Meinungsumfragen zufolge hätten die FWS die Fünf-Prozent-Hürde für einen Einzug in den Landtag deutlich verfehlt. “Man muss der Realität ins Auge sehen, eine Kandidatur hat keinen Sinn”, sagte Naderer am Freitag zur APA. Das Wahlkampfbudget habe rund 300.000 Euro betragen, es seien davon aber nur rund 20.000 Euro für den bisherigen Wahlkampf ausgegeben worden. Das übrig gebliebene Geld werde er nun für die “Freien Wähler Seekirchen” auf kommunaler Ebene verwenden.Er wolle keine Realitätsverweigerung wie andere Kleinparteien betreiben, begründete der FWS-Klubobmann gegenüber den “Salzburger Nachrichten” (SN) die Entscheidung, doch nicht zu kandidieren. “Wir haben das Für und Wider abgewogen und festgestellt, dass einfach kein Markt für uns da ist. Den gibt es ja auch nicht für die FPS von Karl Schnell und die SBG von Hans Mayr. Es wäre daher für uns grob fahrlässig, jetzt zur Landtagswahl anzutreten.” Die Einsicht sei daher da, dass man die fünf Prozent ohnehin nicht schaffen werde, meinte Naderer.
Dem ORF gab Naderer eine etwas anderslautende Stellungnahme ab: “Wir tun das nicht wegen möglicher Aussichtslosigkeit. Unsere Mitstreiter haben die Situation klar bewertet, wie sie ist. Es wurden die entsprechenden Schlüsse gezogen. Im Teich des rechten Segmentes, wo wir aktiv sind, gibt es sehr viele Fischer. Es gibt insgesamt fünf Parteien in diesem Spektrum. Das sind einfach zu viele Fischer und zu wenig Fische”, so Naderer.
Naderer zog Kandidatur für Salzburg-Wahl zurück
Der Beschluss, doch nicht zu kandidieren, wurde am vergangenen Samstag, 3. März, bei der Mitgliederversammlung in Henndorf am Wallersee (Flachgau) gefällt, wie Naderer der APA bestätigte. Als Gründe für den Beschluss habe der FWS-Vorstand folgende Punkte angeführt: “Personelle Aderlässe nach dem Abgang von Frank Stronach und den selbstzerstörerischen Handlungen von untreuen Salzburger Proponenten.” Zudem sei es der Wunsch von Stronach gewesen, mit keiner Nachfolgeorganisation des TSS (“Team Stronach für Salzburg”) auf Landesebene zu kandidieren.
Im Vorfeld haben insgesamt neun Parteien ihr Antreten bei der Landtagswahl 2018 angekündigt: ÖVP, SPÖ, Grüne, FPÖ, NEOS, FPS, FWS, SBG und die KPÖ Plus, letztere aber voraussichtlich nicht in allen Bezirken. Naderer hatte noch am Montag gegenüber der APA erklärt, die FWS habe bereits in allen sechs Bezirken die notwendigen Unterschriften für eine Kandidatur beisammen.
Der ehemalige FPÖ-Politiker Naderer hat im Sommer 2017 das “Team Stronach für Salzburg” wegen des angekündigten Rückzugs von Frank Stronach in “Freie Wähler Salzburg” (FWS) umbenannt. Er saß seit der Landtagswahl 2013, bei der das “Team Stronach für Salzburg” 8,34 Prozent erzielte, als einer von insgesamt drei Team-Stronach-Abgeordneten im Salzburger Landtag. Nach dem Parteiaustritt der Abgeordneten Otto Konrad und Gabriele Fürhapter sowie des mittlerweile zurückgetretenen Ex-Team-Stronach-Landesrates Hans Mayr (dieser kandidiert nun mit der Liste “Salzburger Bürgergemeinschaft SBG – Hans Mayr”, Anm.) blieb Naderer als Klubobmann einer Ein-Mann-Fraktion übrig.
FWS werde sich auf kommunale Ebene konzentrieren
Die FWS werden sich nun intensiv auf die kommunale Ebene konzentrieren, erklärte der FWS-Vorstand. Es werde eine Neuordnung und Neuorientierung der FWS bis zur nächsten Wahl stattfinden. Angedacht wird eine Kandidatur bei den Kommunalwahlen 2019. Der demokratisch gewählte FWS-Vorstand – Helmut Naderer, Michael Honzak und Dietrich Marius – bleibe in den bisherigen Funktionen im Amt, hieß es. Die Parteienförderung werde satzungsgemäß verwendet, die Klubförderung soll abgerechnet und das restliche Geld dem Land zurückgegeben werden. Die ausstehenden Rechenschaftsberichte für 2017 und 2018 werden noch an den Rechnungshof ausgefolgt, erklärte Naderer.
