
"Es wird derzeit ein neues Lehrbuch der Therapien bösartiger Erkrankungen geschrieben." Das sagte Krebsspezialist Univ.-Prof. Christoph Zielinski, Leiter des Comprehensive Cancer Center (CCC) der MedUni Wien / AKH Wien, im Vorfeld des Krebstages am 12. Februar (siehe rechts unten). Aber er betonte auch, dass neue Ansätze noch nicht jedem helfen: "Es ist der Beginn einer Entwicklung – es ist nicht der Weisheit letzter Schluss, sondern ihr erster Schluss." Wobei eine große internationale Studie jetzt auch zu dem Ergebnis kam, dass weltweit immer mehr Menschen Krebs überleben.
Foto: /Krecon Fotografie Krebs-Spezialisten Sevelda, Kornek, Zielinski, Prager (v.l.n.r.)
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"Es gelingt uns immer besser, jene Subgruppen an Patienten zu identifizieren, die von einer bestimmten Therapie auch tatsächlich profitieren", betonte Darmkrebsspezialist Gerald Prager. Mit Erfolg: "Vor 20 Jahren lag die durchschnittliche Lebenserwartung bei metastasiertem (in den Körper gestreutem, Anm.) Dickdarmkrebs bei unter einem Jahr, heute sind es im Schnitt 30 Monate." Bei einer kleinen Untergruppe, die gut auf eine Immuntherapie anspricht, sogar noch deutlich länger. Und zwei Drittel aller Patienten mit metastasiertem Melanom (Hautkrebs) leben heute nach zwei Jahren – früher lag die Lebenserwartung bei sechs bis neun Monaten.
Eine Immuntherapie kostet im Schnitt 200.000 Euro im Jahr, werden zwei Präparate kombiniert, kann sich die Summe verdoppeln. "Das Medikamentenbudget des Wiener AKH ist heuer um 20 Millionen Euro höher als im vergangenen Jahr – der Großteil davon fließt in die Onkologie", so Univ.-Prof. Gabriele Kornek, Präsidentin des Vereins "Leben mit Krebs" und Ärztliche Direktorin des AKH Wien. "Bei manchen Medikamenten ist die Preisgestaltung nachvollziehbar, bei manchen nicht." Spitzenreiter bei den Kosten ist derzeit die (CAR-)T-Zelltherapie gegen Leukämie: Eine Behandlung kommt auf 360.000 Euro.
Zielinski verwies noch auf einen anderen Aspekt: "Wir haben an der MedUni Wien viele in ihrem Fach weltberühmte Kollegen – weil sie gefördert wurden. Das intellektuelle Potenzial in Österreich ist groß – aber Menschen aus unterprivilegierten Schichten werden nicht der Bildung zugeführt – das ist eine große Unterlassung."
