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Fifty Shades of Grey – Befreite Lust – Trailer und Kritik zum Film

1-01-1970, 00:00

Der vorerst letzte Teil der Romanverfilmungen nach der Vorlage der britischen Bestsellerautorin (*seufz*) Erika Leonard aka E.L. James soll der Höhepunkt der Trilogie sein, glaubt man den leicht mit Parfum-Werbung verwechselbaren Filmplakaten.

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Viel mehr als bislang schon in zweifacher Ausführung Gesehenes sollte man sich aber nicht erwarten: Werbespot-gleiche Inszenierungen von Sportwägen, Smartphones, Sex-Toys, Privatjets, Yachten und opulenten Anwesen, durchbrochen von einem bemüht spannend gedrillten Thriller-Plot, der von jeder noch so einfallslosen “CSI”-Folge mühelos in den Schatten gestellt wird. Inmitten darin die obligaten Sado-Maso-Spiele zweier zumindest hübsch anzusehender Schauspieler, die in ihren haarsträubend platt geschriebene Rollen das Beste versuchen, dem Ganzen einen halbwegs ernsten Ton zu verleihen.

Fifty Shades of Grey – Befreite Lust – Die Handlung

“Fifty Shades of Grey – Befreite Lust” setzt am Ende von “Gefährliche Liebe” an und lässt die Traumhochzeit von Christian Grey (mal mit, mal ohne Bart: Jamie Dornan) und Anastasia “Ana” Steele (Dakota Johnson) gleich bei den Credits am Anfang ruck-zuck über die Bühne gehen. Doch schon während der Flitterwochen in Frankreich (man fährt laut lachend mit dem Rad am Louvre vorbei, diniert im Quartier Latin, badet an der Côte d’Azur, usw.) macht sich der übermäßige Beschützerinstinkt des Multimillionärs bemerkbar.

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Dem gegenüber steht eine abwechselnd devot wie auch selbstbewusst auftretende Ana, die nur schwer in ihre Rolle als Ehefrau zu finden und mit den täglichen Problemen der oberen Zehntausend (Wie sieht der von den Bediensteten zu erstellende Speiseplan aus? Was soll die Architektin mit dem neu erworbenen Anwesen machen? Wer darf mit dem Luxus-Sportwagen ohne Rücksicht auf Verluste auf der Autobahn rasen?) zu kämpfen hat. Dem frisch getrauten Ehepaar wird zudem noch das Leben von Anas ehemaligen Vorgesetzten Jack Hyde (Grenzüberschreitend schlecht: Eric Johnson) schwer gemacht, der mit einem ausgeklügelten Plan seine Rachegelüste an den Beiden befriedigen will.

Fifty Shades of Grey – Befreite Lust – Die Kritik

Im dritten und letzten Ableger der Filmreihe tritt Regisseur James Foley, der auch schon für den Vorgänger “Fifty Shades of Grey – Gefährliche Liebe” verantwortlich war, einmal mehr auf der Stelle in Sachen dramaturgischer Ausarbeitung der Handlung wie auch bei der Charakterisierung der Figuren – natürlich beides der Romanvorlage geschuldet. Konnte zumindest im ersten Teil noch etwas Interesse mit einer vermeintlich düsteren Vergangenheit von Dornans Charakter beim Kinopublikum hergestellt werden – immerhin galt es, die SM-Vorlieben in das Handlungsgefüge einzubauen – so wurde mittlerweile bei “Befreite Lust” sämtlicher halbwegs reizvoller Tiefgang über Bord geworfen.

Einem relativ klarem Schema folgend wird das Paar bei trivialen Tätigkeiten ohne besondere Relevanz für die Story gezeigt, Plattitüden werden dabei ausgetauscht, bis all dies schließlich in bedeutungslose Soft-Softporno-Szene mündet und von neuem beginnt. Kleine Nebenplots wie das vermutete Fremdgehen von Christian Greys Bruder kommen und gehen, bis Drehbuchautor Niall Leonard (der Ehemann von E.L. James wohlgemerkt) scheinbar die Erkenntnis überkam, dem Film tatsächlich eine Handlung zu verpassen.

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Bemerkenswert erscheint die Tatsache, wie weltfremd die beiden Hauptfiguren miteinander interagieren und wie deplatziert vor allem die Rolle von Dakota Johnson in Zeiten der #MeToo-Bewegung angelegt wurde. Der Kontrollsucht ihres frisch Angetrauten unterworfen darf Ana lediglich als allzeit williges Sexspielzeug fungieren, deren Job und Freizeitgestaltung vollends dem Mann im Haus unterzuordnen sind.

Handy-Ortung, rund-um-die-Uhr-Überwachung via Bodyguards, von Eifersucht getriebene Überraschungsbesuche und sogar ein unterbundener Orgasmus als Bestrafung für vermeintliches Fehlverhalten lassen “Fifty Shades of Grey – Befreite Lust” zu einem überaus bedenklichen Werk werden, sofern man sich darüber wirklich ernsthafte Gedanken machen will. Das für jeden aufgeklärten Menschen wohl absolut inakzeptable Verhalten rund um die ungewollte Schwangerschaft von Ana stellt dann den wirklichen Tiefpunkt des Filmes dar, den auch keine noch so “heiße” Intimszene (die wohl das Publikum in die Kinos treiben sollten) mehr vergessen machen kann.

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All dies spielt aber keine Rolle, denn einmal mehr gilt zu betonen, dass Fans der Bücher und in weitere Folge wohl auch der Filmreihe über alle negativen Aspekte hinweg sehen werden und auch “Fifty Shades of Grey – Befreite Lust” zu einem Erfolg am Boxoffice verhelfen werden.

Ab und an wird etwas gefesselt, an Brustwarzeln genuckelt und mit Eiscreme auf Oberschenkeln gespielt, das Luxusleben ohne Geldsorgen wird in Hochglanz-Bilder samt dazu passender Popmusik eingefangen und ein wenig Spannung wird mit dem schon hunderte Male gesehenen Thriller-Einschub in der zweiten Hälfte des Films zu erzeugen probiert. Retten kann all diese den Abschluss der “Fifty Shades of Grey”-Trilogie auch nicht, es bleibt also kein Wehmut zurück, wenn man am Ende des Film endlich Abschied von diesen Figuren nehmen darf.

(Red. / Alle Bilder: UPI)

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