Ziemlich deutlich wird die US-Kritik etwa bei “Huck and Jim”, in dem Kapranos davon singt, den Menschen in Amerika vom NHS zu berichten – dem immer wieder auch unter den Briten zu Diskussionen führendem staatlichen Gesundheitssystem Großbritanniens.
Politisch verstehen lässt sich auch “Paper Cages”, wenn die Hörer ermutigt werden, eben die gesellschaftlichen “Papierkäfige” zu verlassen. Ein Politalbum ist “Always Ascending” deshalb aber noch lange nicht.
Erstes Album mit neuer Formation
Auch der Spaß kommt nicht zu kurz: Das zeigt schon die Ode ans Faulsein (“Lazy Boy”). Vor allem legt die Band in Sachen Tanzbarkeit eine Schippe drauf. Dabei geht auch der für “Franz” typische Gitarren-Sound nicht verloren. Und das, obwohl es das erste Album mit neuer Formation ist.
Vor eineinhalb Jahren verließ der in Bayern aufgewachsene Mitbegründer und Gitarrist Nick McCarthy die Band, um sich seiner Familie zu widmen. Ihm nachgefolgt sind inzwischen Dino Bardot (1990s) an den Gitarren und Julian Corrie am Keyboard. Beide sind alte Bekannte der Band aus der Glasgower Musikszene.
Mehr Synthie, mehr Disco
Gerade Corrie, der sich als “Miaoux Miaoux” mit Remixen einen Namen gemacht hat, dürfte zum verstärkten Synthesizer-Einsatz beigetragen haben (“Always Ascending”, “Feel the Love Go”). Tanzbar war die Musik von Franz schon immer. Doch nun klingt sie noch mehr nach Disko. Das sollte im Sinne Kapranos sein, der es laut Interview liebt, Leute im Club beim Tempowechsel der Songs über ihre Füße stolpern zu sehen.
Aber auch ein Elektro-Album ist “Always Ascending” nicht geworden: “Alles, was auf der Platte an Elektronischem zu Hören ist, ist immer noch handgemacht: Auch die Synthesizer sind mit der Hand bedient, da ist nichts programmiert”, betont Kapranos. Nicht, dass sich die Fans der ersten Stunde vor den Kopf gestoßen fühlen.
Wie Brit-Pop, aber komplett anders
Bekannt wurde die Band 2004 mit dem von der gesammelten Musikpresse als anspruchsvoll wie unterhaltsam gefeierten Debütalbum “Franz Ferdinand”. Lieder wie “Take me out” oder “Dark of the Matinée” wurden auf den Tanzflächen der Indie-Clubs rauf und runter gespielt. Auch mit den Nachfolgerplatten landeten die Schotten stets sicher in den internationalen Charts, auf den Bühnen großer Rock-Festivals und den Rezensionslisten der Fachblätter.
Kritiker steckten sie mit Bloc Party, Kaiser Chiefs und anderen “Insel-Bands” in die Brit-Pop-Schublade. Wohl fühlten sich “Franz” damit nie. Brit-Pop meine eigentlich englische Bands aus Manchester oder aus London, sagt Kapranos. “Aber wir sind aus Glasgow, das ist eine komplett andere Welt.” Ein Berliner sei ja auch kein Österreicher. “Die Sprache ist zwar die gleiche, aber komplett anders.”
Im März in Wien
So wollen die fünf Herren im Übrigen auch die neue Platte verstanden wissen: immer noch Franz Ferdinand, aber eben komplett anders. In Wien machen sie mit dem neuen Material am 13. März im Gasometer Station.
(APA/red)