Die Europäische Kommission dampft den Coronaimpfstoff-Liefervertrag mit dem Biotechunternehmen Valneva massiv ein. Grund sind Verzögerungen im Zulassungsverfahren und eine geringere Impfstoffnachfrage.
Im Rahmen der überarbeiteten Vereinbarung verpflichtet sich Valneva zur Lieferung von 1,25 Millionen Dosen an die EU-Länder, die im August und September ausgeliefert werden sollen, wie die Kommission am Mittwoch mitteilte. Es besteht zudem eine Option für den Kauf von weiteren 1,25 Millionen Dosen des sogenannten Totimpfstoff vor Ende des Jahres.
Ursprünglich war die Lieferung von 60 Millionen Dosen vereinbart worden, von denen etwa 27 Millionen für dieses Jahr vorgesehen waren. Verzögerungen im Zulassungsverfahren und eine geringere Impfstoffnachfrage, die durch ein Überangebot an Vakzinen und eine Verlangsamung der Impfungen verursacht wurde, veranlassten die EU-Staaten jedoch, Änderungen am ursprünglichen Vertrag vorzunehmen.
Für
die französisch-österreichischen Firma, deren Impfstoff Ende Juni in
der EU zugelassen wurde, ist das ein herber Rückschlag. Valneva hatte
bereits die Zukunft seines Totimpfstoffs in Frage gestellt, nachdem die
Europäische Kommission im Mai angekündigt hatte, den Vorabkaufvertrag
wegen Verzögerungen im Zulassungsprozess möglicherweise zu kündigen. Für
die EU war es der sechste zugelassene Covid-19-Impfstoff und der erste
sogenannte Totimpfstoff. Das Vakzin, das das inaktivierte
SARS-CoV-2-Virus sowie zwei Wirkverstärker enthält, war als Erstimpfung
bei Menschen im Alter von 18 bis 50 Jahren zugelassen worden.
Analyst
Samir Devani von Rx Securities, der Valneva einst einen Umsatz von 400
Millionen Euro mit dem Impfstoff vorausgesagt hatte - und zwar
hauptsächlich auf Grundlage des ursprünglichen EU-Vertrags - schrieb die
Prognose bereits ab, als das Unternehmen im vergangenen Monat
bekanntgab, dass der Vertrag gefährdet sei. Er erklärte nun, Valneva
werde wahrscheinlich die vorhandenen Bestände nutzen, um den geänderten
EU-Auftrag zu erfüllen. "Ich denke aber, dass es für das Unternehmen
sehr schwierig sein wird, eine Produktionslinie für den Impfstoff
aufrechtzuerhalten, wenn dies die einzigen Aufträge sind, die sie
erhalten werden."