Läuft es gut für die ÖVP, könnte sich Günther Platter die 2008 verlorene Absolute im schwarzen Kernland wieder zurückholen. Landeshauptmann bleibt er so gut wie sicher – im “Heiligen Land”, in dem die ÖVP bisher alle Landeshauptleute stellte und durchgehend Erste mit großem Abstand zur SPÖ war.
ÖVP-Rekordland Tirol könnte bald wieder schwarze Zugewinne erwarten
Die Sozialdemokraten waren bisher mit nur einer Ausnahme (2008 war die Liste Fritz Dinkhausers Stärker) immer Zweite – könnten bei dieser Landtagswahl allerdings erstmals von der FPÖ überholt werden. Koalitionspartner war die SPÖ zuletzt nicht mehr, seit 2013 ist Tirol schwarz-grün regiert – und auch hier könnte sich Blau statt Grün durchsetzen.
Platter kann zwar auf satte Zugewinnen zu den 2013 erstmals unter 40 Prozent (genau 39,35) hoffen – aber ein Rekord ist nach diesem historischen Tief nicht zu erwarten. Denn dafür müsste die ÖVP mehr als 69,83 Prozent (die sie 1945 holte) schaffen.
Auch von seiner Amtsdauer her zeichnet sich ein Rekord Platters nicht ab. Der legendäre Eduard Wallnöfer legte mit fast 24 Jahren die Latte sehr hoch. Platter – seit Juli 2008 im Amt – ist jedoch seit August 2017 der zweit-längstdienende Landeshauptmann. Um Wallnöfer zu überholen, müsste er sich bis 2032 halten.
ÖVP seit 2008 keine absolute Mehrheit mehr
Dass die ÖVP in Tirol – anders als in Niederösterreich – seit 2008 keine Absolute mehr hat, lag an großer Konkurrenz auch aus den eigenen Reihen, durch Fritz Dinkhausers Liste, “Vorwärts” und die Liste Gurgiser. 2013 fiel die ÖVP damit erstmals unter die 40er-Marke. Das waren nur mehr zwei Drittel der immer um die 60 (und teils auch mehr) Prozent, die die ÖVP bis zu den 90er-Jahren gewohnt war. 1989, die erste Wahl mit der unter Jörg Haider erstarkenden FPÖ, bescherte der Volkspartei mit 15,92 Punkten das größte Minus, das es je im Lande gab. Damals stürzte die Volkspartei unter die 50er-Marke ab, seither hat sie sie nie wieder überschritten.
Aber selbst im jetzigen historischen Tief ist die Tiroler VP noch stärker als es die SPÖ jemals war. Deren bester Wert waren 33,47 Prozent im Jahr 1970. Seither schrumpften die Sozialdemokraten, zuletzt auf ihren niedrigsten Wert der Zweiten Republik, 13,72 Prozent. Der Abstand zwischen Schwarz und Rot war immer groß. Nur einmal, nach der Wahl 2003, war er knapp weniger als 25 Prozentpunkte, aktuell sind es 25,63.
So schlugen sich FPÖ und Grüne bisher
Da es für die FPÖ in Tirol meist nur mittelprächtig lief, lag die SPÖ bisher immer vor den Blauen. Die FPÖ kam ihr nie näher als 2,16 Prozentpunkte (1999). Seit der Wahl 2013 trennen 4,38 Punkte SPÖ und FPÖ. Die Freiheitlichen schafften es zwar 1949 auf Anhieb in den Landtag und blieben auch dort, kamen in Tirol aber bisher nie über die 20er-Marke. 19,61 Prozent im Jahr 1999 waren ihr bisher bestes Ergebnis. 2013 landeten sie mit 9,34 Prozent nur auf Platz 5, auch hinter den Grünen und der Liste Vorwärts.
Für die Grünen ist Tirol eine Hochburg. Dort müssen sie auch nicht um den Verbleib im Landesparlament zittern, wohl aber um die Regierungsbeteiligung. Im Landtag sind sie seit 1989. Schon viermal schafften die Tiroler Grünen es über die 10er-Marke – und 2003 und 2013 waren sie stärker als die FPÖ. 2013 wurden sie mit 12,59 Prozent Koalitionspartner der ÖVP.
Einen – wenig erfreulichen – Rekord hält Tirol österreichweit: Es weist die geringste Wahlbeteiligung der bisher 141 Landtagswahlen der Zweiten Republik aus. Nur mehr 60,40 Prozent nutzten 2013 die Möglichkeit, über die Zusammensetzung des Landtages mitzuentscheiden.
(APA/Red.)