Die Finalistenriege für den in Lissabon steht: Nach dem sich Österreich bereits am Dienstag sein Endrundenticket gesichert hatte, qualifizierten sich am Donnerstagabend in der Altice Arena die letzten zehn Länder für die 26-köpfige Kandidatenrunde – darunter einige der Topfavoriten auf einen Sieg bei der heurigen Musikshow.
ESC in Portugal: Favoriten gelang Einzug ins Finale
Fix in der Endrunde dabei ist wieder Norwegens Alexander Rybak mit seiner etwas infantilen Nummer “That’s How You Write A Song”. Nachdem er 2009 bereits mit dem legendären “Fairytale” den Contest gewonnen hatte, tritt der 31-Jährige heuer erneut in den Ring und wird von den Wettbüros samt seiner Geige hoch gereiht.
Wie Alexander Rybak war auch Waylon aus den Niederlanden schon einmal beim ESC dabei – als Teil des Duos Common Linnets, das hinter Conchita 2014 auf Platz 2 landete. Als Solist gelang dem Sänger nun mit Westernrock abermals der Aufstieg. Erwartungsgemäß den Passierschein löste auch Schwedens Benjamin Ingrosso, der mit einer der soliden Popnummern aus der skandinavischen Hitfabrik antritt, auch wenn “Dance You Off” ebenso perfekt vorgetragen wie seelenlos daherkommt.
Australien freut sich über Finalticket
Das krasse Gegenteil dazu stellt Melovin aus der Ukraine dar, der als Mischung aus Vampir und Emo mit “Under The Ladder” einen spektakulären Auftritt inklusive brennender Treppe und einem Klavier als Sarg hinlegte und dafür mit einem Finalplatz belohnt wurde. Mit einer charmanten Bäumchen-Wechsel-Performances und flottem Balkanpop gelang Moldaus Formation DoReDoS mit “My Lucky Day” eben diesen für sich zu schaffen.
Australien ist – als österreichische Erfindung vom Wiener ESC – schon zum vierten Mal beim Bewerb dabei und hat mit Jessica Mauboys “We Got Love” eigentlich eine belanglose Popnummer im Talon – die von der quirligen Sängerin, die zu Hause ein Superstar ist, aber als wahre Bühnenwuchtbrumme derart charmant präsentiert wird, dass es ebenso eine Runde weitergeht wie für die vermutlich lauteste Nummer der ESC-Geschichte, “Viszlat nyar”, der ungarischen Metler AWS. Der finanzielle Einsatz für alles an Pyrotechnik, was die Halle hergibt, und die Bereitschaft zum Stagediving machte sich ebenso bezahlt wie das aufrechte Marschieren für Dänemarks Wikinger-Rauschebart Rasmussen, der mit “Higher Ground” einen pazifistischen Vorfahren besang.
Musikaussetzer bei Sloweniens Beitrag
Die beiden Überraschungsaufsteiger für das Finale stellen hingegen Serbien und Slowenien dar. Der von Sanja Ilic & Balkanika interpretierte, gravitätische serbische Beitrag “Nova deca” kommt wie nur von wenigen erwartet ebenso zu einem zweiten Einsatz wie die Slowenin Lea Sirk mit “Hvala, ne”, dank eines charismatischen Auftritts inklusive eines Fakeaussetzers der Musik.
Wie prognostiziert nichts wurde es hingegen für Zoe und ihren Papermoon-Vater Christof Straub mit dem abermaligen ESC-Finaleinsatz nach dem erfolgreichen Antritt für Österreich 2016. Die beiden hatten heuer am san-marinesischen Beitrag “Who We Are” mitgeschrieben, der von Jessika feat. Jenifer Brening zwar mit Minirobotern auf der Bühne präsentiert wurde, die sich aber als professioneller denn ihre Herrinnen erwiesen. Auch die georgische Ethno-Formation Iriao, die ihr “For You” bewegungs- und begeisterungslos intonierte, muss die Heimreise antreten.
Aus für Russland un Polen
Die ebenso düstere wie elegante LED-Performance von Christabelle aus Malta lenkte zwar richtigerweise von ihrem schwachem Song “Taboo” ab, nicht genug jedoch, um den Abstieg zu verhindern. Und wie schon auf der Bühne hat Montenegros Vanja Radovanovic nun auch hinter der Bühne zu klagen, wurde seine traurige Balkanballade “Inje” doch ebenso wenig weitergereiht wie die Gruppe The Humans aus Rumänien, für die es passend zum Songtitel “Goodbye” hieß.
Für Polen zogen etwas überraschend Gromee und der aus Schweden geholte Sänger Lukas Meijer wohl nicht zuletzt dank ihrer mit Höhenwacklern intonierten, harmlosen Stimmungspopnummer “Light Me Up” ebenso wenig in die Endrunde ein wie Russlands Julia Samoylova, die im Vorjahr von der Ukraine an der Einreise nach Kiew gehindert wurde. Die im Rollstuhl respektive bei der Bühnenperformance auf einem Vulkan sitzende Sängerin erlangte mit “I Won’t Break” jedoch nicht genügend Stimmen für einen Aufstieg, was auch für Laura Rizzotto galt, die sich im Stile von Jessica Rabbit mit der Bond-Hymne “Funny Girl” für Lettland ins Zeug geworfen hatte.
Tanzende Moderatorinnen präsentierten ESC-Auszug
Abseits der musikalischen Beiträge nahmen die Showgestalter die im 1. Halbfinale noch dominierenden Schiffsanleihen etwas zurück, ist die Seefahrernation Portugal doch stolz auf ihre maritime Geschichte, die sich auch im heurigen ESC-Motto “All Aboard!” widerspiegelt. Und selbst die vier Moderatorinnen Filomena Cautela, Silvia Alberto, Daniela Ruah und Catarina Furtado überwanden ihr in der ersten Show noch saudadegetrübtes Gemüt und präsentierten eine Auswahl der skurrilsten ESC-Tänze, von ihnen selbst dargeboten.
Besonders humorvoll war ja allerdings auch das Siegerlied “Amar Pelos Dois” nicht, mit dem im Vorjahr in Kiew Salvador Sobral die größte TV-Show der Welt erstmals nach Portugal geholt hatte. Und wie deren Finale nun genau aussehen wird, steht mit dem heutigen Abend fest.
(APA/Red)