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Vielmachglas – Trailer und Kritik zum Film

1-01-1970, 00:00

Muss man bis in die Antarktis reisen, um zu sich selbst zu finden? Ja, bei Marleen, Anfang 20, antriebsschwach, nicht gerade mit üppigem Selbstbewusstsein ausgestattet, lang genug gefrustet, ist das so. Und dafür investiert sie alles, was sie hat. Acht Euro. Via Hamburg will sie in die eisige Wildnis schippern.

Einen öde dahinplätschernden Alltag hinter sich lassen – und vor allem: einen schmerzhaften Verlust verarbeiten. Jella Haase (“Fack ju Göhte”) verkörpert die Nörglerin, die es erst nicht aus ihrem Schneckenhaus schafft und für die es dann plötzlich nicht weit genug sein kann. Matthias Schweighöfer spielt ihren großen Bruder Erik.

Vielmachglas – Die Handlung

Der kommt diesmal in Rasta-Locken und mit Tattoos auf die Leinwand. Den Titel des neuen Films liefert das “Vielmachglas”, das Erik seinem Schwesterherz in die Hand drückt. Jedes Abenteuer, jeden Anflug von Mut soll Marleen auf einen Zettel notieren. Dieser wandert nicht in ein Einmachglas, sondern in üppiger Zahl ins Vielmachglas, rät der Bruder, quasi ihr Gegenentwurf, quirlig, dauernd on tour weltweit. Schwindet die gerade zaghaft gewachsene Courage wieder, soll das gefüllte Glas sie wieder aufbauen. “Dann siehst du, was du alles kannst, was du dich alles getraut hast.” So weit, so unspektakulär.

Doch dann kommt Erik bei einem Autounfall ums Leben, Marleen saß hinterm Steuer, sie fühlt sich schuldig. An Eriks Stelle will sie in die Antarktis. Schweighöfer – mit 36 Jahren schon mehr als sein halbes Leben im Filmgeschäft – ist zugleich Mit-Produzent der Komödie, die auch tieftraurige Momente hat und anrühren kann.

Marleens Reise wird natürlich zum Chaos pur. Sie trifft auf die ausgeflippte YouTuberin Zoe, auf einen Lastwagenfahrer mit Tiger im Gepäck, eine Ziege kreuzt ihren Weg. Ebenso wie eine Busgruppe anstrengender Omas. Marleen legt sich mit Bikern an, macht nach einer Schlägerei einen unfreiwilligen Zwischenstopp in einer Arrestzelle und lernt – nicht wirklich überraschend – natürlich einen Supertypen kennen. Ben (Marc Benjamin), verständnisvoll, sanft, gut aussehend. Er ist im Campingbus Richtung Norden unterwegs – da passt alles. Man ahnt es: Ja, es wird ein Happy End mit den beiden nehmen.

Vielmachglas – Die Kritik

Der Film hat zwischendurch ziemlich langatmig-langweilige Abschnitte, die Dialoge sind oft nicht gerade geistreich, insgesamt eher eine oberflächliche Darbietung. Regisseur Florian Ross sagt zu seinem Spielfilmdebüt, die heute unbegrenzten Möglichkeiten hätten auf viele Leute lähmende Wirkung. “Trotz oder gerade wegen der großen Freiheit ist es schwierig, selbstständig zu werden”, schildert er das Thema hinter seinem eineinhalbstündigen Film. Und Jella Haase spricht von einem Ringen um die eigene Identität, sie betont bei aller Komik “eine gewisse Tiefe” in der Story, wie aus den Vorab-Infos zum Film hervorgeht.

“Vielmachglas” ist überwiegend in Nordrhein-Westfalen entstanden. Drehorte waren etwa Köln, Bonn, Mettmann oder Wuppertal. Die Geschichte hat viel Vorhersehbares, seichte wie auch berührende Szenen. Uwe Ochsenknecht und Julian Köhler müssen sich als Eltern mit kleinen Randrollen begnügen. Jella Haase liegt das “Trallala” nicht, sie überzeugt, wenn Marleen verzweifelt und am Boden ist.

(APA)

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