Nach dem Tod von mehr als 20 Zivilisten durch russische Raketen in der Stadt Winnyzja will der ukrainische Präsident Wolodymr Selenskyj Russland als Terrorstaat einstufen lassen.
"Kein anderer Staat in der Welt stellt eine solche terroristische Gefahr dar wie Russland", sagte Selenskyj. Die Suche nach Vermissten in den Trümmern gehe weiter, sagte der Präsident am Donnerstagabend in seiner Videoansprache in Kiew. Es gebe viele Schwerverletzte. Bis Freitag wurden 23 Todesopfer gezählt.
Zahlreiche Tote nach russischem Angriff auf Winnyzja
Unter den Toten seien ein
vierjähriges Mädchen und zwei Buben im Alter von sieben und acht Jahren,
so Selenskyj. Auch das österreichische Außenministerium verurteilte den
Angriff. "Zivilisten anzugreifen ist ein #Kriegsverbrechen - es darf
keine Straffreiheit geben, die Täter dieser Gräueltaten müssen zur
Rechenschaft gezogen werden", hieß es in einem Tweet von
Donnerstagabend. Zuvor hatte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell auf
Twitter ein Ende der Angriffe auf Zivilisten gefordert.
Das russische Verteidigungsministerium bestätigte den Beschuss der Stadt in der Westukraine, sprach aber von einem Angriff auf ein militärisches Objekt. Im "Haus der Offiziere" im Zentrum von Winnyzja habe es am Donnerstag eine Besprechung ukrainischer Militärs und ausländischer Waffenlieferanten gegeben, sagte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow in Moskau. Alle Teilnehmer der Sitzung seien getötet worden. Dieser Teil seiner Angaben war nicht überprüfbar.
Angriffe auf ukrainische Städte halten an
Russische Truppen haben in
den vergangenen Tagen mehrere ukrainische Städte weit hinter der Front
aus der Ferne beschossen. Auch wenn Moskau darauf beharrt, nur
militärische Ziele anzugreifen, hat es doch Dutzende zivile Opfer
gegeben. Oft verfehlen Geschosse alter sowjetischer Bauart ihre Ziele.
In der Stadt Tschassiw Jar im Gebiet Donezk kamen am vergangenen
Wochenende bei einem Raketenangriff auf ein Wohnhaus mindestens 48
Menschen ums Leben.
Unterdessen stellen sich die russischen Streitkräfte im Osten der Ukraine neu auf, um ihre Offensive im Donbass fortzusetzen. "Im Gebiet itkräfte im Osten der Ukraine neu auf, um ihre Offensive im Donbass fortzusetzen. "Im Gebiet Kramatorsk hat der Feind eine Umgruppierung durchgeführt, um seine Angriffe auf Siwersk zu erneuern", teilte der ukrainische Generalstab am Freitag mit. Dabei sei auch Kramatorsk von der Artillerie beschossen worden. Die Großstadt ist Teil eines Ballungsraums mit etwa 500.000 Einwohnern, den Kiew zur wichtigsten Festung im Donbass ausgebaut hat.
Russische Truppen wollen im Norden taktische Lage verbessern
Auch der nördliche
Teil des Ballungsraums, die Großstadt Slowjansk, rückt wieder in den
Fokus russischer Angriffsbemühungen. Dort versuchten die Russen mithilfe
von Artilleriefeuer auf eine Reihe von Ortschaften nördlich der Stadt
ihre taktische Lage zu verbessern, um so wieder in den Angriff übergehen
zu können, heißt es im Lagebericht des Generalstabs.
In Richtung Bachmut - einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt südöstlich von Kramatorsk - wird ebenfalls gekämpft. Unter anderem habe es Luftangriffe auf ein Wärmekraftwerk gegeben, berichtete das ukrainische Militär. Die Hauptanstrengungen der Russen richteten sich auf die Eroberung der Städte Bachmut und Soledar. Unabhängig sind die Angaben nicht zu überprüfen.
Widerstand der Ukrainer hält an
"Versuche eines feindlichen Sturms im Raum Kodemi und
Bilohoriwka haben unsere Kämpfer erfolgreich gestoppt ebenso wie die
Versuche, die Ortschaften Spirne und Werschyna zu erobern. Die
Okkupanten sind auf harten Widerstand gestoßen, haben deutliche Verluste
erlitten und mussten sich schmählich zurückziehen", heißt es dazu im
Lagebericht. Am Vorabend hatten die prorussischen Separatisten noch die
Eroberung von zwei Ortschaften nahe Soledar vermeldet.
Auch das
britische Verteidigungsministerium geht davon aus, dass Bachmut das
nächstes russische Angriffsziel wird. Die russischen Streitkräfte seien
nach Beschuss und Sondierungsangriffen auf die Donezker Stadt Siwersk
langsam nach Westen vorgerückt. "Bachmut wird wahrscheinlich das nächste
Ziel sein, sobald Siwersk gesichert ist", twitterte das Ministerium.