Mit der schreienden Hanna (Angela Gregovic) beginnt der Film; und Rechinsky lässt sie lange schreien. Wird die junge Frau in der ersten Szene noch mit kaltem Wasser abgeduscht, sieht man sie später nach einem Autounfall mit ihrem Freund Jura (Dimitriy Bogdan) in einem ukrainischen Krankenhaus. Dort krümmt sie sich lange vor Schmerzen. Ihren unverletzten Partner bringt das zum Verzweifeln, gleichzeitig belastet ihn unter anderem seine eigene pessimistische Weltsicht.
Ugly – Die Handlung
Hanna sieht sich indes Familienproblemen gegenübergestellt. Die beiden sind nicht das einzige Liebespaar, das sich in “Ugly” mit fatalen Schicksalsschlägen herumschlagen muss. Sieht man Hanna bei ihrer Familie in Österreich, steht nicht sie, sondern ihre Eltern im Mittelpunkt, die angesichts der beginnenden Alzheimer-Erkrankung der Mutter (Maria Hofstätter) von Zukunftsängsten geplagt werden. Die Darsteller spielen glaubhaft und mit vollem Körpereinsatz, vor allem Hofstätter sticht in ihrer Rolle der sich selbst verlierenden Martha heraus. Die Bilder der Unglücklichen halten sich lange im Gedächtnis.
Außerhalb seiner Geschichte ist “Ugly” alles andere als hässlich konzipiert, sondern wartet mit interessanten Bildkompositionen auf. Oft stechen Farben – ein roter Mantel, eine knallgrüne Wand – hervor. Die Figuren bewegen sich in ukrainischen und österreichischen Milieus, wie nebenbei zeigt der Film so Unterschiede zwischen den beiden Drehländern auf. In Österreich skizziert der Regisseur eine wohlhabende, feiernde Gesellschaft und zeigt die beiden Hauptpersonen in einem durch seine Größe dekadent wirkenden Haus. Ein Gros der Handlung in der Ukraine spielt sich indes in einem düsteren, schäbig aussehenden Krankenhaus ab.
Ugly – Die Kritik
Naturgewalten und ihre Auswirkungen sind im Spiel. Stürme ziehen immer wieder lautstark über die Filmlandschaften; vielleicht, um den unaufhaltsamen Fortgang des Lebens zu bebildern. Manchmal ist alles aber auch ganz still und reglos, und für kurze Zeit dürfen die Figuren innehalten, bevor sie wieder in ihr Leben zurückgeworfen werden. Im Hintergrund ist zuweilen sakrale Musik zu hören.
Rechinskys erster Langfilm-Wurf ist kein einfaches Werk, aber das war angesichts seiner zuvor veröffentlichten Dokumentation “Sickfuckpeople” über drogenabhängige obdachlose Jugendliche auch nicht zu erwarten. Hier hatte auch Ulrich Seidl als Koproduzent seine Finger im Spiel. Die Handlung entwickelt sich in “Ugly” nur langsam. Es wird wenig miteinander gesprochen und viel miteinander gelitten. Eine solche Geschichte ist berührend, in Spielfilmlänge aber nicht leicht mitanzusehen.
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(APA)