Laut Hochrechnungen gewinnt bei den Parlamentswahlen in Italien die Mitte-Rechts Allianz um die Wahlfavoritin und Rechtsaußen-Politikerin Giorgia Meloni.
Die Mitte-Rechts-Allianz in Italien dürfte laut den in der Nacht vom öffentlich-rechtlichen Sender RAI 1 veröffentlichten Hochrechnungen auf 41,1 der Stimmen kommen. Dieser Prozentsatz genügt, um laut dem Wahlsystem die Mehrheit der Stimmen in der Abgeordnetenkammer und im Senat zu erobern.
Mitte-Rechts-Block gewinnt laut Hochrechnung in Italien die Wahl
Melonis postfaschistische Partei Brüder Italiens
(FdI - Fratelli d ́Italia) dürfte mit 21,6 Prozent der Stimmen klar
stärkste Einzelpartei werden. Für die einstige Kleinpartei, die bei der
Parlamentswahl 2018 noch 4,4 Prozent erreicht hatte, ist es ein
Erdrutschsieg. Die 45-jährige Meloni könnte zur ersten Frau an der
Spitze einer italienischen Regierung aufrücken. Dies wäre für die
gebürtige Römerin die Krönung ihrer politischen Karriere. Bei den Wahlen
2018 hatten die "Brüder Italiens" nur knapp über vier Prozent der
Stimmen geholt.
Parlamentswahlen in Italien 2022
ITALY-ELECTION/
© REUTERS/Guglielmo Mangiapane/Yara Nardi
Sozialdemokraten kommen bei Italien-Wahl nur auf 19,4 Prozent
Der sozialdemokratische Partito Democratico (PD)
von Ex-Premier Enrico Letta dürfte demnach 19,4 Prozent bekommen. Auf
Platz drei sollte es die Fünf-Sterne Bewegung mit 16,5 Prozent der
Stimmen schaffen. Die mit Meloni verbündete Lega von Ex-Innenminister
Matteo Salvini muss sich laut den Hochrechnungen mit 8,5 Prozent der
Stimmen begnügen.
Zentrumspartei Azione erwies sich bei Wahl in Italien als Überraschung
Als Überraschung erwies sich die gute Leistung
der Zentrumspartei Azione von Ex-Industrieminister Carlo Calenda im
Bündnis mit der Mitte-Links-Partei Italia Viva von Ex-Premier Matteo
Renzi, die 7,3 Prozent der Stimmen erobern könnte, was deutlich über den
Erwartungen der Meinungsforschungsinstitute vor den Wahlen liegt. Die
Forza Italia des viermaligen Regierungschefs Silvio Berlusconi dürfte
laut den Hochrechnungen nur auf 8 Prozent der Stimmen kommen, deutlich
unter den Erwartungen Berlusconis, der auf ein zweistelligen Ergebnis
gehofft hatte.
Rampelli erklärt: "Mit diesen Zahlen können wir regieren"
"Mit diesen Zahlen können wir regieren", erklärte
der Abgeordnete von Fratelli d ́Italia Fabio Rampelli bereits am
Wahlabend nach Veröffentlichung der Nachwahlbefragungen. Die
Spitzenpolitiker der Rechtsaußen-Partei versammelten sich im Hotel Parco
dei Principi im Herzen Roms und feierte dort die ersten Ergebnisse.
Wahlfavoritin Meloni hatte kurz vor Schließung der Wahllokale um 23 Uhr
ihre Stimme in einem Wahllokal im römischen Außenbezirk Torrino
abgegeben. Lega-Chef Salvini begrüßte trotz des relativ schwachen
Ergebnisses seiner eigenen Partei den klaren Vorsprung der
Mitte-Rechts-Koalition. "Wir sind vorn, danke!", twitterte Salvini.
Herbe Verluste für Fünf Sterne-Bewegung bei Wahl in Italien
Die
Fünf Sterne-Bewegung, die Italien vier Jahre lang regiert hatte, freute
sich trotz herber Verluste über den überraschenden dritten Platz. "Wir
waren totgesagt worden, doch wir sind die drittstärkste Partei im Land",
kommentierte Michele Gubitosa, Vizepräsident der Fünf Sterne. Vor allem
mit dem Versprechen, eine 2019 eingeführte Mindestsicherung weiterhin
zu finanzieren, hat die vom Komiker Beppe Grille gegründete
populistische Partei Wählerstimmen erobert, vor allem im ärmeren Süden
des Landes.
Vorgezogene Parlamentswahlen in Italien nach Draghi-Rücktritt
Die vorgezogenen Parlamentswahl wurde notwendig, weil
der frühere EZB-Präsident Mario Draghi im Juli nach dem Bruch seines
breiten Regierungsbündnisses als Ministerpräsident zurückgetreten war.
Parlamentswahlen in Italien nach "Rosatellum"-Wahlsystem
Die
Parlamentswahlen fanden nach einem "Rosatellum" genannten komplizierten
Wahlsystem statt. Es ist eine Mischung aus Mehrheits-und
Verhältniswahlrecht. Die Zahl der Parlamentssitze schrumpft dieses Mal
infolge einer Verfassungsreform von 945 auf 600. Der Wahlkampf war auch
vor diesem Hintergrund härter als zuvor.
Historischer Tiefstand bei Wahlbeteiligung in Italien
Die Beteiligung an der
Parlamentswahlen erreichte einen historischen Tiefstand. 64 Prozent der
Wahlberechtigten gaben ihre Stimme ab. Das sind zehn Prozent weniger
gegenüber den letzten Parlamentswahlen im März 2018, teilte das
italienische Innenministerium mit. Vor allem in Süditalien blieben die
Wähler von den Wahllokalen fern.