte. Putin könnte sich
dazu am Freitag in einer Rede an die Nation wenden. Der Kreml hat den
Termin bisher nicht bestätigt.
Formelle Aufnahme der Gebiete zu Russland am Freitag erwartet
Auch das britische
Verteidigungsministerium schließt nicht aus, dass Putin am Freitag
formell die Aufnahme der besetzten ukrainischen Gebiete in die Russische
Föderation bekanntgeben könnte. An dem Tag sei eine Ansprache Putins
vor beiden Kammern des Parlaments angesetzt. Es bestehe eine
"realistische Möglichkeit", dass Putin die Rede nutzen werde, um
offiziell die Aufnahme zu verkünden, heißt es im täglichen Lagebericht
des Ministeriums. Dieser stützt sich auf Erkenntnisse des britischen
Militärgeheimdienstes.
Scheinreferenden in der Ukraine
UKRAINE-RUSSIA-CONFLICT-REFERENDUM-VOTING
© STRINGER / AFP
Russland will mit Annexion der Gebiete den Angriffskrieg rechtfertigen
Die russische Führung will nach
Einschätzung der britischen Geheimdienste mit der erwarteten Annexion
ukrainischer Gebiete den Angriffskrieg vor der eigenen Bevölkerung
rechtfertigen. Jegliche Ankündigung einer Einverleibung der Gebiete
werde der Rechtfertigung von Russlands "spezieller Militäroperation" in
der Ukraine dienen und beabsichtige, die patriotische Unterstützung des
Konfliktes zu festigen, hieß es am Dienstag im Kurzbericht weiter.
Russen könnten Putins Pläne nicht so unterstützen wie von ihm erhofft
Die
britischen Geheimdienste gehen jedoch davon aus, dass die Russen Putins
Pläne nicht so unterstützen werden wie von ihm erhofft. Die kürzliche
Teilmobilmachung russischer Reservisten sowie das zunehmende Wissen über
die Rückschläge in der Ukraine dürften die Zustimmung deutlich trüben,
hieß es.
Gebiete nach Scheinreferenden unter dem "Schutz der Atommacht"
Präsident Putin hatte vor Beginn der Scheinreferenden
betont, dass die Gebiete danach komplett unter dem Schutz der Atommacht
Russland stünden. Er warnte die Ukraine davor, dass Moskau im Fall einer
Fortsetzung des Beschusses der Gebiete dies als Angriff auf russisches
Staatsgebiet ansehen und sich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln
verteidigen werde. 2014 hatte Russland bereits die Schwarzmeer-Halbinsel
Krim völkerrechtswidrig von der Ukraine annektiert.