
Was schätzen Sie: Wie alt ist der Mann auf dem unten stehenden Foto? 70? 80? Beides falsch. Zum Zeitpunkt der Aufnahme im Vorjahr war der Franzose Robert Marchand 105. Und er hat einen Rekord für die Kategorie der Über-105-Jährigen aufgestellt: Er hat auf einer Rennradbahn bei Paris 22,5 Kilometer in einer Stunde zurückgelegt. Sein Motto: "Wer rastet, ist verloren."
Foto: APA/AFP/ERIC FEFERBERG Robert Marchand im Alter von 105 Jahren Marchand ist zwar laut Geburtsurkunde heute 106 Jahre alt – biologisch aber um viele Jahrzehnte jünger. "Ein trainierter 75-Jähriger kann leistungsfähiger sein als ein untrainierter 25-Jähriger", sagt der Sportmediziner Piero Lercher von der MedUni Wien. Und man kann 70 sein – biologisch gesehen aber erst 55. Mittlerweile werden im Internet unterschiedliche Tests angeboten, die dieses biologische Alter bestimmen sollen – etwa Gentests zur Bestimmung der Länge der Telomere (die Chromosomen-Enden, die sich im Alter verkürzen). Ihre Aussagekraft ist umstritten. Zuletzt haben chinesische Forscher aufhorchen lassen: Hinweise auf das Ausmaß von Zellschäden geben.
Doch bestätigt ist das noch lange nicht. Forscher betonen fünf Faktoren, mit deren Hilfe man tatsächlich Aussagen über das biologische Alter treffen kann:
In der neuseeländischen Stadt Dunedin wurden rund 1000 Menschen im kalendarischen Alter von 38 Jahren mit diesen und noch weiteren Tests gesundheitlich und psychologisch untersucht. Dann wurde das biologische Alter der Studienteilnehmer berechnet: Es lag zwischen 28 und 61 Jahren. Die Forscher hatten auch Daten aus dem 26. und 32. Lebensjahr der Teilnehmer – der Vergleich zeigte: Die mit den schlechtesten gesundheitlichen Werten alterten jedes chronologische Jahr um drei Jahre, während andere jünger blieben als ihr biologisches Alter.
Lercher bringt es auf eine einfache Formel: "Je schlechter Ihre Kraft, Ausdauer und Koordination sind – desto älter sind Sie biologisch gesehen. Und wenn Sie beim Stiegensteigen schon im ersten Stock außer Atem sind, ist das kein gutes Zeichen."
„Blue Zones“ nennt man sie – „blaue Zonen“: Jene Regionen der Erde mit einem überdurchschnittlich hohen Anteil von Menschen, die 100 Jahre und älter sind: Etwa Sardinien, die Insel Ikaria in Griechenland, Loma Linda in Kalifornien, die Nicoya-Halbinsel in Costa Rica und die japanische Insel Okinawa.
Folgende Punkte sind den Menschen in all diesen Regionen gemeinsam: Sie sind zeit ihres Lebens geistig und körperlich aktiv, familiär und sozial überdurchschnittlich engagiert, rauchen nicht oder wenig, und die Mehrheit ihrer Nahrungsmittel kommt von Pflanzen. Beinahe alle männlichen Hundertjährigen sind schlank.
Doch der Lebensstil und das soziale Umfeld alleine sind es – bei aller Bedeutung – allerdings nicht ausschließlich: „Das Beste, was man für eine hohe Lebenserwartung tun kann, ist, sich die richtigen Eltern ‚auszusuchen‘“, formulierte es einmal ein Demograph. Denn mindestens die Hälfte aller Hundertjährigen hat nahe Verwandte (besonders Geschwister), die ebenfalls überdurchschnittlich alt werden – ein Hinweis, dass auch „Langlebigkeitsgene“ eine Rolle spielen.
