Für Gansel ist die aufwändige Produktion nicht die erste Verfilmung einer bekannten Vorlage: Bereits den erschütternden Jugendroman “Die Welle” setzte er kongenial für die Leinwand um. Mit der Geschichte rund um Lukas und Jim erfüllt er sich nun einen Kindheitstraum und weiß offensichtlich genau, an was für eine Verantwortung das gekoppelt ist. Schließlich verbindet nicht nur er wundervolle Stunden mit Jim Knopf und seinen vielen Freunden in und um die Insel Lummerland, der Insel mit den zwei Bergen.
Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer – Die Handlung
Als der Briefträger eines Tages ein großes Paket an ihr Festland bringt, trauen die Bewohner der Insel Lummerland ihren Augen nicht: In Windeln gehüllt liegt darin ein kleiner dunkelhäutiger Bub, der sie mit großen Augen anstrahlt. Die gutmütige Lebensmittelverkäuferin Frau Waas (Annette Frier) tauft ihn kurzerhand Jim (Solomon Gordon) und nimmt ihn unter ihre Fittiche. Auch mit dem Rest der Inselbewohner schließt er bald Freundschaft – besonders im Lokomotivführer Lukas (Henning Baum) hat er einen Zuhörer gefunden, der ihm außerdem die Faszination für Lokomotiven näherbringt.
Doch je älter Jim wird, desto mehr sehnt er sich nach der Antwort auf die Frage, wo er eigentlich herkommt. Als dann auch noch König Alfons der Viertel-vor-zwölfte (Uwe Ochsenknecht) aufgrund der Überbevölkerung fordert, dass entweder Jim oder Lukas’ geliebte Lokomotive Emma die Insel für immer verlassen muss, brechen die beiden Freunde mitsamt Emma zu einem aufregenden Abenteuer auf.
Gerade an Kinder- und Jugendfilmen geht die Technisierung der Welt nicht spurlos vorbei – weder auf inhaltlicher, noch auf inszenatorischer Ebene. Schon die Allerkleinsten hantieren auf der Leinwand mit pfiffigen Gadgets, während sich immer häufiger auf Trickeffekte aus dem Computer verlassen wird, wenn es darum geht, Illusionen zu erzeugen. Dennis Gansel (“Mechanic: Resurrection”) geht einen anderen Weg: Seine Variation von “Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer” ist im besten Sinne altmodisch und baut auf einen Look, der gleichermaßen an den Charme der Augsburger Puppenkiste erinnert und dem Publikum trotzdem einen ganz neuen Einblick in Lummerland und die drum herum liegenden Welten ermöglicht.
Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer – Die Kritik
Computereffekte sind rar gesät und nur vereinzelt wirklich als solche zu erkennen. Stattdessen setzt Gansel auf gleichermaßen abwechslungsreiche wie handgemachte Szenen, die zum Großteil im Studio Babelsberg entstanden sind. Gespickt mit diversen kreativen Einfällen, entfaltet sich auf der Leinwand ein Potpourri sämtlicher Elemente des fantastischen Kinos, das Jung und Alt bis zuletzt in Staunen versetzen wird.
Erzählerisch orientiert sich das Drehbuch stilsicher an der Vorlage, hebt allerdings immer wieder Details hervor, die in den vielen anderen Adaptionen des Stoffes nicht ausführlich beleuchtet wurden. So erhält der von Milan Peschel gespielte Scheinriese eine etwas ausführlichere (und äußerst rührende) Episode innerhalb der roadmovie-artigen Inszenierung. Und Publikumsliebling Nepomuk – der Halbdrache wird übrigens von Michael Bully Herbig gesprochen – wird nur ein kurzer, wenn auch sehr launiger Besuch abgestattet.
Es ist schon eine Leistung, die vielen Figuren, Handlungsorte und Ideen von “Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer” in einem einzigen Film unterzubringen, ohne ihn dabei aufgebläht oder hektisch wirken zu lassen. Gansel ist genau das gelungen. Sein Familienabenteuer ist ein mit viel Liebe zum Detail inszeniertes, handwerklich astreines Vergnügen auf dem Niveau internationaler Großproduktionen.
>> Alle Filmstartzeiten zu “Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer”
(APA)