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Fahrradboom wird erwartet: Prognose bei Motorradfirmen gedämpft

1-01-1970, 00:00

Konjunkturerwartungen gelten als guter Indikator für die Wirtschaftsentwicklung. Die positive Erwartung einer Industrie kann aber die Stimmung in ähnlichen Branchen trüben. “Das heißt beispielsweise, wenn die Nachfrage an Fahrrädern steigt, ist zwar die Prognose dieses Industriezweiges positiv, hingegen korrigiert beispielsweise die Motorrad-Industrie ihre Einschätzung nach unten”, so eine Studie. Belegt wurde auch, dass etwa ein Kühlschrankproduzent negativ auf eine höhere Erwartungshaltung eines Konkurrenten im Ausland reagieren kann. “Eine gestiegene Nachfrage nach Produkten von Wettbewerbern aus derselben Branche aber in einem anderen EU-Mitgliedsland deutet daraufhin, dass die heimischen Unternehmen an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt haben”, schreiben Anja Kukuvec und Harald Oberhofer von der Wirtschaftsuniversität Wien in ihrer Arbeit.

Die Forscher haben dafür die Wechselwirkungen innerhalb von Wertschöpfungsketten aber auch zwischen Branchen untersucht. Sie zeigen, dass “Wellen von Optimismus und Pessimismus” entstehen, oft auch grenzüberschreitend.

Heimische Zulieferer stark von deutschen deutschen Autobauern abhängig

Bestätigt wurde, dass die Erwartungen heimischer Zulieferer stark von jenen der deutschen Autobauer und anderer Industrien innerhalb dieser Wertschöpfungskette abhängig sind – sich im Umkehrschluss aber auch auf diese auswirken können. “Werden Unternehmen in einem Wirtschaftszweig pessimistischer, wirkt sich das somit im Durchschnitt negativ auf die Einschätzungen der vorleistenden Branchen aus, was wiederum die Erwartungen des ursprünglich betroffenen Wirtschaftszweiges beeinflussen kann”, heißt es in der Studie.

Die Stimmung entwickle sich auch über verschiedene europäische Produktionsketten hinweg. “Von Modellen unerklärte Veränderungen von unternehmerischen Erwartungen werden somit verstärkt, was wiederum zu Wellen an Optimismus beziehungsweise Pessimismus führen kann”, schreiben die beiden. Dadurch könne die Entstehung und Ausbreitung von Krisen beziehungsweise wirtschaftlichen Aufschwüngen besser erklärt werden, schließen Kukuvec und Oberhofer aus ihrer Arbeit.

Politische Maßnahmen beeinflussen Unternehmen

Aber auch politische Maßnahmen haben großen Einfluss auf die Erwartungshaltung europäischer Unternehmen. Wird etwa eine Senkung der Lohnnebenkosten einer Branche verkündet, stimmt das nicht nur den betroffenen Wirtschaftszweig froh, sondern beflügelt auch die Erwartungen anderer Branchen innerhalb derselben Wertschöpfungskette, so die Studie.

Solche Maßnahmen sollten laut Oberhofer aber auf die spezifischen Wirtschaftszweige und Länder abgestimmt werden, das sei effektiver als “europäische Universalprogramme”. “Bei der Ausgestaltung der individuellen Politikmaßnahmen in den einzelnen Mitgliedsländern sollten allerdings auch dessen Effekte auf Wirtschaftszweige in anderen EU-Staaten berücksichtigt werden.”

Untersucht wurden die vierteljährlichen Daten der EU-Kommission auf Branchenebene für den Zeitraum von 2005 bis 2014. “Für die Konjunkturprognose befragen die Europäische Kommission und nationale Forschungsinstitute monatlich rund 135.000 europäische Unternehmen zu ihrer aktuellen Geschäftslage und ihren Einschätzungen für die nächsten Monate”, so die Forscher.

Die Studie: “The Propagation of Business Sentiment Within the European Union” erschien im Department of Economics Working Paper No. 257.

APA/Red.

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