Selbst wenn es im ausverkauften Ernst-Happel-Stadion vor allem in der ersten Hälfte die eine oder andere gute Phase gab – im Endeffekt war Brasilien den Österreichern klar überlegen, wie auch Marko Arnautovic gestand. “Wir haben gegen die beste Mannschaft der Welt gespielt, mehr gibt es darüber nicht zu sagen.”
“Die werde die nächsten Weltmeister”
Deshalb müsse die erste Niederlage nach sieben Siegen in Folge nicht groß analysiert werden. “Wir brauchen nicht diskutieren, was der Fehler war und was nicht. Die werden der nächste Weltmeister – fertig”, sagte Arnautovic.
Brasilien verfüge über eine “überragende Mannschaft von der Nummer 1 bis 50. Sogar die, die zu Hause sind, haben die Qualität, bei der WM mitzuspielen”, erklärte der West-Ham-Legionär, der wegen eines Mittelhandbruchs gehandicapt war. “Die Saison ist fertig, ich habe Schmerzen ohne Ende in meiner Hand. Jetzt bin ich froh, dass ich zu meiner Familie komme.”
Während die ÖFB-Kicker ihre letzten Kräfte für den zweiwöchigen Lehrgang samt drei Länderspielen mobilisierten, hatten die Brasilianer einen längeren Urlaub nach Ende der Club-Saison hinter sich. Ihr Training der vergangenen Tage zielte darauf ab, für die WM in Top-Verfassung zu kommen – was sie offensichtlich schon bei ihrem letzten Härtetest waren. “Der Formaufbau war ganz anders. Wir sind am Ende unseres kleinen Turniers, sie hatten die Generalprobe. Aber das soll keine Ausrede sein”, meinte Julian Baumgartlinger.
Lehrstunde für die Österreicher
Der Teamkapitän bezeichnete die Partie als “kleine Lehrstunde”, und auch Sebastian Prödl sprach von einer verdienten Niederlage. “Doch ich bin nicht pessimistisch, denke auch nicht, dass es ein Rückschlag war, oder dass wir auf der Stelle treten”, betonte der Steirer. “Das ist kein Genickbruch. Ich bin niedergeschlagen und enttäuscht, aber nicht hoffnungslos. Eine Niederlage gegen diese Mannschaft tut sicher nicht so weh wie eine Niederlage gegen eine ebenbürtige Mannschaft.”
Der Watford-Verteidiger hob die positiven Aspekte der sogenannten “Mini-WM” hervor, die mit einem 1:0 gegen Russland und einem 2:1 gegen Deutschland begonnen hatte. “Die Euphorie ist wieder entfacht, das Spiel hat das nicht beeinträchtigt. Fußball-Österreich hat den Glauben zurück.” Die vergangenen zwei Wochen seien “definitiv ein erfolgreicher Lehrgang” gewesen.
Diese Ansicht vertrat auch David Alaba. “Wir hatten eine sehr gute Länderspiel-Phase”, sagte der Bayern-Profi und plädierte für einen seriösen Umgang mit der klaren Niederlage gegen Brasilien. “Wir müssen das Positive rausziehen, das Negative analysieren und versuchen, es beim nächsten Mal besser zu machen.”
Goalie Lindner beim 0:3 gegen Brasilien als kleiner Sieger
Teamchef Franco Foda will die Einserfrage erst kurz vor dem ersten Match des neu geschaffenen Bewerbs am 11. September in Zenica gegen Bosnien-Herzegowina beantworten. Dass Heinz Lindner mit seinem Auftritt gegen die “Selecao” Pluspunkte sammelte, stellte der Deutsche aber nicht in Abrede. “Heinz hat sehr gut gehalten. Wichtig zu sehen war, dass er den Konkurrenzkampf, der da ist, angenommen hat. Er hat eine tadellose Leistung gezeigt.”
Auch Lindner mit Leistung zufrieden
Auch Lindner selbst war mit seiner Darbietung zufrieden. “Ich bin froh, dass ich der Mannschaft einige Male helfen konnte.” Während der 27-jährige Oberösterreicher beim 1:0 gegen Russland praktisch beschäftigungslos gewesen war, machte er gegen Brasilien die eine oder andere Großchance zunichte. “Heute hatte ich die Möglichkeit, mich zu beweisen. Das war gegen Russland nicht der Fall.”
Den Lohn dafür könnte der Grasshoppers-Legionär mit der Bestellung zum Einser-Tormann erhalten. “Ich habe mir in den letzten Länderspielen nichts zuschulden kommen lassen”, betonte Lindner und ergänzte: “Ich werde mich auf der Leistung nicht ausruhen, doch ich glaube, sie war sehr gut. Der Trainer wird entscheiden, ich bin guter Dinge.”
Sollte es doch nichts mit dem Stammplatz werden, “wäre ich sehr enttäuscht. Aber das wäre jeder von den Tormännern, weil jeder von uns im Training immer sein Bestes gegeben hat”, erklärte Lindner.
Erste Parade nach 23 Sekunden
Seine erste bemerkenswerte Aktion gegen Brasilien lieferte der Keeper bereits nach 23 Sekunden, als er den auf ihn zubrausenden Gabriel Jesus mit einem Haken aussteigen ließ. “Ich habe gesehen, dass es ziemlich knapp wird. Wenn ich den Ball weggeschossen hätte, hätte es sein können, dass er dazwischengrätscht, deswegen war das die beste Lösung”, erzählte Lindner. Dadurch blieb ihm ein folgenschwerer Patzer wie jener seines ÖFB-Konkurrenten Jörg Siebenhandl gegen Deutschland erspart.
(APA/red)