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GILT im Dilemma: Beratungen über Spitzenkandi­da­ten

30-08-2017, 13:13

Roland Düringers Liste GILT berät weiter, wie sie mit ihrem Spitzenkandidaten Günther Lassi vorgeht. Der Pensionist hatte sich Kritik zugezogen, weil er auf seiner mittlerweile gesperrten Website zu der antisemitischen Hetzschrift "Die Protokolle der Weisen von Zion" verlinkt hatte. Möglicherweise werde es erst in den kommenden Tagen eine Entscheidung geben, hieß es am Mittwoch gegenüber der APA.

GILT hatte sich zwar umgehend von den Inhalten, die ihr Spitzenkandidat verbreitet hatte, distanziert, verteidigte aber Lassi, der "in ein falsches Licht gerückt" werde. Nun wird überlegt, wie man mit der Situation umgehen soll. Eine Änderung der Bundesliste ist jedenfalls nicht mehr möglich, da diese bei der Bundeswahlbehörde liegt. Denkbar wäre allenfalls eine rechtlich unwirksame Mandatsverzichtserklärung eines Kandidaten.

Schwieriges Los

Die Reihung der Kandidaten für seine Liste GILT hat Roland Düringer auslosen lassen. Dabei spülte es den 70-jährigen Pensionisten aus dem Waldviertel an die Spitze der Liste für die Nationalratswahl. Im Internet nennt sich Günther Lassi "Merlin" (Bild unten).

Foto: Screenshot: kurier.at Dieser "Merlin" hat auf seiner Webseite esoterische Texte und Informationen über angebliche Verschwörungen angeboten. Besonders unangenehm daran: Es befindet sich auch das antisemitische Pamphlet "Protokolle der Weisen von Zion" darunter. Eine gefälschte Schrift, die unter anderem die Nationalsozialisten zur Hetze gegen die Juden eingesetzt haben.

Listengründer Düringer distanzierte sich am Dienstag von den Inhalten, die sein Spitzenkandidat verbreitet hatte, kritisierte allerdings auch die Berichterstattung darüber.

"Das politische Hick-Hack in der österreichischen Medienwelt hat jetzt auch GILT erwischt", meinte Düringer in einem Statement, in dem er seinen Spitzenkandidaten als Person verteidigte: "Günther Lassi ist ein anständiger Kerl, der kein faschistisches Gedankengut in sich trägt. Bei GILT hat so etwas sowieso in keiner Form Platz."

Anstatt über die Idee der offenen Demokratie zu berichten, würden einzelne Menschen persönlich angegriffen und in ein falsches Licht gerückt. GILT sei aber "mehr als ein Gesicht", betonte Düringer.

Gefälschte antisemitische "Protokolle"

Die "Protokolle der Weisen von Zion" sind ein berüchtigtes, auf Fälschungen beruhendes antisemitisches Pamphlet. Es wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts von unbekannten Autoren auf der Grundlage mehrerer erfundener Texte erstellt und gilt als eine der einflussreichsten Programmschriften antisemitischen Verschwörungsdenkens. Die Protokolle geben vor, geheime Dokumente eines Treffens von jüdischen Weltverschwörern zu sein. Ab 1929 erschienen sie im Parteiverlag der NSDAP.

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