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The Florida Project – Trailer und Kritik zum Film

1-01-1970, 00:00

“Am Ende des Regenbogens ist ein Goldschatz!”, posaunt Moonee, während sie den bunten Himmel anstrahlt. Aber da ist ein Kobold, der ihn für sich behalten will und ihrem Glück im Weg steht. “Lass ihn uns verprügeln!”, ruft die Draufgängerin zu ihrer Freundin. Das Ende eines Regenbogens ist in Wirklichkeit so unerreichbar für die Sechsjährige wie Walt Disneys Magic Kingdom, von dem sie nur ein paar Minuten entfernt lebt. Aber wer braucht “den glücklichsten Ort der Welt”, wenn er sein eigenes Königreich hat?

The Florida Project – Die Handlung

Moonee (großartig: Brooklynn Prince) ist in diesem Märchen die Prinzessin, und ihr Königreich ist das Magic Castle, ein lilafarbenes Motel an den ranzigen Enden von Disney World, das wie mehrere andere gruselige Absteigen im Schatten des Vergnügungsparks entstanden ist, entlang einer Autobahn mit Waffenläden, Discount-Souvenirshops und bunt bemalten Geschäften in Form von Eisbechern, die Touristen nur dann bemerken wenn ihnen das Benzin ausgeht.

Als wir Moonee zum ersten Mal begegnen, spuckt sie von einem Balkon aus auf ein Auto. Wenn sie zum Putzen verdonnert wird, hat sie so viel Spaß dabei, dass die Besitzerin des Autos wütend wird, weil das ja nun wirklich nicht der Sinn der Sache ist. Moonee ist ein zähes, erfinderisches Mädchen, das ihre beiden Spielkameraden (Christopher Rivera und Valeria Cotto) den ganzen langen Tag zu Blödsinn anstiftet: die Gäste ausspionieren, den Strom im Motel lahmlegen und ein verlassenes Haus in Brand stecken. Jeder Tag bietet neue, aufregende Möglichkeiten in der schmuddeligen Welt rund um Disney World. Es gibt cremefarbene Sonnenuntergänge, Feuerwerke und Tanzen im Sommerregen.

Aber obwohl Moonee es nicht wirklich weiß oder wahrhaben will, ist dies kein Märchen. Ihre arbeitslose Mutter Halley (auf Instagram entdeckt: Bria Vinaite), eine temperamentvolle 22-Jährige, prostituiert sich inzwischen, um beide über Wasser zu halten. Sie liebt ihre Tochter, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich die Dinge verschlechtern. Der Film hat auch eine gute Fee. In einer Besetzung von großartigen Unbekannten spielt Willem Dafoe den Manager des Motels, der das Magic Castle wie ein liebevoller, aber erschöpfter Vater betreibt.

The Florida Project – Die Kritik

Kinder sehen die Welt oft nicht so, wie es Erwachsene tun, und der US-amerikanische Regisseur Sean Baker, der das Drehbuch mit Chris Bergoch geschrieben hat, hat diese Kluft berührend eingefangen, ohne das Milieu zu verharmlosen oder zu bemitleiden. Er beobachtet seine Charaktere, lässt sie atmen, und obwohl es eine inhärente Kritik an so viel Armut gibt, die am Rande einer blühenden Tourismusindustrie gedeiht, bleibt sie unausgesprochen. Es geht um die Dinge, die Kinder manchmal tun, um emotional zu überleben.

Bakers vorhergehender Film, der gefeierte “Tangerine L.A.” über zwei transsexuelle Prostituierte in Los Angeles, wurde auf einem iPhone in einem Stil gedreht, den er “Pop Verite” nannte, eine heitere, reale Annäherung an potenziell deprimierende Themen. Auch “The Florida Project” (benannt nach Walt Disneys Projekttitel für Disney World) taucht auf zutiefst menschliche Art und Weise in eine marginalisierte Subkultur ein. Bis auf eine Szene wurde das Drama auf 35mm-Film gedreht (Alexis Zabe war der Kameramann), und die Bonbonfarben von Florida stehen ganz bewusst im Gegensatz zur schwierigen Geschichte.

Am Ende findet Baker, ein zutiefst wertvoller Filmemacher in den USA, einen magischen, bittersüßen Ausweg und zollt der Vorstellungskraft von Moonee ein letztes Mal Tribut. Auch wenn manche Dinge unerreichbar sind, so bedeutet das nicht, dass wir nicht so tun können als ob.

>> Alle Filmstartzeiten zu “The Florida Project”

(APA)

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