Der russische Ex-Präsident Dmitri Medwedew hat das Fortbestehen der Ukraine als souveränen Staat infrage gestellt und damit einmal mehr für Aufsehen gesorgt.
Er habe gelesen, die Ukraine wolle Verträge über die Lieferung von US-amerikanischem Flüssiggas für zwei Jahre abschließen, schrieb Medwedew am Mittwoch auf Telegram. Dann fügte er hinzu: "Nur eine Frage: Wer hat denn gesagt, dass die Ukraine in zwei Jahren überhaupt noch auf der Weltkarte existieren wird?"
Der Kreml kommentierte die neuesten Äußerungen Medwedews, der mittlerweile stellvertretender Vorsitzender des russischen Sicherheitsrates ist, nicht direkt. Sprecher Dmitri Peskow sagte auf Nachfrage von Journalisten lediglich: "Wir wissen, dass die Ukraine große Probleme hat." Das Land weigere sich weiterhin, "nationalistische Einheiten" in den eigenen Reihen zu "zügeln", meinte Peskow weiterhin. "Und deshalb verspricht das natürlich nichts Gutes für die Ukraine."
In Moskau wird der Ende Februar begonnene Angriffskrieg gegen die Ukraine
immer wieder mit einer vermeintlichen "Befreiung" von "Nazis"
gerechtfertigt. Erst am Montag hatte der Chef der russischen
Raumfahrtbehörde, Dmitri Rogosin, behauptet: "Das, was in der Ukraine
gewachsen ist, ist eine existenzielle Bedrohung für das russische Volk,
die russische Geschichte, die russische Sprache und die russische
Zivilisation." Dann schrieb er: "Deshalb lasst uns all dem besser ein
Ende bereiten. Ein und für allemal."
Medwedew war zwischen 2008
und 2012 Kremlchef und galt damals vor allem unter jungen Menschen teils
als Hoffnungsträger auf ein freieres Russland. Seit Beginn des
russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine aber fällt er vor allem mit verachtenden Kommentaren in Bezug auf das Nachbarland auf. In der Ukraine
werden seine Aussagen als Beleg dafür gesehen, dass Moskaus offizielles
Kriegsziel - die angestrebte "Befreiung" des Donbass - nur ein Vorwand
für die Vernichtung der gesamten ukrainischen Kultur sei.