Im März kam es zu einem russischen Luftangriff auf das Theater von Mariupol, bei dem zahlreiche Menschen ums Leben kamen. Amnesty International stuft diesen nun als Kriegsverbrechen ein.
Amnesty International stuft den Luftangriff auf das Theater von Mariupol im März als Kriegsverbrechen der russischen Streitkräfte ein. Die Menschenrechtsorganisation sammelte nach eigenen Angaben gut drei Monate lang Beweise und hat nun einen Bericht dazu vorgelegt. Enthalten seien auch Aussagen von 52 Überlebenden und Zeugen, von denen sich 28 zum Zeitpunkt des Attacke am 16. März in oder in der Nähe des Theaters befunden hätten.
"Bei dem Angriff auf das
Theater in Mariupol handelt sich um ein Kriegsverbrechen seitens
russischer Truppen", betonte Julia Duchrow von Amnesty International
Deutschland. Höchstwahrscheinlich seien zwei 500-Kilo-Bomben abgeworfen
worden. In dem Theater hatten Einwohner der umkämpften ukrainischen
Hafenstadt Schutz gesucht.
Amnesty International ermittelte dem Bericht zufolge, dass mindestens zwölf Menschen durch den Angriff getötet und "viele weitere" schwer verletzt wurden. Die angegebene Mindest-Opferzahl liege niedriger als vorherige Schätzungen, da sehr viele Menschen das Theater in den Tagen vor dem Angriff verlassen hätten - und die meisten dort Verbliebenen im Keller des Theaters oder in anderen Teilen des Gebäudes Zuflucht gesucht hätten, die nicht von der vollen Wucht der Explosion getroffen worden seien. Nach bisherigen Schätzungen und Recherchen von Medien könnten in dem Theater mehrere hundert Zivilisten getötet worden sein.
Die strategisch wichtige
Küstenstadt Mariupol war nach Beginn des russischen Angriffskrieges
gegen die Ukraine wochenlang belagert worden und steht seit Mitte Mai
unter Kontrolle des russischen Militärs. Befürchtet wird, dass in der
Stadt tausende Zivilisten durch die zahlreichen russischen Luftangriffe
während der Belagerung getötet wurden.