Trotz der hohen Inflation sind Luxusgüter derzeit gefragt wie nie. Preiserhöhungen nahm die Kundschaft offenbar hin, denn zahlreiche Unternehmen melden Gewinne und steigende Absatzzahlen.
Inflation, Lieferschwierigkeiten, schlechte Stimmung bei den Verbrauchern: All dies scheint den global tätigen Luxusmarken wenig anhaben zu können. In Europa und den USA verzeichneten Unternehmen wie LVMH, Kering, Hermès oder Prada zuletzt Rekordabsätze - weltweit stiegen Absatzzahlen und Gewinne um 20 bis 30 Prozent, Preiserhöhungen nahm die Kundschaft offenbar hin. "Die Nachfrage ist da", bestätigt auch Arnaud Cadart, Portfolio-Manager bei Flornoy, gegenüber AFP.
Luxusgüter sind trotz hoher Inflation gefragt wie nie
Im Gegensatz zu anderen Produkten bestehe die Kundschaft der Hersteller von Luxusartikeln aus wohlhabenden Menschen. Diese seien "weniger empfindlich was die Inflation, das Rezessionsrisiko oder Befürchtungen bezüglich ihres Arbeitsplatzes angeht", erklärt Cadart. Die Geschäfte laufen weltweit gut - bis auf China, wo strenge Coronamaßnahmen zuletzt zu einer schwächeren Nachfrage geführt haben.
So konnte beispielsweise die Luxusmarke Prada im ersten Halbjahr 2022 ihre Absätze in Europa um 89 Prozent erhöhen - dank zurückkehrender Touristen. Auch der Kleidungshersteller Moncler profitierte von der Rückkehr der Besucher: Der Konzern verzeichnete ein Plus von 42 Prozent bei den Absätzen.
Schwacher Euro: Reiche US-Bürger kaufen verstärkt in Europa
Auch der schwache Euro wirkte sich positiv auf die
Bilanz der Luxusartikelhersteller aus: So kaufte insbesondere die
US-Kundschaft aufgrund des starken Dollar gerne Luxusartikel ein. "In
Europa verkaufen wir aktuelle viermal so viel an US-Bürger wie im
vergangenen Jahr", sagt Jean-Marc Duplaix, der Finanzdirektor des
Unternehmens Kering, zu dem Luxusmarken wie Gucci, Yves Saint Laurent
und Balenciaga gehören.
Der schwache Euro ist somit gleich ein
doppelter Glücksfall für die Hersteller von Luxusartikeln: Produziert
wird größtenteils in Europa, aufgrund des schwachen Euro derzeit
vergleichsweise günstig. Verkauft werden die Produkte hingegen oftmals
im Ausland - und dort bezahlt mit dem aktuell starken Dollar.
"Wir schätzen, dass die Eurozone im Schnitt nur 15 Prozent der Geschäftszahlen der europäischen Luxusartikelhersteller ausmacht", schrieb die britische Bank HSBC in einer Analysten-Note im Juli. Der Sektor profitiere somit "von einem starken positiven Währungseffekt dank des schwachen Eurokurses".
Preiserhöhungen sind Kundschaft bislang egal
So verzeichnete beispielsweise der
größte Luxuskonzern der Welt, die französische Gruppe LVMH, ein
Umsatzplus von 28 Prozent im ersten Halbjahr. Ein Viertel dieser
Steigerung sei auf Währungseffekte zurückzuführen, erklärte das
Unternehmen.
Die steigenden Preise für Vorprodukte und Rohstoffe
können die Hersteller von Luxusartikeln dabei vergleichsweise problemlos
an ihre wohlhabende Kundschaft weitergeben. "Bisher sind der Kundschaft
diese Preiserhöhungen egal", erklärt der Manager bei Monocle, Pierre
Michaud. "Die Absatzzahlen in Frankreich sind um 41 Prozent gestiegen -
ein Rekord."
Trotz der insgesamt unsicheren wirtschaftlichen
Aussicht zeigen sich die Hersteller von Luxusartikeln deshalb
zuversichtlich. So kündigte der Luxusartikelhersteller Kering
beispielsweise im Juni an, die Verkäufe der Kleidungsmarke Yves Saint
Laurent auf 5 Mrd. Euro jährlich verdoppeln zu wollen. Ferrari will
seinen Umsatz bis 2026 auf 6,7 Mrd. Euro erhöhen - ein Plus von 40
Prozent im Vergleich zum erwarteten Umsatz für heuer.