Gleich in medias res geht die Auftaktinszenierung “Tabu Kollekcio”, eine Kollaboration der Kostümbildnerin Fruzsina Nagy, der Musikerin Dora Halas und des Chors Soharoza. Bei der als Modeschau angelegten Oper werden erotische Fantasien, Menstruation und Hautausschläge amalgamiert. Am 5. Juni folgt die Produktion “Los caballeros de la mesa redonda”, für die Regisseur Freddys Nunez Estenoz Christoph Heins DDR-Endzeitparabel “Die Ritter der Tafelrunde” zur kubanischen Travestiekomödie umdeutet.
Für Kinder ist hingegen das Musikmärchen “Grasland” der belgischen Gruppe Usine a Neige gedacht, die darin am 10. Juni nicht zuletzt mit der Hilfe eines Hasen die Musik von György Ligeti kleinen Zuhörern näher bringt. Ab 13. Juni gibt es den “Song from the uproar” über die Schweizerin Isabelle Eberhardt zu hören, die vor 100 Jahren als Mann verkleidet nach Algerien einreiste. Die Komponistin Missy Mazzoli hat diese unglaubliche Lebensgeschichte zu einer Oper umgearbeitet.
Fokus auf Tabu-Themen
Aus Italien stammt am 16. Juni die Uraufführung “Comedia (Inferno)” von Paolo Ingrosso, der dafür Dantes “Göttliche Komödie” in eine synästhetische Kammeroper verwandelt. Ebenfalls erstmals überhaupt zu hören ist am gleichen Abend Hang Sus Vorhaben “The nude frame / Für Ren Hang”, bei dem der Blog des gleichnamigen Fotografen zur Annäherung an dessen komplexe Persönlichkeit genutzt wird, die Hang schließlich in den Selbstmord trieb.
Die Uraufführung “Trascrizione di un errore” ist wiederum ein Spiel mit den Fehlern einer Theateraufführung, wobei für die am 21. Juni zu sehende Produktion Alexander Chernyshkov die Musik komponierte. Und zum Abschluss gibt es “Vliessstoff” nach Grillparzer, wobei dessen Trilogie zum musikalischen Livehörspiel umgearbeitet wurde. Für die Überschreibung zeichnet Festivalleiter Thomas Desi persönlich verantwortlich.
Und da man das Ganze auch theoretisch unterfüttern will, lädt man am 16. Juni zu einer Konferenz, bei der die Fragen und Philosophen heutigen Musiktheaters besprochen werden. Zugleich werden in einem Atelierformat Produktionen kurz ins Schaufenster gestellt.
APA/red