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Transit – Kritik und Trailer zum Film

1-01-1970, 00:00

Auch wenn der Begriff “Flüchtlingskrise” immer gerne mit dem Adjektiv “aktuelle” kombiniert wird – Flucht ist zeitlos. Christian Petzold verlegt in “Transit” eine Geschichte aus der Nazizeit in eine historisch unbestimmte Epoche. So tritt automatisch der menschliche Aspekt in den Vordergrund. Der Film ist der Abschlussfilm des Linzer Crossing Europe und kommt ab 4. Mai in die heimischen Kinos.

Transit: Kurzinhalt zum Film

Die Faschisten dringen von Deutschland kommend nach Frankreich vor und machen in Paris “Frühjahrsputz”. Ständig heulen Sirenen, Razzien allerorts, Flüchtlingsströme. Von wem kann man Hilfe erwarten, von wem wird man vernadert? Ausreisewillige drängen sich in den Vorzimmern der Konsulate um Visa und Transitgenehmigungen zu ergattern. Papiere und Passagen an sichere Orte gehen weg wie die warmen Semmeln.

Während sein Freund Heinz die Flucht nicht überlebt, schafft es Georg (Franz Rogowski), sich von Paris nach Marseille abzusetzen. Von dort will er per Schiff nach Mexiko. Durch Zufall gerät er an den Nachlass eines Schriftstellers und nimmt zeitweise dessen Identität an, um an ein Visum zu kommen. Das Schicksal führt ihn zur Frau des Autors, Marie (Paula Beer). Er beginnt eine Beziehung mit ihr, schafft es aber nicht, ihr zu erzählen, dass ihr Mann Selbstmord begangen hat. Sie würde es ohnehin nicht glauben.

Transit: Kritik zum Film

Der Film orientiert sich am gleichnamigen autobiografisch geprägten Roman von Anna Seghers aus den 1940er-Jahren. Petzold radiert die Jahreszahlen im Drehbuch aber einfach aus und verortet die Geschichte im zeitlosen Nirgendwo. Autos, Fähren, Straßen sind modern, die Kleidung der Figuren oder die Einrichtung der Lokale und Wohnungen könnte sowohl aus den 1940ern stammen als auch von heute. Zwar hat niemand ein Smartphone, aber das Stadtbild wirkt nicht historisch – man kann beim besten Willen keine Jahreszahl festmachen. Petzold lässt auch weitgehend offen, welche Religionen, Ethnien oder Ideologien verfolgt werden.

Dieser Kniff schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe: Der Film ist nicht einfach ein weiteres historisches Drama von vielen geworden und er stellt einen Bezug zur Flüchtlingssituation der Jetztzeit – genau, der “aktuellen Flüchtlingskrise” – her. Das macht den Blick freier auf die menschlichen Schicksale, die ebenfalls zeitlos sind: Fluchtgefährten verunglücken, begehen Selbstmord, manche verliert man aus den Augen, andere muss man verlassen, im Stich lassen, ihnen das Herz brechen, weil man sie nicht mitnehmen kann. Manchmal trifft man einen menschlichen Engel, genauso oft verliert man ihn wieder. Und wenn man knapp vor dem Ziel ist, heißt es zurück an den Start. “We’re on the Road to Nowhere” – die Schlussmusik bringt’s auf den Punkt, was es heißt, auf der Flucht zu sein.

>> Alle Spielzeiten zum Film “Transit” im Überblick

(APA/Red)

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