Wegen der hohen Inflation rechnet das Ifo-Institut mit einer weiteren Leitzins-Erhöhungen der Europäischen Zentralbank EZB. Das Aufnehmen von Krediten bleibt weiterhin günstig.
Das Ifo-Institut rechnet damit, dass die Europäischen Zentralbank (EZB) den Leitzins von aktuell 1,25 auf 4,0 Prozent anbeheben wird, sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser am Montag in Berlin bei der Vorstellung der neuen Wirtschaftsprognosen der Forscher.
Angesichts einer erwarteten Teuerungsrate von 8 oder 9 Prozent bliebe dann aber immer noch ein negativer Realzins übrig, der die Konjunktur unterstütze. "Es ist nach wie vor günstig, einen Kredit aufzunehmen", sagte Wollmershäuse. "Aber es ist nicht mehr ganz so günstig, wie das bisher war."
Die EZB hatte am vergangenen Donnerstag die bisher größte
Zinsanhebung seit Einführung des Euro-Bargelds im Jahr 2002 beschlossen.
Die Währungshüter um EZB-Chefin Christine Lagarde hoben den Leitzins
außerordentlich kräftig um 0,75 Prozentpunkte auf 1,25 Prozent
an. Zugleich stellten sie weitere Zinsanhebungen in Aussicht. "Ich gehe
davon aus, dass weitere Zinsschritte kommen", sagte Wollmershäuser.
Angetrieben vom Energiepreisschub infolge des Ukraine-Kriegs war die Inflationsrate im Euroraum zuletzt auf ein Rekordniveau von 9,1 Prozent geklettert. Die EZB strebt eigentlich zwei Prozent an. Sie befürchtet, dass die langfristigen Inflationserwartungen allmählich aus dem Ruder laufen könnten. Denn sollte sich der Preisschub erst einmal in den Köpfen festsetzen, dürfte es für die EZB noch viel schwieriger werden, den Inflationsauftrieb einzudämmen.