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Landtagswahl Kärnten: Kaisers Wahlkampf stoppt auch nicht bei Minus-Graden

1-01-1970, 00:00

Minusgrade, diffuses Schneegestöber, Nebelschwaden hängen ins Tal – eigentlich ein Tag für die Therme. Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) hat die Aufgabe, politisches Wellness zu verbreiten, ganz ohne Hilfe von warmem Wasser. Noch vier Tage sind es bis zur Landtagswahl am Sonntag, Wahlkampf im Lavanttal steht für diesen Nachmittag am Programm.

Station eins: Betriebsbesuch bei einer großen Baufirma. Der Betriebsrat ist SPÖ-Funktionär und selbst Kandidat, er hat den Besuch organisiert. “Ich komm fragen, wie es geht”, sagt Kaiser als er das erste Büro betritt. “Schaut nicht so schlecht aus.” Die Mitarbeiterin wirkt wie die meisten etwas betreten, lächelt aber höflich. “Wie schätzt’s ihr die Stimmung ein”, versucht der Landeshauptmann im nächsten Büro ein Gespräch. “Weiß nicht.” – “In Kärnten ist immer alles möglich.” Kaiser gibt sich optimistisch: “Ich sag euch, wir werden Erster.” Kulis und Feuerzeuge werden verteilt, Kaiser und Gefolge ziehen weiter.

Landeshauptmann Kaiser für nichts zu Schade

In der Werkstatt hängen überall Poster von nackten Frauen, Männer in blauer Arbeitskluft halten Lötkolben, die kalte Luft riecht nach Öl. Rote Kernklientel eigentlich. Kaiser steigt über Balken und schüttelt Hände. Ein Mann sagt, er hat schon gewählt, zwei andere bleiben trotz des hohen Besuchs ganz auf ihre Arbeit an einer Radaufhängung konzentriert, nach kurzem Warten geht Kaiser weiter. Andere der Arbeiter sind zugänglicher, lächeln freundlich in die Linsen der Wahlkampfmitarbeiter. Der Firmenchef hat sich dem Rundgang angeschlossen und kommt mit Kaiser ins Gespräch. In die Straßen müsse dringend mehr investiert werden, findet er. Kaiser verspricht, dass es zehn Millionen Euro extra für den Straßenbau aus den Hypo-Haftungsprovisionen geben werde.

Zweite Station in Wolfsberg

Station zwei, das Rathaus Wolfsberg. Das ist ein Heimspiel quasi, der Bürgermeister ist ein Roter, von der Bezirksgruppe sind einige gekommen, es wird ein herzlicher Empfang. Auf der Treppe wird Aufstellung für ein paar Fotos genommen, rotbejackte Funktionäre halten Schilder “Wir wählen LH Peter Kaiser” hoch, Kinder sind auch dabei. “So, lächeln”, gibt der Landeshauptmann das Kommando. Das Lavanttal ist eine sehr konservative Gegend, die meisten Gemeinden tragen die Namen ihrer Pfarrkirchen, der eigentlich abgeschaffte Adel ist im Denken und im Sprachgebrauch der Bewohner noch sehr präsent.

Der Großteil der Wolfsberger Riege kommt mit auf einen Abstecher in die Innenstadt, der Schneefall hat inzwischen ausgesetzt, kalt ist es immer noch. Handy-Shop, Sparkasse, die Drogerie und ein paar Cafés. Die Wahlkämpfer stoßen auf freundliche Passanten, Kaiser schüttelt lächelnd Hände. Nur da, Richtung Fußgängerzone, geht man besser nicht weiter, dort hat ein rabiater Freiheitlicher seinen Laden, heißt es. “Da gehen wir nicht hin, ich mag nicht streiten”, sagt Kaiser. Vor allem Wahlkampfhelferinnen sind mit unterwegs, sie erzählen stolz von den vielen Hausbesuchen, die sie absolviert haben. Für den Peter machen sie das, sagen sie. In einem Bistro sitzen drei Pensionisten bei Spritzer und Leberkäs-Semmel, andächtig nimmt einer sein Schildkapperl ab, als der Landeshauptmann ihre Hände schüttelt. Sagen tun sie nichts. Kaiser gibt noch eine Runde Kaffee aus, auch Spritzer gibt es für die Wahlkämpfer.

Motorikpark in jeder Gemeinde

Nächste Station: Stankt Gertraud. Die SPÖ verspricht, in jeder Gemeinde einen Motorikpark aufstellen zu lassen. In Sankt Gertraud gibt es schon einen, indoor in der Musikschule halt. Zwei Klassen wurden adaptiert, nun steht die feierliche Eröffnung an. Bald finden hier dreimal wöchentlich Aufbau-Fit-Kurse statt. 30.000 Euro wurden investiert, 15.000 kamen vom Land. “Dank dir, Herr Landeshauptmann”, heißt es in der Eröffnungsrede. Kaiser bekommt einen Honig-Geschenkkorb. “Wir sind eine Honiggemeinde. Du weißt ja, dass sehr viele flotte Bienen bei uns hier unterwegs sind.” Die älteren Damen in Turnschuhen kichern und schwingen sich mit dem Landeshauptmann für die Fotos auf die Ergometer.

42 Veranstaltungen stehen von Mittwoch bis Samstagabend an, ein Marathon quasi, sagt der Läufer Kaiser. Die drei ersten dieser 42 hat er im Lavanttal absolviert, weiter geht es noch am Abend dieses Mittwochs nach Feistritz im Rosental. Letzte Station ist am Samstagabend ein Fackellauf in Klagenfurt mit Bundesparteichef Christian Kern. Jeden Morgen läuft der routinierte Politiker seine Runde am Wörthersee, erzählt er gerne. Gut trainiert wird er auch diesen Wahlkampf-Marathon finishen. Die Wertung bleibt abzuwarten.

(APA/red)

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