Österreichs Sport-Fachverbände fordern Veränderungen in der Förderung. Vor allem an der Höhe der Sportförderung sehen die Verbände Änderungsbedarf.
Am Montag war ein von insgesamt zwölf Sommer- und Winterfachverbänden unterzeichneter Offener Brief veröffentlicht worden, am Dienstag folgten in einer am Wiener Donaukanal abgehaltenen Pressekonferenz führende Funktionäre in Golf, Schwimmen, Basketball und des Wiener Tennisverbandes.
Sport-Fachverbände kritisieren fehlende jährliche Erhöhung der Förderung
Das erwähnte Verbandsquartett präsentierte sich auch stellvertretend für viele andere kleine Verbände, keinesfalls arbeite man gegeneinander. "Die Kommunikation zwischen den Verbänden ist sehr lebendig und positiv und von Respekt und Anerkennung geprägt", sagte Golfverbandsgeneralsekretär Robert Fiegl. Die Verbände würden nicht gegeneinander um das Geld kämpfen. "Es gibt einen gemeinschaftlich getragenen Kampf, dass wir eine bessere, fairere und transparente Förderpolitik haben."
Schwimmverbandspräsident Arno Pajek betonte, dass laut Fördergesetz 2013 eine jährliche Erhöhung der Sportförderung durchzuführen sei. Dies sei aber nicht geschehen. "Wir gehen davon aus, das dem Sport seit 2013 ca. 90 bis 100 Mio. Euro dadurch entgangen sind", rechnete der OSV-Boss vor. Umso mehr würde man im Streben nach dem fix zur Verfügung stehenden Gesamtbetrag gegen andere Verbände in Konkurrenz geschickt. "Das ganze System ist perfide, denn es kann nur Gewinner und Verlierer geben."
Sportminister und Sport-Austria-Präsident wollen besondere Sportförderung erhöhen
Sportminister Werner
Kogler (Grüne) und Sport-Austria-Präsident Hans Niessl bekräftigten bei
einem anderen Pressetermin, dass an einer substanziellen Anhebung des
Sportbudgets und der Optimierung der Förderkriterien gearbeitet werde. "Wir wollen die 80 Millionen Euro besondere Sportförderung erhöhen und müssen es auch, wenn wir weiterkommen wollen", ließ Kogler erkennen, dass er einer Erhöhung durchaus etwas abgewinnen könne. "Unser Ziel bleibt, dass es rundum besser wird."
Man bekenne sich dabei zur Leistungsorientierung der
Verbandsförderung, aber es gebe noch Optimierungsmöglichkeiten. Und die
sehen die kleineren, in Medaillen gemessen nicht so erfolgreichen
Verbände besonders. Sie wollen, dass für Leistung auch andere Kriterien
als nur Podest- und Spitzenplätze gelten. Denn sonst kommen sie a la
longue immer mehr in eine Abwärtsspirale. "Ja, Leistung, dafür stehen
wir. Aber Leistung ist nicht nur Goldmedaille", meinte
Basketball-Präsident Gerald Martens.
Der Wiener Tennis-Präsident Christian Barkmann sieht Breiten-, Leistungs- und Spitzensport auf einer Ebene. "Der Breitensport ist das Fundament des österreichischen Sports, auch für Leistungs- und Spitzensport." Hier seien die Förderungen wesentlich massiver einzusetzen. "Wir kommen über die Breite zur Spitze und benötigen die monetäre Unterstützung, um unsere Kinder auszubilden. Es kann nicht jeder eine Medaille gewinnen, aber wir haben auch soziale und gesundheitliche Aspekte zu erfüllen."
Sportminister Kogler will höhere Förderung bis Winter auf Schiene bringen
Kogler freilich meinte, an der Leistungsorientierung - die vor allem nach den jüngsten Olympischen Winter- und Sommerspielen zu deutlichen Verschiebungen der
Fördervolumen geführt hat - werde aber nicht gerüttelt. Es sei logisch,
dass entsprechend erfolgreiche Verbände substanzielle Zugewinne aus dem
seit längerem gleich hoch dotierten Fördertop lukriert hätten, andere
deshalb eben weniger erhalten würden.
Der
Minister zeigte sich zuversichtlich, dass die Budgetaufstockung bis zum
Winter auf Schiene gebracht werden könne, nannte aber keine Summe. Man
sei hier auf das - von Ex-ÖTV-Präsident Magnus Brunner geführte -
Finanzministerium angewiesen, habe schon entsprechend positive Signale
erhalten. "Wir haben den Eindruck, es sind sehr konstruktive Gespräche,
wir dürfen durchaus zuversichtlich sein." Im Juni seien zudem zwei weitere Verhandlungsrunden mit zehn Fachverbänden angesetzt.
Man werde Einwände zur Mittelvergabe anhören, so Kogler, müsse aber auch die im Vorjahr gewährten 20 Mio. Euro an Zusatz-Förderungen an diverse Verbände in die Rechnung einbeziehen. Diese seien für Einzelprojekte, Infrastruktur und Großereignisse geflossen. Niessl strich eine konstruktive Gesprächsbasis mit dem Ministerium auf dem Weg zu einer Fördermittelerhöhung hervor. Das gemeinsame Ziel müsse sein, die Vielfalt des österreichischen Sports zu erhalten. "Dazu braucht man finanzielle Mittel."