Es rollen Köpfe, es zerfetzt Körper, es krachen Autos in Menschen – trotzdem wird gelacht: “Deadpool 2” ist wie schon der erste Teil eine bluttriefende Action-Parodie, der nichts heilig ist. Die Beteiligten nehmen Genres, Pop-Kultur und sich selbst aufs Korn. Bei der gebotenen Gag-Dichte kann man sogar auf einen richtigen Bösewicht und eine originelle Handlung verzichten. Ab Donnerstag im Kino.
Deadpool 2 – Kurzinhalt zum Film
“Deadpool” ist ein unkonventioneller, tief schwarz-humoriger, keine ungeschriebenen Gesetze befolgender Comic aus dem Marvel-Universum, der sämtliche Auflagen an den Jugendschutz mit Hingabe ignoriert. Die Leinwandadaption von 2016, über deren Budget sich der Hauptprotagonist, ein schießwütiger Anti-Superheld, der nicht sterben kann, im ersten Film sogar lustig machte, ließ die Kassen klingeln: 750 Millionen Dollar spielte der Streifen weltweit ein, ein Rekord für Produktionen mit der Altersfreigabe 17 (Rated R) in den USA.
Für “Deadpool 2” wurde David Leitch als Regisseur an Bord geholt, der zuvor bei “John Wick” sein Verständnis für rasante, brutale Action und bei “Atomic Blonde” für stylische Aufbereitung einer solchen bewiesen hat. Ryan Reynolds, der nach zwei gescheiterten Anläufen, einen coolen Superhelden abzugeben (“Wolverine” und “Green Lantern”), seinen Traum mit “Deadpool” doch noch erfüllen konnte, schlüpfte nicht nur erneut ins Kostüm des frechen Söldners, sondern schrieb auch noch am Drehbuch mit und produzierte diesmal. Reynolds hat in Deadpool seine Paraderolle gefunden.
Deadpool 2 – Die Kritik
Es handle sich um einen “Liebesfilm”, hatte Deadpool in seinem ersten Abenteuer erklärt, die Fortsetzung sei nun ein “Familienfilm”. Eine Familie gründet er tatsächlich: die X-Force, eine Art B-Movie-Superheldentruppe. Figuren aus den Heftchen, etwa den zeitreisenden, halb-cybernetischen Cable (Josh Brolin darf nach “Avengers: Infinity War” erneut als menschgewordene Comicfigur überzeugen), die draufgängerische, coole Domino (souverän: Zazie Beetz) oder der herrlich überzeichnete, monströse Juggernaut wurden mit Liebe ins Kino transferiert. Die Geschichte selbst – um Spoiler zu vermeiden, soll auf den Plot nicht näher eingegangen werden – ist recht simpel, etwas unausgegoren und eigentlich auch gar nicht relevant.
Denn “Deadpool 2” ist eine Aneinanderreihung anarchistischer Gags. Die Szenen sind vollgepackt mit Easter-Eggs, also mit Anspielungen auf andere Filme, Comics und das Franchise. Selbst die Musikauswahl ist eine einzige Parodie. Es gibt einige sehr effektive Gastauftritte, jeweils klein und fein gehalten. Für Kenner ist das ein ausgelassenes Fest, ohne “Vorwissen” macht der Film wohl weniger Spaß.
Der Abspann ist der Höhepunkt schlechthin – so zum Schreien lustig war am Ende noch kein Marvel-Film. Da darf sich Ryan Reynolds mit Genuss selbst auf die Schaufel nehmen und den Fans lang gehegte Wünsche erfüllen (nein, auch hier kein Spoiler!). Aber wie viel explizite, wenn auch überzeichnete und so ins Absurde geführte Gewalt in “Deadpool 2” wirklich notwendig und angebracht ist, darüber kann man schon diskutieren.
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(APA/Red)