Am Freitag wurde im dritten Block des slowakischen Atomkraftwerks Mochovce mit der Beladung von Brennstäben begonnen.
Das bestätigte der slowakische Ministerpräsident Eduard Heger bei einem gemeinsamen Briefing mit Wirtschaftsminister Richard Sulik und Branislav Strycek, dem Chef des Betreibers Slowakische Stromwerke (SE), kurz nach Einleitung der Arbeiten, berichtete der slowakische TV-Sender TA3.
Heger: Gute Nachrichten für die Slowakei
"Das ist eine sehr gute Nachricht nicht nur für die Slowakei, in diesen Zeiten auch für ganz Europa. Denn wir bringen direkt aus EU-Gebiet so sehr notwendigen Strom auf den Markt," erklärte Heger. Der Anteil von Atomstrom am Energiemix der Slowakei steigt damit von 52 auf 65 Prozent, nach erreichen der vollen Leistung werde das Land bei Stromproduktion autark, fügte er hinzu.
Neuer Block des AKWs Mochovce wird mit Brennstäben beladen
Mit der Beladung mit
Brennstäben beginne das "aktive Leben des dritten Blocks", sagte SE-Chef
Strycek. Die Aufstockung mit insgesamt 349 Brennstäben wird 108 Stunden
lang dauern. Danach sollen Drucktests eingeleitet werden, in rund einem
Monat werde die Kettenreaktion eingeleitet. Mit voller Leistung sollte
der 3. Block zu Anfang nächsten Jahres laufen.
Heftige Kritik von Global 2000
Heftige Kritik gab
hingegen es von der österreichischen Umweltorganisation Global 2000, die
in einer Aussendung von einem "Versagen der nationalen Atomaufsichten"
sprach und personelle Verstrickungen zwischen der slowakischen
Atomaufsicht UJD und dem Kraftwerksbetreiber SE anprangerte. Die
Organisation forderte die österreichische Bundesregierung und besonders
Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) und Energieministerin Leonore
Gewessler (Grüne) auf, "das Problem-AKW Mochovce zur Chefsache zu
machen, wie im Regierungsprogramm vorgesehen. Die Bundesregierung sollte
umgehend das Thema bei der Vereinigung der Europäischen
Aufsichtsbehörden ENSREG einbringen und sich mit Reformvorschlägen an
die EU-Kommission wenden".
Neuer Block wird 13 Prozent des Stromverbrauchs der Slowakei decken
Der neue Block im westslowakischen
Mochovce, rund 120 Kilometer von Bratislava entfernt, wird dann rund 13
Prozent des Stromverbrauchs der Slowakei decken und die Leistung des
gesamten Akw Mochovce um nahezu die Hälfte erhöhen. Die Fertigstellung
des ganzen Projekts dauerte zwölf Jahre lang, ursprünglich wurde mit
einer Bauzeit von vier Jahren gerechnet. Die Kosten sind in der
Zwischenzeit von 2,8 auf 6,2 Milliarden Euro geklettert.
Genehmigung der Atomaufsicht für die Inbetriebnahme von Mochovce 3
Die
slowakische Atomaufsicht UJD hatte eine Genehmigung für die
Inbetriebnahme von Mochovce 3 bereits im Mai letzten Jahres erteilt.
Diese Entscheidung wurde von Global 2000 angefochten, die drohende
Risiken durch den Betrieb der Nuklearanlage beanstandete. Die UJD hat am
25. August in einem fast 140-seitigen Dokument alle Einwände der
Aktivisten abgewiesen und der Inbetriebnahme des dritten. Blocks
definitiv grünes Licht gegeben.
Bau des dritten Blocks in Mochovce bereits 1987
Mit dem Bau des dritten Blocks in Mochovce war bereits 1987 begonnen worden. Nach einer langen Unterbrechung der Arbeiten haben die SE im November 2008 die Fertigstellung eingeleitet. Der neue Block hat eine installierte Leistung von 471 Megawatt. Ein vierter Block in Mochovce, derzeit ebenfalls in Bau, könnte frühestens im Mai 2024 in Betrieb gehen. Der Staat ist mit 34 Prozent an slowakischen Kernkraftwerken beteiligt.