Naderer verlässt Salzburger Landespolitik
Mit Helmut Naderer verlässt ein politisches “Stehaufmännchen” wieder einmal die Salzburger Landespolitik. Vor zweieinhalb Wochen zeigte sich der FWS-Chef und Klubobmann trotz schlechter Umfragewerte gegenüber der APA noch hoffnungsvoll, bei der Landtagswahl am 22. April 2018 ein Mandat gewinnen zu können. Doch nun zog er überraschend seine Kandidatur zurück. Der gelernte Kupferschmied und seit 2002 Kommandant der Polizeiinspektion Bergheim bei Salzburg ist seit mehr als 18 Jahren in der Politik. Seine politische Laufbahn begann 1989 in der FPÖ. Er war von 1990 bis 2004 Vizebürgermeister in seiner Heimatgemeinde Seekirchen am Wallersee und von 1994 bis 2004 Landtagsabgeordneter, von 1997 bis 2003 auch stellvertretender FPÖ-Landesparteiobmann.
Im Zuge eines Streits verließ Naderer 2003 die FPÖ, er kam dadurch einem Parteiausschluss zuvor. Seinem einstigen Intimus Schnell warf er nach dem vernichtenden Ergebnis bei der Nationalratswahl 2002 “permanente Realitätsverweigerung” vor, welche die FPÖ “in die Selbstauflösung führt”. Danach arbeitete er zwischenzeitlich für das BZÖ, von 2003 bis 2009 saß er für die “Freien Demokraten Seekirchen” und anschließend bis 2014 für die “Freien Wähler Seekirchen” in der Gemeindevertretung.
Naderer gründete FWS
Stets bemüht, in der Landespolitik wieder Fuß zu fassen, streckte Nadererer immer wieder seine Fühler aus. 2012 wurde bekannt, dass er als Spitzenkandidat der neu gegründeten Wahlkooperation “Frischer Wind – Kooperation für Salzburg” bei der nächsten Landtagswahl kandidieren will. Mit dem millionenschweren Parteigründer Frank Stronach schien das Ziel eher erreichbar. Das Kalkül ging auf. Der “politische Überlebenskünstler” wurde nach der Landtagswahl 2013 Landtagsabgeordneter sowie Klub- und Landesparteiobmann des “Team Stronach für Salzburg”. 2016 kam es zum Bruch mit seinem Parteikollegen, dem damaligen Landesrat Hans Mayr, der schließlich wie zwei Abgeordnete das Team Stronach verließ und die Bewegung “Liste Hans Mayr – SBG – die Salzburger Bürgergemeinschaft” gründete.
Im Sommer 2017 nannte Naderer wegen der bevorstehenden Auflösung der Stronach-Partei die Salzburger Partei “Team Stronach für Salzburg” in “Freie Wähler Salzburg” (FWS) um. Er kündigte seine Kandidatur bei den Landtagswahlen 2018 an. Doch der Einzug in den Landtag schien chancenlos, deshalb zog er rund sechs Wochen vor der Wahl seine Kandidatur zurück.
Die FWS soll weiterhin als Partei bestehen bleiben. Naderer bezeichnet diese als “moderne Bewegung”, die nicht auf Stimmen der Gewerkschaft und der Kammern “oder irgendwelcher Burschenschaften” hören müsse, sondern “ganz unabhängig Salzburgs Interessen vertreten kann”. Die FWS zähle “40 bis 50 Mitglieder”, erklärte er der APA. Die Freien Wähler Seekirchen seien ein Teil der Freien Wähler Salzburg, mit der Naderer weiterhin Politik machen will. Die FWS arbeitet seinen Angaben zufolge mit freien Wählergemeinschaften im Flachgau – z.B. Nussdorf und Henndorf – und Großarl im Pongau zusammen.
Naderer als politisches “Stehaufmännchen”
Wer Helmut Naderer kennt, würde sich nicht wundern, wenn sein Name irgendwann wieder in der Salzburger Landespolitik auftaucht. Denn dass der Polizist Steherqualitäten hat, hat er als politisches “Stehaufmännchen” schon mehrmals bewiesen.
Helmut Naderer wurde am 2. Oktober 1962 in Salzburg geboren. Er ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und wohnt in Seekirchen am Wallersee. Er fühlt sich im Flachgau stark verwurzelt. Um sich körperlich fit zu halten, joggt er nahezu täglich um den Wallersee. Zu seinen Hobbys zählen auch Schwimmen und Aktivitäten mit der “Salzburg-Friulanischen Freundschaftsgesellschaft”.
APA/Red.