Der ukrainische Präsident Selenskyj ist bereit die Gefangenen aus dem Asow-Stahlwerk in Mariupol gegen von der Ukraine gefangen genommene russische Soldaten auszutauschen.
"Wir müssen sie austauschen", sagte Selenskyj der ukrainischen Agentur Interfax zufolge bei einer Videoschaltung ins ukrainische Haus im schweizerischen Davos, wo derzeit das Weltwirtschaftsforum stattfindet. Der Austausch sei eine politische Entscheidung, die von der Unterstützung vieler Staaten abhänge.
Mehr als 2.400 Kämpfer aus Asow-Stahlwerk haben sich ergeben
Alle
UNO-Mitglieder - insbesondere die, die mit solchen Angelegenheiten
Erfahrung hätten - sollten sich einschalten. Im Stahlwerk von Mariupol
im Süden der Ukraine hatten sich am Freitagabend nach wochenlanger
Belagerung die letzten von mehr als 2.400 ukrainischen Kämpfern ergeben.
Als Kriegsgefangene genießen sie nun eigentlich Schutz. Von russischer
Seite gibt es auch Forderungen, sie vor Gericht zu stellen. In der
Ukraine war am Montag ein erster russischer Soldat wegen
Kriegsverbrechen zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Urteil ist
noch nicht rechtskräftig.
Trotz des Falls von Mariupol sieht ein Berater des ukrainischen Verteidigungsministers das militärische Hauptziel dort als erreicht an. "Das Hauptziel wurde erreicht in Mariupol. Es war, die russischen Gruppierungen zurückzuhalten, (...) mehr als 20.000 russische Soldaten. Und das wurde möglich gemacht Dank der Heldentaten der Verteidiger von Mariupol und der Verteidiger, die später im Asowstal-Werk waren", sagte Jurij Sak am Dienstag im ARD-"Morgenmagazin". Dadurch hätten die russischen Truppen keine anderen Gebiete im Osten der Ukraine erobern können.
Selenskyj will direkt mit Putin verhandeln
Auf die Frage nach einer möglichen Rückeroberung der von Russland seit 2014 annektierten Krim antwortete Selenskyj in der Videoschaltung mit Davos, das würde Hunderttausende ukrainische Soldaten das Leben kosten. Zu einem Treffen mit Russlands Präsident Wladimir Putin sei er nur bereit, wenn es um die Beendigung des Krieges gehe. "Sonst gibt es nichts zu besprechen." Selenskyj lehnte es ab, sich mit anderen Vertretern der russischen Seite zu treffen. Das Kriegsende werde in einem Staat wie Russland nur vom Präsidenten persönlich entschieden.
Drei Zivilisten bei russischen Angriffen in Ost-Ukraine getötet
Unterdessen sind bei
russischen Angriffen im Osten der Ukraine nach ukrainischen Angaben am
Montag drei Zivilisten getötet worden. Sechs weitere Menschen seien
verletzt worden, schrieb der Gouverneur des Gebiets Donezk, Pawlo
Kyrylenko, auf Telegram. Zudem sei im Osten des Landes Infrastruktur der
Eisenbahn zerstört worden. Bei vier Raketeneinschlägen im Gebiet
Dnipropetrowsk seien Gleise sowie die Oberleitungen schwer beschädigt
worden, teilte Gouverneur Walentyn Resnitschenko auf seinem
Telegram-Kanal mit. Verletzt wurde demnach niemand. Wann der Zugverkehr
wieder aufgenommen werden könne, sei noch nicht bekannt. Der russische
Angriffskrieg auf das Nachbarland dauert inzwischen schon drei Monate.
Die ukrainische Armee gab an, auf russischer Seite acht Panzer, eine Drohne, sechs Flugzeuge sowie weitere Militärtechnik zerstört zu haben. In der Region Nowoukrajinka soll eine russische Rakete abgeschossen worden sein. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.
Russland will Militärstützpunkte in Ost-Ukraine errichten
Im
Osten der Ukraine baute Russland nach ukrainischen Angaben die
Kommandostrukturen der Militärpolizei aus. In den besetzten Regionen
Cherson und Saporischschja seien 19 sogenannte Kommandantenbüros
eingerichtet worden, schrieb der ukrainische Generalstab am Montagabend.
Die
pro-russischen Behörden in der besetzten Region Cherson bestätigen das
Vorhaben nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur RIA. "Es sollte
einen russischen Militärstützpunkt in der Region Cherson geben", zitiert
RIA den stellvertretenden Leiter der "zivil-militärischen
Regionalverwaltung", Kirill Stremousow. "Die gesamte Bevölkerung will
das. Das ist wichtig und wird ein Garant für die Sicherheit der Region
und ihrer Bewohner sein."