Damit setzte sich letztlich die schon lange zu den Topfavoriten gezählte Sängerin mit ihrer feministischen Nummer durch – gegen die Strandpartynummer “Fuego” von Eleni Foueira aus Zypern und auch die heimische Hoffnung Cesar Sampson. Der hatte mit 271 Punkten bei den Jurys den klaren Triumph eingefahren und war in dieser Teilwertung auf Platz 1 gelandet.
Netta konnte sich im ESC-Spektakel gegen 25 Konkurrenten durchsetzen
Netta zeigte sich indes überwältigt von ihrem Sieg. Noch mit der Trophäe in der Hand auf der Bühne erhielt die Sängerin einen Anruf von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu, der der Künstlerin via Telefon gratulierte.
Auch abseits dieses Führungstrios zeigte sich das Feld der heurigen Finalisten breit wie selten und reichte vom harten Metal der Ungarn AWS über Ethnoballaden wie jener der Serben Sanja Ilic und Balkanika bis hin zum Hip-Hop des Tschechen Mikolas Josef.
Einen Schreckmoment während der Show gab es dann allerdings, als ein Mann während des Auftritts der britischen Kandidatin SuRie auf die Bühne stürmte und der Sängerin das Mikrofon entriss, bevor er von der Bühne gezerrt wurde. Das Angebot der Rundfunkunion EBU, ihren Auftritt zu wiederholen, lehnte die 29-Jährige allerdings mit dem Hinweis, dass sie stolz auf ihre Leistung sei, ab und landete am Ende auf den schwachen 24. Platz.
Wenig Trash beim Eurovision Song Contest 2018
Damit ging ein Song Contest zu Ende, der sich stilistisch vielfältig präsentierte, wenige bis keine der früher üblichen Trashnummern im Talon hatte und mit einer ganzen Reihe an Favoriten bis zuletzt spannend blieb. Dennoch zeigte sich an der Gestaltung der Show, dass der ebenso langjährige wie langjährig erfolglose ESC-Teilnehmer Portugal kein eurovisionsbegeistertes Land wie etwa die skandinavischen Nationen ist.
Ungeachtet der eigentlich charmanten Idee, mit dem heurigen Motto “All Aboard!” auf die maritime Geschichte der Seefahrernation Portugal zu rekurrieren, blieb die Show abseits der musikalischen Beiträge erschreckend spaßbefreit, was sich bereits am Auftakt zeigte, der passend zur portugiesischen Neigung zur Saudade, der Gefühlsmischung aus Sehnsucht und Melancholie aus einer Fadodarbietung der beiden Genrediven Mariza und Ana Moura bestand – ungeachtet aller Qualitäten wahrlich keine Partyeinheizer.
Emotional, wenn auch nicht amüsant gestaltete sich dann die Bühnenrückkehr von Vorjahressieger Salvador Sobral nach seiner Herztransplantation im Dezember. Der 28-Jährige, der den ESC erstmals in seiner Geschichte nach Portugal brachte, präsentierte zunächst seine neue Single und dann an der Seite des legendären brasilianischen Sängers Caetano Veloso seinen Vorjahressong “Amar Pelos Dois”. So gesehen hielten sich die vier Moderatorinnen Filomena Cautela, Silvia Alberto, Daniela Ruah und Catarina Furtado an die Grundstimmung eines humorarmen Abends.
(APA/Red)