Laut des Energieexperten Robert Gersdorf von der Leipziger Energiebörse EEX (European Energy Exchange) gefährend Eingriffe in die Energie-Preisbildung die Versorgung.
Die Energiepreise werden kurz- und mittelfristig hoch bleiben, zumindest "über den nächsten Winter hinweg", meint der Energieexperte Robert Gersdorf. Staatliche Preisregulierungen hält er für keine gute Idee - wenn man die Preisbildung am Markt in Frage stellt, "dann stellt man aus meiner Sicht auch die Versorgungssicherheit in Frage", sagte Gersdorf am Montag bei einer Fachtagung des Energieregulators E-Control.
Die aktuell oft geäußerte Kritik an der Grenzkostenpreisbildung an der Strombörse, die dazu führt, dass aktuell das teure Gas den Strompreis bestimmt, wies der EEX-Experte zurück. Die Einheitspreis-Auktion, in der für jede Stunde Angebot und Nachfrage zusammengebracht werden, führe dazu, dass immer die günstigsten Kraftwerke zur Deckung der Nachfrage laufen. "Wenn also der Wind weht und die Sonne scheint, werden zuerst die Erneuerbaren eingesetzt, und dann werden die restlichen, günstigsten Kraftwerke eingesetzt, die dann zur Deckung der Nachfrage nötig sind." Durch die Einbeziehung der Grenzkapazitäten im Rahmen der Marktkoppelung erfolge eine europaweite Optimierung.
Der wichtigste Grund für
das aktuelle Preisbildungsverfahren ist laut Gersdorf, "dass
Stromerzeugung und -verbrauch aus physikalischen Gründen immer
zusammengebracht werden müssen." Man sei nur begrenzt in der Lage Strom
zu speichern. "Strom ist ein homogenes Gut mit einem einheitlichen
Preis. Dieser Marktpreis ist dann auch der Preis für
Versorgungssicherheit." Das Preissignal erfülle auch die Funktion, ein
Gleichgewicht von Erzeugung und Verbrauch zu finden.
"Von diesem
Preissignal geht ein Investitionssignal aus, im Moment natürlich ganz
besonders für alle Erzeugungskapazitäten mit sehr geringen Grenzkosten,
insbesondere Erneuerbare Energien." Eingriffe in die Preisbildung würden
vielleicht zu niedrigeren Preisen führen, räumte Gersdorf ein, aber es
würden durch Subventionen auch Fehlanreize gesetzt.
Als Beispiel nannte Gersdorf die Preisobergrenzen für Gas zur Stromerzeugung in Spanien und Portugal. "In der letzten Woche ist in Spanien so viel Gas verstromt worden wie im letzten Dreivierteljahr in der Krise nicht." Anstatt den Gasverbrauch zu reduzieren, habe man ihn erhöht. In Australien haben man bereits negative Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit gesehen. "Australien hat in der letzten Woche eine Preisobergrenze von 200 australischen Dollar (133 Euro) eingeführt im Strommarkt. Die Konsequenz war, dass der Strommarkt an zwei Tagen nicht mehr in der Lage war, ein Marktgleichgewicht zu finden und Angebot und Nachfrage zum Ausgleich zu bringen. Der Markt wurde ausgesetzt und Notfallmaßnahmen eingeleitet. Aktuell ist offen, wie es da weitergeht."